Simpel (2017) | Filmkritik

Simpel

Der 22-jährige Barnabas (David Kross) wird von Familie und Freunden lediglich Simpel genannt. Doch dabei ist sein Leben alles andere als eben dieses. Geistig auf dem Stand eines dreijährigen Kleinkindes kümmert sich sein Bruder Ben rund um die Uhr um ihn und die Brüder gehen wie Pech und Schwefel durch das Leben.

Inszeniert wurde die tragische Komödie von Regisseur Markus Goller (Friendship, Frau Ella), der eine Geschichte voller Familienliebe und Hoffnung auf die Leinwand zaubern will. Doch gelingt ihm dieses Kunststück oder reiht er lediglich Klischees aneinander?

Ben und sein Bruder Simpel gehen zusammen durch dick und dünn. Doch ihre heile Welt wird eines Tages urplötzlich zerstört als ihre Mutter unerwartet stirbt.

Während Ben mit den Folgen und der Trauer zu kämpfen hat, interessiert sich Simpel weiterhin für die einfachen Dinge im Leben. Er ist glücklich wenn es sein Lieblingessen, Quasilorten (Erdbeeren), gibt und er mit seinem Stofftier, Monsieur Hasehase, die große Welt entdeckt. Doch all dies soll ein Ende finden, als Simpel unter Zwang in ein Heim kommen soll. Vater David, der seit 15 Jahren die Familie verlassen hat, hat den Beschluss unterzeichnet.

Nach einer Kurzschlussreaktion brechen Ben und sein Bruder auf zu einer turbulenten Odyssee, bei der die beiden Brüder auf die hilfsbereite Medizinstudentin Aria und ihren Kumpel, den Sanitäter Enzo, treffen. Keiner der vier ahnt, dass sich hier eine große Freundschaft entwickelt – und vielleicht ein bisschen mehr.

Gemeinsam fahren sie in die große Hansestadt, wo Simpel die Bekanntschaft mit Chantal vom Kiez macht und bei einem Koch-Versuch Arias Küche in Flammen setzt, während Ben ihren Vater David aufsucht und eine Entscheidung treffen muss, die ihm keiner abnehmen kann.

Simpel macht seinem Titel alle Ehre und erzählt eine einfache Feel-Good-Geschichte, in welcher Freundschaft, Liebe und die Familie glorifiziert werden. In 113 Minuten wird der Zuschauer keine neuen Lehren über das Leben lernen oder gar cineastische Vielfalt bewundern können. Eine gradlinige Geschichte tischt hier Goller auf, die nach dem bekannten Schema seine Wendungen und Handlungen abarbeitet ohne seine Betrachter in großes Staunen zu versetzen.

Was jedoch bewundert werden kann, ist die schauspielerische Darstellung von David Kross, der den titelgebenden Helden mimt. Kross, bekannt durch Darbietungen in Krabat (2008) oder Steven Spielbergs Gefährten (2011), schafft es seiner Figur eine emotionale Tiefe zu verleihen, die ohne viele Worte entsteht. Glaubwürdig verkörpert er Simpel, der gerade durch seine ungehemmte Art und Weise Themen anspricht und Momente eröffnet, die eine gefühlvolle Ehrlichkeit an den Tag legen.

An seiner Seite wirkt Frederick Lau als Ben etwas oberflächlich. Auch wenn er den liebevollen Bruder streckenweise gut herüberbringt, fehlen Szenen und Dialoge, um auch für diesen Charakter die emotionale Nähe zu entwickeln. Emilia Schüle in der Rolle der Aria dient lediglich für eine mehr als unnötige Liebesgeschichte, die sich glücklicherweise dezent im Hintergrund hält. Axel Stein und Annette Frier sorgen mit ihrer sympathischen Art für den ein oder anderen Lacher in der Tragikomödie.

Der neueste Streich von Regisseur Markus Goller schafft es zwar nicht zu intensiv auf die Tränendrüse zu drücken und einige Klischees zu vermeiden, doch das Grundkonzept des Films steht auf soliden Pfeilern, die keinerlei Spannung zulassen. Am Ende bleibt Simpel eine Romanverfilmung, die ein bewegenden Thema anspricht und sich auf dieser Grundlage zu stark ausruht ohne wirklich wichtige und interessante Themengebiete zu behandeln. Einfach etwas zu simpel.

Regie: Markus Goller
Drehbuch: Dirk Ahner, Markus Goller
Musik: Andrej Melita
Darsteller: David Kross, Frederick Lau, Emilia Schüle, Devid Striesow, Axel Stein, Anneke Kim Sarnau, Annette Frier

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