Er gehört zu den Superhelden der ersten Stunde. Nach dem enormen Erfolg von Iron Man (2008) und der Fortsetzung rund um Tony Stark im Jahr 2010 sollte 2011 Donnergott Thor mit seinem mächtigen Hammer Mjölnir an den Kinokassen einschlagen.
Fortan durfte Chris Hemsworth als langhaariger Donnerer nicht nur in seinem zweiten Solo-Abenteuer Thor – The Dark Kingdom (2013) Blitze feuern, sondern ebenfalls als Teil von Marvel’s The Avengers für Recht und Ordnung auf der Erde kämpfen. Doch wenn der Planet der Menschen gerade keinen Angriff von Außerirdischen zu fürchten hat, liegt Thor natürlich nicht auf der faulen Haut und erlebt nun mit Thor: Tag der Entscheidung (Originaltitel: Thor: Ragnarok) ein weiteres Abenteuer.
Und dieses Mal soll nichts geringeres als die Verhinderung von Ragnarök, der Götterdämmerung, und dem Fall Asgards auf der Agenda stehen!
Blöd nur, dass Thor auf der anderen Seite des Universums in Gefangenschaft geraten ist und all das ohne seinen mächtigen Hammer. Die machthungrige Todesgöttin Hela (Cate Blanchett) hat sich nach Odins Tod aus ihrer Gefangenschaft befreit und sinnt nun nach Rache und der Herrschaft über Asgard. Der Wohnort des Göttergeschlechts und all seine Bewohner scheinen in großer Gefahr.
Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt für Thor, der, während sein Volk versklavt und gejagt wird, in einem tödlichen Gladiatorenkampf keinem Geringeren als einem alten Verbündeten und Mitglied der Avengers gegenübersteht: dem unglaublichen Hulk (Mark Ruffalo)!
Als wäre der grüne Riese nicht schon genug Ärger, stellen sich auch Halbbruder Loki (Tom Hiddleston), eine fremde Valkyrie (Tessa Thompson) und der exzentrische Grandmaster (Jeff Goldblum) in Thors Weg und hindern ihn an seiner Rückkehr nach Asgard. Kann der Gott des Donners seine Heimat rechtzeitig vor dem Untergang retten?
Ohne die Hilfe der restlichen Avengers muss sich Thor abermals durch das Universum prügeln und findet mit Hulk einen alten Verbündeten wieder. Abseits von diesem Wiedersehen fokussiert das Solo-Abenteuer durch und durch Thor, der ohne Hammer und mit neuer Friseur daherkommt. Und auch eine große Portion des Marvel-typischen Humors hat er dieses Mal mit im Gepäck, denn Thor: Tag der Entscheidung hebt sich vor allem durch dieses Element enorm von seinen Vorgängern ab.
Der neuseeländische Filmregisseur Taika Waititi, bekannt für die Horror-Komödie 5 Zimmer Küche Sarg (2014), weiß gekonnt den Charme des Superhelden in Szene zu setzen und an den richtigen Stellen mit Action und Humor zu ergänzen. Nicht nur das Zusammenspiel zwischen Thor und Hulk funktioniert dabei gekonnt, auch Loki und die durchaus abgedrehte Darstellung des Grandmasters funktionieren auf dieser Ebene hervorragend.
Neben all dem Witz und der bunten Welt leidet der dritte Teil der Reihe jedoch unter einem bekannten Problem der Marvel-Filme: Der Bösewicht, in diesem Fall Cate Blanchett als aufgebrachte Hela, schafft es nicht für Spannung zu sorgen. Auch wenn ein ganzes Königreich vor dem Abgrund steht ist man sich als Zuschauer durchgehend bewusst, dass Thor auch ohne seinen Hammer den Tag retten wird.
Zudem wird Cate Blanchett auch nur in wenigen Szenen wirklich schauspielerisch gefordert und erzählerische Tiefe lässt ihre Figur komplett vermissen. Gerade mit ihrem Hintergrund als Schwester Thors und Lokis hätten emotionalere Momente ihrerseits durchaus ihre Berechtigung in dem Film gehabt. Stattdessen versteckt sich der Superheldenfilm hinter gelungener Action und witzigen Sprüchen – ein typischer Marvel-Film eben.
Für einen sehr unterhaltsamen Popcorn-Abend mag diese Taktik erneut aufgehen und auch im Direktvergleich mit den Vorgängern der Reihe weiß Thor: Tag der Entscheidung zu beeindrucken. Aber nach all der Zeit, die man die Superhelden der Schmiede Marvel nun schon kennt, wäre etwas mehr Ernsthaftigkeit und Dialog schon wünschenswert. Einer der wenigen Momente in denen der Film wirklich Gefühle zulässt ist dabei eine Videoaufnahme von Black Widow alias Natasha Romanova, welche Bruce Banner nach zwei Jahren im Körper des Hulk vorfindet.
Neue Gesichter vor der Kamera sind unter anderem Tessa Thompson als letzte Walküre, Karl Urban in der Rolle des Verräters Skurge und Jeff Goldblum als kunterbunter Grandmaster mit Hang zur pompösen Gewalt. Wirklich herausstechen kann zwar keiner der Charaktere, aber als Beiwerk neben dem muskulösen Thor tut jeder seine Aufgabe.
Letzten Endes ist es Chris Hemsworths charismatischer Darstellung seines Charakters Thor, einer gut geführten Regie sowie der Mischung aus Action und Humor zu verdanken, dass Thor: Tag der Entscheidung der bislang beste Ableger der Reihe ist. Trotzdem wünscht man sich für die Zukunft mehr vom Helden über den Donner. Lange wird er sich nicht mehr auf den bekannten Zutaten des Marvel-Rezeptes ausruhen können.
Regie: Taika Waititi
Drehbuch: Christopher Yost, Craig Kyle, Stephany Folsom, Eric Pearson
Musik: Mark Mothersbaugh
Darsteller: Chris Hemsworth, Tom Hiddleston, Cate Blanchett, Idris Elba, Jeff Goldblum, Tessa Thompson, Karl Urban, Mark Ruffalo, Anthony Hopkins