Tale as old as time. Song as old as rhyme. Beauty and the beast. Im Jahr 1991 produzierte Walt Disney Pictures einen Zeichentrickfilm, der mit magischen Momenten und unvergesslichen Ohrwürmern daherkam und bis 2010 sogar der einzige animierte Film überhaupt bleiben sollte, der für den Oscar in der Kategorie Bester Film nominiert wurde.
Die Schöne und das Biest (Originaltitel: Beauty and the Beast) erzählt eine wundervolle Geschichte über Liebe und innere Werte, die zu jeder Zeit und für jede Generation von Bedeutung ist.
Ein zeitlosen Märchen
Dass sich das Studio Disney Pictures derweil, und auch noch viele Jahre in der Zukunft, auf alten Geschichten ausruht und vermehrt Zeichentrickfilme als Realfilme umsetzt, sollte mittlerweile jeder Kinogänger gemerkt haben. Nach Werken wie Alice im Wunderland (2010) oder The Jungle Book (2016) traf es 2017 nun also Die Schöne und das Biest. Hat sich die Aufarbeitung des alten Stoffes gelohnt oder hat man sich hier, an dem Meisterwerk aus vergangenen Zeiten, die Finger verbrannt?
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die wunderschöne Belle (Emma Watson), die mit ihrem leicht exzentrischen Vater Maurice (Kevin Kline) ein beschauliches Leben in einem kleinen Dorf führt. Aufgrund ihrer abenteuerlichen Ideen und ihrem Wissensdurst wird sie von den anderen Bewohnern jedoch verschmäht und als Sonderling abgestempelt. Ausgerechnet Dorfschönling Gaston (Luke Evans) macht ihr jedoch den Hof und fühlt sich zu dem Mauerblümchen hingezogen.
Wer ist das wahre Monster?
Als Maurice eines Tages auf einer seiner Reisen zum Markt in die Fänge eines Ungeheuers (Dan Stevens) gerät, bietet die mutige Belle ihre Freiheit im Austausch gegen das Leben ihres Vaters an.
Trotz ihrer Furcht freundet sich Belle schnell mit den verzauberten Bediensteten im verwunschenen Schloss des Biestes an. Mit der Zeit lernt sie, hinter dessen abscheuliche Fassade zu blicken und erkennt seine wahre Schönheit. Doch auch Gaston und die anderen Dorfbewohner erfahren von dem mysteriösen Schloss und seinem, auf den ersten Blick, schrecklichen Herrscher und machen sich auf die Jagd, um die Welt von dem Monster zu befreien!
Eine Realverfilmung des Zeichentrick-Klassikers Die Schöne und das Biest scheint beim ersten Gedanken völlig irrelevant, da doch die Vorlage aus dem Hause Disney durch und durch perfekt ist. Regisseur Bill Condon (Twilight-Saga) ließ sich von dieser Annahme jedoch nicht abschrecken und erschuf ein Märchen, das die beliebte Geschichte für ein modernes Publikum durchaus ansprechend zu erzählen weiß.
Mehr Laufzeit, mehr Inhalt
Vergleicht man zunächst die Laufzeiten der beiden Filme fällt schnell auf, dass Condon durchaus mehr Geschichte auf die Leinwand bringen wolle. Insgesamt 130 Minuten CGI-Spektakel stehen 84 Minuten animierter Kunst gegenüber.
Diese Ausdehnung der Story bringt weitestgehend positive Elemente mit sich. So erfährt der Zuschauer nun deutlich mehr Hintergrund zu dem einst egoistischen Prinzen und seiner Familie, aber auch Belle und ihre Eltern erhalten eine ausgeschmückte Vergangenheit, die die Protagonisten bis ins weit entfernte Paris führt. Noch erfreulicher ist die Tatsache, dass die Gefühle zwischen Belle und ihrem haarigen Entführer viel mehr Zeit haben sich zu entwickeln und mehr Szenen dazu genutzt werden, um den Wandel zu zeigen. Denn wer könnte es über sich bringen ein Biest zu lieben?
Ebenfalls musikalisch hat sich einiges getan und alte Klassiker wie Belles Lied, „Sei hier Gast“ oder der Gaston-Song wurden um einige Zeilen und Noten erweitert. Somit geht es in der Neuauflage noch stimmungsvoller und mit mehr Gesang zu als im Vorgänger. Auch wurden neue Lieder hinzukomponiert, die jedoch keinesfalls an die altbekannten Songs heranreichen und besonders das finale Lied des Biestes wirkt leider nicht intensiv genug. Hier muss man dem Werk erstmals kleine Abstriche eingestehen. Die Vorlage des Disney-Musicals kann hier leider nicht punkten.
Disneys erste schwule Figur
Doch nicht nur die neuen Musikstücke wirken etwas befremdlich, auch die deutsche Synchronisation von Belle – im deutschen gesprochen von Gabrielle Pietermann und gesungen von Julia Milena Scheeser, sorgt bei den Gesangseinlagen für Unmut. Oftmals wirken die Lieder nicht lippensynchron – ob dies nun lediglich ein Fehler des Kinos war oder ob der Film tatsächlich so asynchron umgesetzt wurde, müssen wir noch beim wiederholten Sichten herausfinden. Auf jeden Fall minderte dies das Seh- und Hörvergnügen der ansonsten schönen Lieder von Belle.
Stichwort Belle. Schauspielerisch tritt Emma Watson, bekannt als Hermine Granger aus dem Harry Potter-Universum, abermals als Bücherwurm in Erscheinung und mimt die mutige Schönheit aus dem kleinen Dorf. Was optisch ein Volltreffer ist, verkommt inhaltlich zu einer soliden Leistung, die nicht negativ aber auch nicht positiv weiter behandelt werden muss. Auch Dan Stevens als Biest und Kevin Kline als Maurice fallen in diese Kategorie. Die absoluten Hingucker sind nämlich Luke Evans in der Rolle des Gaston und sein kleiner Begleiter, und neuerdings auch heimlicher Verehrer, LeFou, gespielt von Josh Gad, welcher zudem Disneys erster schwuler Charakter ist.
Das ungleiche Duo bringt nicht nur Witz mit, sondern übernimmt ebenso die Position der Gegenspieler und schmettert einen unterhaltsamen Kneipensong dahin. Dem gleich stehen nur noch die lebhaften Gegenstände aus dem Schloss – angeführt von Ewan McGregor als Kerzenständer Lumière und Ian McKellen als Herr von Unruh.
Disney verzaubert das Publikum in gewohnter Manier
Spätestens bei der Darbietung des Songs Sei hier Gast präsentieren diese Figuren und ebenso der Film was an Animationskunst und Kreativität in der Neuauflage begeistern soll. Ohnehin gibt es einige visuelle Highlights in Die Schöne und das Biest, die für magische Momente sorgen. Hierbei seien auch die neuen Bewohner des Schlosses erwähnt, die gut unterstützen ohne den Charme der bekannten Helden zu mindern.
Die Frage ob eine Neuauflage von Die Schöne und das Biest letztendlich notwendig war, wird wohl jeder für sich beantworten müssen. Unserer Meinung nach jedoch ist das Werk aus dem Jahr 2017 durch seine tiefgehende Story, seine witzigen und musikalischen Höhepunkte und der optischen Reize durch und durch empfehlenswert. Ein magisches Werk, wie man aus dem Hause Disney seit jeher gewohnt ist – voller Fantasie und Liebe.
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