Einst war Epecuén ein Urlaubsparadies in Argentinien. Viele Familien genossen hier ihre schönsten Tage im Jahr. Man sonnte sich am Strand oder tauchte in die salzigen Wellen des Meeres. Bis im November 1985 das Wasser kam. Nach nicht enden wollenden Regenfällen wurde die Region überschwemmt. 25 Jahre lang hatte das Meer die beliebt Küstenregion an sich gerissen und die Stadt tief unter sich begraben. Als das Wasser nach Jahrzehnten endlich versiegte, gab es nur noch Ruinen.
Eine Gruppe junger Dokumentarfilmer macht sich in diesem Horrorstreifen der Regisseure Luciano und Nicolás Onetti auf den Weg zu dieser Geisterstadt, um zu sehen was die Fluten vom einstigen Paradies zurückließen.
So tuckern eine Handvoll Jungfilmer mit dem VW Bus Gras rauchend in Richtung Küste und passieren auf dem letzten Stopp eine Tankstelle der besonderen Art. Die Angestellten, allesamt Hinterwälder mit Horrorlook, sind den Fremden nicht gerade freundlich gesinnt.
Die alte Dame erzwingt den Kauf von gefüllten Teigtaschen, in denen schon die Fliegen nisten, und die sanitäre Anlage sieht aus als bekomme man von der Klobrille eine Infektion. Schnell fahren die Filmer weiter und versuchen das mulmige Gefühl hinter sich zu lassen, bis der Tank, Dank durchtrennter Benzinleitung, vorzeitig trocken läuft. Das gestrandete Filmteam muss nun sehen, wie sie von der Geisterstadt wieder wegkommen.
Was sie dabei nicht ahnen: sie sind nicht allein. Wer auch immer das Auto sabotierte ist nun hinter den jungen Leuten her. Mit gruseligen Tiermasken, nagelbesetzten Keulen und Äxten wird Jagd auf Menschen gemacht. So landen diejenigen, die nicht sofort getötet werden, in Käfigen eines finsteren Schlachthauses. Ihr Schicksal: zu jenen Teigtaschen verarbeitet zu werden, die ihnen zuvor als Wegzehrung angeboten wurden.
Schnell kommen Erinnerungen an Texas Chainsaw Massaker, Wrong Turn oder The Hills have Eyes hoch. Degenerierte Irre tyrannisieren Reisende und trachten ihnen nach Leib und Leben. Die entstellten Monster agieren dabei irre lachend und Dreck verkrustet. Wenn der Schlächter seine Säge ansetzt und ein Frauenbein durch den Fleischwolf dreht, dann geht der Puls bis an die Decke.
Mit schönen Farbfiltern und dynamischer Kamera wird jeder Schrecken zum Hochglanz perfektioniert. Die Motive der argentinischen Manson-Familie bleiben dabei etwas auf der Strecke. Warum sollten Flutopfer zu Kannibalen werden? Wie sichern sie sich ihr Überleben, wenn nur alle paar Jahre ein Fremder in diese Region kommt? Wie konnten diese Stadteinwohner nur derart degenerieren? Sind sie das Produkt von unkontrollierter Inzucht oder haben die Fluten auch radioaktive Strahlung mit sich gebracht?
Wer bei klassischen Slasher-Filmen und Torture Porn á la Saw oder Hostel Gefallen am Quälen und Portionieren von Menschen in mundgerechte Happen Freude empfindet und dem es dabei nicht brutal genug sein kann, der wird in diesem Horrorstreifen seine wahre Freude finden. Spannend wird es ab dem Schlachthaus allemal und Blut fließt hierbei in zahlreichen Litern.
Lediglich der Realismus beim Absägen eines Beines ist etwas zu kurz gekommen. Derartige Amputationen würden das Opfer schnell verbluten lassen. Stattdessen wird die arme Frau noch an den Tisch gesetzt, wo sie unter vollem Bewusstsein mit dreckigem Wasser und Häppchen aus dem eigenen Schenkel gefüttert wird. Zartbesaitete Seelen sollten hier besser zu weniger dramatischen Filmen greifen. Genrekenner werden allerdings mit gewohnten Motiven unterhalten.
Leider blieb die Innovation angesichts der vielen Klischees anderer Horrorklassiker deutlich auf der Strecke. Alles war schon einmal da. Es gibt es Höhen und Tiefen, die den Streifen zu solidem Mittelmaß verhelfen. Die Darstellung, Bildqualität und musikalische Untermalung mit spanischer Popmusik werten das Gesamtwerk allerdings ein wenig auf. Ebenso das Setting der untergegangen Stadt, welche vom Salzmeer über Jahrzehnte verzehrt wurde und an zerbombte deutsche Städte nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert. Guten Appetit!
https://youtu.be/3u1k-y3faF8
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