20 Jahre sind vergangen, seitdem drei Jugendliche in den Wäldern von Burkittsville, Maryland, bei dem Dreh einer Dokumentation spurlos verschwanden. 20 Jahre, seitdem der Mythos rund um die Hexe von Blair zum Kult avancierte. 20 Jahre, seitdem eine beeindruckende Werbekampagne den Horrorfilm Blair Witch Project zu einem finanziellen Erfolg verhalf und das Found Footage Genre revolutionierte.
Im Jahr 1994 machten sich die Freunde Heather, Joshua und Michael, bewaffnet mit ihren Kameras, auf, um in den dichten Wäldern von Burkittsville eine Dokumentation über die Hexe von Blair zu drehen. Ein Jahr später wurden ihre Filmaufnahmen gefunden. 1999 kamen ihre Aufnahmen in die weltweiten Kinos und der Zuschauer konnte mitverfolgen, was den drei Filmern zugestoßen ist. Eine Frage dominierte dabei das Geschehen: Handelt es sich um eine tatsächliche Dokumentation oder einen Spielfilm?
Mittlerweile weiß so gut wie jeder, dass das Found Footage Genre genau mit dieser Frage spielt und in der heutigen Zeit noch Leute damit hinters Licht zu führen, ist eine mehr als schwierige Aufgabe. Das Horrorgenre scheint sich immer weiter von dem Look des gefundenen Materials zu entfernen. Doch dann erscheint 2016 die Fortsetzung Blair Witch! Die Mutter des Found Footage Horrors kehrt zurück!
Es sind 20 Jahre vergangen seit Heather und ihre zwei Freunde im Black Hills Forest ihr Abenteuer starteten und nie wieder nach Hause kamen. Im Internet entdeckt der Student James Donahue (James Allen McCune) Videoaufnahmen, die seiner Meinung nach seine Schwester Heather zeigen. Zusammen mit seinen Freunden Peter Jones (Brandon Scott), Ashley Bennett (Corbin Reid) und Lisa Arlington (Callie Hernandez) rüstet er sich daher mit der neuesten Technik ein und begibt sich auf die Spuren seiner vermissten Schwester. Wie schon damals zeichnen auch die vier Freunde jeden Schritt und Tritt auf, um die Ereignisse zu dokumentieren.
Doch schon kurze Zeit nachdem sie den Wald betreten habe, wird ihnen klar, dass die Legende um die Blair Witch furchterregender und realer ist, als sie es sich je hätten vorstellen können. Fortan steht nicht mehr die Frage im Mittelpunkt, ob James seine Schwester finden wird, sondern ob er und seine Freunde jemals wieder den düsteren Wald verlassen werden!
Eine Gruppe von Jugendlichen im Wald, die die Legende der Blair Witch mit mehreren Filmkameras festhalten. Diese Grundgeschichte könnte man ebenso für den ersten sowie zweiten Teil problemlos niederschreiben. Denn das Problem ist schnell erklärt: Blair Witch ist zwar die Fortsetzung zu Blair Witch Project (1999), könnte aber ohne die schnell erläuterte Rahmenhandlung fast schon als Remake durchgehen. Zu ähnlich sind sich viele Elemente und zu wenige Antworten und neue Erkenntnisse erhält man letztendlich nach den 89 Minuten Laufzeit.
Wir haben wieder die geflochtenen Figuren in den Bäumen hängen, die aufgetürmten Steine neben den Zelten und bereits nach einem Tag ist die Orientierung der kleinen Gruppe dahin. Zwar gibt es immer wieder kleine Aha-Momente, in welchen man als Zuschauer Verbindungen zum ersten Teil erschließen kann, aber wirklich zufriedenstellend ist dies nicht. Schaut man diesen Film jedoch unabhängig zu seinem erfolgreichen Vorgänger, hat er durchaus Potenzial und wird so einigen ängstlichen Menschen den nächsten Campingausflug gehörig versauen. Denn das was der Film erzählt und wie er es macht, ist wie schon bei Blair Witch Project unterhaltsam schaurig.
Natürlich merkt man auch der Technik an, dass einige Zeit ins Land gegangen ist. Wo früher noch mit drei Kameras gedreht wurde, sind nun HD-Cams am Kopf, GPS-Geräte, Funkgeräte und eine Drohne im Einsatz. Besonders letztere wirkt aber nur wie ein nettes Gimmick, dass schon nach wenigen Flügen in der Baumkrone hängt. Was das Marketing angeht konnte man dieses Mal zwar nicht auf den Wahrheitsgehalt der Aufnahmen setzen, drehte aber dafür den Film, ähnlich wie 10 Cloverfield Lane (2016), im geheimen und vermarktete ihn lange Zeit unter dem Namen The Woods.Was den schauspielerischen Cast angeht muss man an dieser Stelle nicht verstärkt darauf eingehen. Jede der agierenden Personen tut das wofür sie im Wald ist und nicht mehr oder weniger. Ein paar Schreie, ein bisschen Gerenne im Dunkeln und bloß nicht von der Hexe erwischen lassen. Die Namen James Allen McCune, Callie Hernandez, Brandon Scott und Corbin Reid wird man wohl nach diesem Werk nicht mehr allzu häufig in großen Produktionen wahrnehmen. Einzig McCune dürfte überhaupt jemandem bereits bekannt sein, solange er die Serien The Walking Dead oder Shameless U.S. geschaut hat
Was kann man schlussendlich über die Daseinsberechtigung dieser Fortsetzung sagen? Fans vom ersten Teil können ihren Spaß haben, Neulinge noch viel mehr. Regisseur Adam Wingard setzte keineswegs auf Innovation, aber dieses Genre hat bereits eine Vielzahl von Werken hervorgebracht, die deutlich weniger Spannung und Angst verursacht haben. Für einen Horrorfilmabend ist Blair Witch definitiv nicht die schlechteste Wahl!
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