Coco – Lebendiger als das Leben! (2017) | Filmkritik

Nach den Fortsetzungen Cars 3 und Findet Dorie sowie dem eher enttäuschenden Dinosaurier-Abenteuer Arlo & Spot (2015) kommt mit Coco – Lebendiger als das Leben! der neueste Hit aus der Animationschmiede Pixar. Und mit Lee Unkrich auf dem Regiestuhl (Toy Story 3) zeichnet sich ein ebenso erfahrener wie talentierter Veteran des Hauses federführend.

Für die Geschichte hat man sich dieses Mal den Menschen zugewandt und nach laufenden Spielzeugfiguren, sprechenden Autos und Fischen den mexikanischen Feiertag Día de los Muertos, auch Tag der Toten genannt, in den Mittelpunkt gerückt. An diesem besonderen Tag gedenken Freunde und Verwandte ihren geliebten Ahnen mit einem Fest, um so deren spirituelle Reise ins Land der Toten zu unterstützen.

Der 12-jährige Miguel hat jedoch mit einem Problem zu kämpfen. Aufgewachsen in einer Stadt voller Musik meidet seine Familie diese Kunstform seit Generationen und hat sich auf die Anfertigung von Schuhen fokussiert. Miguels Ururgroßvater war die letzte Person der Familie, welche noch Musik im Blut hatte. Doch nachdem er seine Familie für seine Passion zurückließ, schwor diese jeglicher Art von Melodie ab.

Doch Miguel ist anders als seine restliche Familie. Auch er hat Musik im Blut und möchte lieber die Gitarre schwingen als einen Schuh besohlen.

Ausgerechnet am Día de los Muertos landet Miguel mit seinem schrägen Hund Dante durch einen unglaublichen Zufall im Land der Toten. In dem lauten, bunten Kosmos voller schräger und liebenswerter Charaktere trifft er nicht nur auf seine Ur-Ahnen, sondern auch auf den liebenswerten Hector, der ihm helfen will den Weg zurück nach Hause zu finden. Das ist jedoch leichter gesagt als getan! Je mehr Miguel versucht in die Welt der Lebenden zurückzukehren, umso tiefer wird er in ein altes Familiengeheimnis gezogen.

Der neueste Streich von Pixar entführt den Zuschauer nach Mexiko und hat mit dem traditionellen Feiertag jede Menge Farbe und Musik im Gepäck. Umrahmt wird all das von einer lockeren Geschichte über die Bedeutung und den Zusammenhalt der Familie. Dass sich mit diesem elementaren Thema das Animationsstudio ebenso an die älteren wie jüngeren Zuschauer richtet, ist durchgehend erkennbar. Immer wieder wird die Wichtigkeit der Erinnerungen an unsere Vorfahren betont und diese Botschaft sollte sich jede Generation zu Herzen nehmen.

Der Rest des 105-minütigen Spielfilms ist jedoch für Pixar-Verhältnisse überraschend ideenlos und uninspiriert. Das Abenteuer eines aufgeweckten Jungen, der sich gegen seine Familie stellt, nur um am Ende den wahren Wert der Familienliebe zu erkennen, ist ebenso ausgeleiert wie die Familie, die, oh Schreck, am Ende die Talente des Jungen akzeptiert und fördert.

Was die Animationstechnik angeht ist Pixar weiterhin das Maß aller Dinge und spätestens wenn man in das Gesicht der Uroma Miguels guckt und all die Falten sieht und erlebten Jahre herauslesen kann, ist ein Staunen unvermeidbar. Auch die bunte Welt der Toten hat so allerlei visuelle Highlights zu bieten und entführt den Zuschauer in ein Spektakel der Extraklasse.

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Die negativen Elemente des Films überwiegen jedoch die großartige, visuelle Atmosphäre. Die Figuren, gerade Miguel und sein Begleiter Héctor, sind absolut uninteressant, die Lieder haben fast keinerlei Ohrwurm-Charakter und die Geschichte und deren Verlauf ist nach wenigen Minuten durchschaut. Sicherlich haben Kinder oder unerfahrene Kinogänger nicht mit diesem Problem zu kämpfen, aber jeder durchschnittliche Zuschauer kann nach kurzer Zeit das Finale erahnen und wird auf dem Weg dorthin einen geminderten Spaß erleben.

Ob Pixar über die Jahre durch Disneys Einfluss an Kreativität eingebüßt hat, oder gar die individuellen Ideen derweil fehlen, kann nur spekuliert werden. Seit dem Werk Oben im Jahr 2010 hat die inhaltliche Qualität des Studios sowie die Leichtigkeit und der Witz ihrer Filme immens abgenommen. Man kann nur auf einen Aufwärtstrend hoffen.

Die Tatsache, dass Coco – Lebendiger als das Leben! bei Publikum und ebenso bei Kritikern ein voller Erfolg war und nicht nur zahlreiche Besucher in die Säle gelockt hat, sondern auch den Golden Globe Award und den Oscar als Bester Animationsfilm mit nach Hause nehmen durfte, ist der schwachen Konkurrenz geschuldet oder ein Rätsel dessen Lösung nicht einfach zu finden ist. Zudem waren Loving Vincent oder The Breadwinner leider keine Publikumsmagneten.

Coco – Lebendiger als das Leben! mag den Urahnen im Film neues Leben einhauchen, aber als Zuschauer verspürt man zu großen Teilen Toten-Langeweile.

Seit dem 29. März 2018 gibt den Animationsspaß auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D für das heimische Wohnzimmer.

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