Alles fing irgendwie mit Blair Witch Project im Jahr 1999 an. Das Found-Footage-Genre zeigte neue, ungewohnte Sichtweisen des Films, in denen man gerade zu voyeuristisch den Dokumentationen der Protagonisten folgte, als hätte man das Video tatsächlich irgendwo gefunden. Die mangelnde Übersicht, das Fehlen von nützlichen Erklärungen und der billige aber realistische Look lassen solche Filme geradezu faszinierend wirken. Kein Wunder, dass mit Paranormal Activity (2007) oder [Rec] (2007) einige kreative Trittbrettfahrer dem Strom von niedrigen Produktionskosten und einer dennoch fesselnden Wirkung auf den Plan traten.
2013 versuchte sich auch Elliot Goldner mit The Borderlands an diesem speziellen, nicht immer überzeugenden Stilmittel. Diesmal verschlägt es drei Männer im Auftrag der Kirche in ein verschlafenes, englisches Kaff, wo seltsame Ereignisse die Kirchengemeinde in Angst und Schrecken versetzen.
Damit dies auch mit der richtigen wissenschaftlichen Betrachtungsweise geschieht, ist eine lückenlose Videodokumentation erforderlich. Ja, klar! Der Pfarrer einer kleinen Dorfkirche weiß keinen Rat. Seltsame Schreie aus dem Nichts, umstürzende Kerzen oder ein allgemein mulmiges Gefühl – nichts scheint in dieser Gemeinde noch normal zuzugehen.
Als das dreiköpfige Ermittlerteam, bestehend aus Technikspezialist Gray Parker (Robin Hill), Deacon (Gordon Kennedy), einem von Natur aus skeptischen Priester, und Pater Amidon (Aidan McArdle) in der ländlichen Provinz auftaucht, ist der Zweifel groß. Deacon glaubt, dass hier nur fauler Zauber und Täuschung am Werk sind, um Aufsehen zu erregen. Hat er sich doch öfter im Auftrag Roms um seltsame Vorfälle gekümmert.
So wähnt er an jeder Ecke versteckte Kabel, Hebemechanismen und Taschenspielertricks. Nicht gerade ungewöhnlich für einen Mann der Kirche. Videospezialist und Ungläubiger Gray glaubt sofort an einen bösen Geist. Klar also, dass dieses ungleiche Team des Öfteren uneinig ist, ob es hier wirklich spukt, oder die Dorfkirche bloß unheimlich baufällig ist.
Als dann die erste Leiche gefunden wird, bricht selbstverständlich Panik aus.Wie immer, ist gerade die Anfangsphase des Films äußerst zäh. Da werden die Kameras überprüft, man spielt gelangweilt Karten oder fährt durch verschlafenes, regnerisches, englisches Nichts. Als man, vorbei an einfachem Landvolk, am Ort des vermeintlichen Schreckens ankommt, stellt sich so etwas wie Spannung kurzzeitig ein. Man bekommt die Wahl, der Meinung des leichtgläubigen Atheisten oder des skeptischen Kirchenmannes zu folgen. Wer hat Recht? Was geht hier wirklich vor? Sollte man tatsächlich im Dunkeln durch eine besessene Dorfkirche stapfen?
Was dann mit Spannung eingeläutet wird, verfährt recht schnell in schwacher Kameraübersicht und schlichtem Chaos. Wenn Gray mit seinem nutzlosen Lampenschein durch ein Waldgebiet läuft und dabei fremde Schatten hinter den Büschen sieht, greift man schon mal ins Sofakissen. Leider gibt sich The Borderlands im letzten Akt doch recht einfältig und simpel. Wenn von einer okkulten Stätte die Rede ist und die Handlung unerklärt mit dem Laufen des Abspanns endet, fragt man sich, wofür man jetzt die 93 Minuten Laufzeit durchgehalten hat. Sind sie tot? Was war das für ein enger Gang, in dem sie zum Schluss steckten? Man wird es wohl nie erfahren.
Regisseur Goldner kann weder mit der schauspielerischen Leistung seiner Laiendarsteller noch mit der angemessenen Requisite zufrieden gewesen sein. Statt das Genre neu zu beleben, hat er sich zur puren Wiederholung dessen hinreißen lassen, was schon so oft erzählt wurde. Vielleicht mag sich ein absoluter Kenner des Found Footage hier bestens unterhalten fühlen. Für richtige Gruselfanatiker war es jedoch ein zu dünn, was dort die Hobbyfilmer für die Nachwelt hinterließen. Da greift man doch lieber zum wesentlich spannenderen [Rec] oder kehrt mit Blair Wich Project zu jenen Wurzeln zurück, als Found Footage noch innovativ und überzeugend war.
Regie: Elliot Goldner
Drehbuch: Elliot Goldner
Darsteller: Gordon Kennedy, Robin Hill, Aidan McArdle, Sarah Annis, Lee Arnold