Dass von Serienmördern eine besondere Anziehungskraft ausgeht, welche die Neugier und den Voyeurismus bei manchen Menschen weckt, ist unbestreitbar. Zu oft verfolgten wir bereits das Treiben ihrer in Filmen und Serien.
Sei es nun der immer noch unbekannte Zodiac-Killer, Jack the Ripper, das Monster von Florenz oder Harold Frederick Shipman alias Doktor Tod mit über 200 Leichen im Keller. Was jedoch vermehrt bei diesen Namen auffällt, ist, dass es sich ausschließlich um Männer handelt.
Dabei ist das weibliche Geschlecht keinesfalls so schwach und unschuldig wie man zunächst denken mag. Erzsébet Báthory, die ungarische Blutgräfin mit 80 bis 650 Opfern, die Dämonenhebamme Miyuki Ishikawa mit 85 Leichen oder Jeanne Weber, die Menschenfresserin aus der Goutte d′Or, sind nur einige Namen weiblicher Serienmörderinnen.
Ein anderes Monster, das in dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2003 im Mittelpunkt steht, ist aber Aileen Carol Wuornos, die mit sieben Morden zwischen 1989 und 1990 die Schlagzeilen der Zeitungen dominierte.
Aileen Wuornos hatte alles andere als eine glückliche Kindheit. Eine Vergewaltigung, lieblose Eltern und vieles mehr trieben sie bereits mit 13 Jahren zur Prostitution. Jahrelang war dies ihr Alltag und 1989 will sie diesem Elend endlich ein Ende setzen.
Einzig 5$ Dollar in der Hosentasche verhindern ihren Selbstmord und treiben sie zu einem letzten Besuch in einer lokalen Bar Floridas. Als sie dort die junge Selby trifft, die aus geordneten Verhältnissen stammt, erfährt Aileen zum ersten Mal Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Schnell verlieben sich die beiden ungleichen Frauen ineinander und beginnen mit der Planung einer gemeinsamen Zukunft.
Für Aileen ist klar, dass sie ihre Gosse verlassen muss und Prostitution kein Platz mehr in ihrem Leben haben kann. Doch ohne Bildung scheint ihr kein anderer Weg möglich. Gerade als es so scheint, dass doch noch ein Silberstreifen am Horizont erscheint, trifft sie auf ihren letzten Freier, der ihr Leben vollkommen ins wanken bringt und sie zu dem Monster macht, welches 2002 im Staate Florida hingerichtet wurde.
Die Schauspielerin mit süfafrikanischen Wurzeln, Charlize Theron, hat mit diesem Machwerk nicht nur die wahrscheinlich beste Leistung ihres Lebens abgeliefert, sondern ebenfalls Mut zur Hässlichkeit bewiesen. Die blonde Schönheit, die derzeit in Atomic Blonde als Agentin unterwegs ist oder als Furiosa in Mad Max: Fury Road ihren männlichen Kollegen die Schau stahl, unterging für Monster eine Körpertransformation, auf die auch Christian Bale (Der Maschinist) stolz wäre.
Mit falschen Zähnen und einem außer Form geratenen Körper ist ihr Anblick immer wieder ein kleiner Schreck. Angezogen in LKW-Fahrer Klamotten bleibt wenig von dem Glamour der Schauspielerin über, welcher von ihrem Spiel ablenken könnte. Und eben dieses Spiel ist es, dass ihr zum Oscar als Beste Hauptdarstellerin verhalf und den Film sehenswert macht.
Einzig wichtige Figur an ihrer Seite ist die junge Christina Ricci in der Rolle der Selby. Ihr Auftreten dient weitestgehend jedoch als Initiator und treibende Kraft hinter den Morden ihrer Freundin. Wie ein verwöhntes Balg steigert sich Selby in einen besseren Lebensstil und will immer mehr und noch mehr.
Das Zusammenspiel von Theron und Ricci ist auch Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Denn bis Aileen Wuornos zu dem titelgebenden Monster wird, vergeht einige Zeit und so zieht sich der Film besonders in der ersten Hälfte schier endlos. So gut das Schauspieler der Protagonistin auch sein mag, so quälend verstreicht die Einführung ohne nennenswerte Höhepunkte.
Obwohl das Drehbuch auf einer wahren Begebenheit basiert, hätte etwas künstlerische Freiheit oder Kürzung diverser Momente dem Film sicherlich gut getan. 110 Minuten Laufzeit sind in der heutigen Zeit wahrlich keine Seltenheit, bei Monster aber wirken diese manchmal endlos. Wirklich bedrückend und beklemmend wirken aber zunächst nur wenige Szenen auf den Zuschauer.
Wenn Aileen mit ihrem „letzten“ Freier in den dunklen Dickicht fährt oder sie einen geistig eingeschränkten Mann droht umzubringen, kommt ein Gefühl des Ekels hoch. Viel zu lange aber baut man so etwas wie Sympathie für die Protagonistin auf, so dass ihre Morde beinahe nachvollziehbar wirken und den Betrachter in einen Zwiespalt dirigieren, welcher durch ein rasantes Ende und die erwarteten Texteinblendungen unterbrochen wird.
Auf dem Regiestuhl dieses Gefühlschaos nahm Patty Jenkins Platz, die spätestens seit 2017 in aller Munde ist und mit Wonder Woman ein vielfach gelobtes Comicwerk produzierte. Ihr Spielfilmdebüt aus dem Jahr 2003 ist wahrlich kein Fehlgriff, aber lebt nur durch seine Hauptdarstellerin.
Monster ist ein Film, der durch und durch von Charlize Theron getragen wird und ihr verdientermaßen einen Oscar als Beste Hauptdarstellerin einbrachte. Dabei ist der Rest des Films allerdings nicht vollkommen rund und ein Denkmal an eine Serienmörderin der Neuzeit, deren Handlung durch ihre Kindheit beeinflusst wurde und trotzdem keine Rechtfertigung für einen Mord sein sollte.
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