Wind River (2017) | Filmkritik

Schnee soweit das Auge reicht. Cory Lambert (Jeremy Renner) lebt getrennt von seiner Frau Wilma nachdem sie vor einigen Jahren ihre gemeinsame Tochter verloren haben. Sie starb in eisiger Kälte abseits der Zivilisation.

Cory ist von Beruf Jäger in der Eiswüste, die jede Menge tödliche Gefahren birgt. Bei seinem neuen Auftrag soll er mehrere Pumas finden, die einen Stier getötet haben. Auf seiner Suche entdeckt er jedoch die Leiche einer 18-jährigen Frau, welche in der Wildnis des Indianerreservats Wind River vergewaltigt und misshandelt wurde. Doch was hat die junge Frau barfuß und dünn bekleidet in der Natur gesucht?

US Wildlife Agent Cory Lambert erkennt das Mädchen sofort, da seine Tochter mit ihr befreundet war. Die ortsansässige Polizei kontaktiert das FBI, um das von Schnee bedeckte Areal weiter zu durchsuchen. Auch die frisch aus der Ausbildung kommende Agentin Jane (Elizabeth Olsen), die normalerweise im lauten und bunten Las Vegas stationiert ist, wird in die eisige Region entsandt.

Da sie nicht auf weitere Verstärkung hoffen kann und keinerlei Ahnung hat, wo sie eigentlich ist, bittet sie Cory Lambert um Hilfe. Dieser willigt ein und zusammen begibt sich das ungleiche Paar auf die Jagd nach dem scheinbar unbekannten Mörder der 18 Jahre alten Natalie. Immer tiefer dringen sie in eine Gegend vor, die von latenter Gewalt und den Elementen geprägt ist.

Wind River ist ein US-amerikanischer Thriller aus dem Jahre 2017, der von Regisseur Taylor Sheridan inszeniert wurde. Außerdem steuerte er das Drehbuch zu dem Film bei nachdem Sheridan zuvor bereits die Drehbücher für die Filme erfolgreichen Filme Sicario (2015) und Hell or High Water (2016) verfasste.

Seine neueste Geschichte stellt zugleich sein Regiedebüt dar. Die Geschichte des Films vereint die üblichen Zutaten eines Sheridan-Drehbuchs: Ruhige Typen, eine besondere Atmosphäre und einen Hauch von Western.

In seinem Erstlingswerk als Regisseur wechselt er allerdings von dem Süden der USA in den Norden. Der hohe Schnee in Wyoming und die unberührte Natur sorgen für ein schönes, ruhiges und einfallsreiches Setting.

Das Indianerreservat Wind River stellt zudem innerhalb der USA eine gesetzliche Besonderheit dar, da dort unterschiedliche Stämme leben und richten. Es ist angenehm überraschend und informativ, eine gesetzliche Besonderheit anhand eines Thrillers kennenzulernen. Die Kälte und die Aussichtslosigkeit im Norden der USA bekommen anhand von schön eingefangenen Kamerabildern die benötigte Tiefe, vergleichbar mit den Landschaften in The Revenant (2015) oder The Grey (2011).

Des Weiteren werden die Indianerstämme ebenso zerbrechlich und unsicher wie die weißen Durchschnittsamerikaner dargestellt, sodass eine ungewohnt enge Verbundenheit zwischen unterschiedlichen Ethnien entsteht. Die Figuren sind zudem außerordentlich gut gezeichnet, da sie die passenden Ängste in sich tragen. Dennoch müssen die Menschen im Norden Härte zeigen, was anhand eines Mordfalls gut inszeniert wird.

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Leider hat Wind River trotz seiner ambitionierten Geschichte und seines wunderbaren Settings mit einigen Problemen zu kämpfen. Besonders im Mittelteil des Films ist das Erzähltempo drückend langsam und es passiert einfach zu wenig, um der lahmenden Handlung intensiv folgen zu können. In diesem Teil des Films halten einem lediglich die Schauspieler Jeremy Renner und Elizabeth Olsen bei Stange, da zu viel Ruhe herrscht. Folglich fehlen gegen Ende des Films etwas Griffigkeit und die nötigte Schärfe. Ein Ärgernis, da in einigen ruhigen Sequenzen das aufflackernde Potenzial von Taylor Sheridans Drehbuch zwar erkennbar ist, aber nie komplett ausgereizt wird.

Dennoch kann der abwechslungsreichen Neo-Western-Story mit etwas Aufopferung intensiv gefolgt werden, da der Film anhand seiner Figuren und dank einer wunderbaren Atmosphäre zu überzeugen weiß, denn nicht wenige Szenen sind spannend, voller Kraft und unterhaltend. Allerdings kann die Spannung nicht lange aufrecht erhalten bleiben, da viele Momente zu kurz kommen und die falschen Szenen zu lang geraten sind. Schauspielerisch sind vor allem die Protagonisten Jeremy Renner und Elizabeth Olsen hervorzuheben, die ihre Rollen glaubhaft und authentisch verkörpern.

Beide passen ideal in die ihnen aufgetragenen Rollen und liefern im Film schauspielerische Höhepunkte ab, weil besonders die Chemie zwischen den beiden durch und durch passend ist. Neben diesen namhaften Hollywood-Größen können auch viele Nebenrollen überzeugen, wie beispielsweise Gil Birmingham, Tantoo Cardinal und Hugh Dillon.

Sheridans drittes Drehbuch zeichnet sich wieder einmal durch einen selten zu sehenden Western-Vibe aus. Die Figuren könnten allesamt aus dem fiktiven Wilden Westen stammen. Des Weiteren sind einige Actionsequenzen stark inszeniert und Genre-typisch während Thematik und Zeitpunkt, zu welchem der Film spielt, neu. Die neueste Sheridan-Geschichte stellt im großen Blockbusterzeitalter ein Novum dar, denn es gibt kaum noch Geschichten, die derart ruhig und gelassen erzählt werden, wie diese ohne auf eine ordentliche Portion Action zu verzichten.

Leider fällt der Thriller zwischen Sicario und Hell or High Water leicht ab, was zum Teil an dem verkorksten Erzähltempo liegt. An vielen Passagen der Story wird viel zu viel Potenzial verschenkt, sodass der erste Regie-Film von Sheridan nur als gelungen zu bezeichnen ist. Seine Regie ist ruhig, konzentriert, aber teilweise zu langatmig und streckend. Die unnötigen Längen trüben das eigentlich wunderbare Erlebnis.

Insgesamt ist Wind River eine ambitionierte, kreative und atmosphärische Auseinandersetzung mit der eisigen Kälte in der Wildnis Wyomings. Das Regiedebüt von Taylor Sheridan ist durchaus als Gelungen zu bezeichnen und es bleibt mit Spannung zu erwarten, was für ein Werk als nächstes von diesem großartigen Autoren auf der Leinwand erscheinen wird.

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