Im Jahr 2011 lief im japanischen Fernsehen die Anime-Serie AnoHana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen aus dem Hause A-1 Pictures. Das Studio, welches zuvor Reihen wie Sound of the Sky, Senkō no Night Raid und Kuroshitsuji realisierte, verpackte die Manga-Vorlage von Mari Okada in 11 Episoden, die von einer Gruppe von Freunden erzählen, die auch nach Jahren noch mit dem Tod ihrer verunglückten Kindheitsfreundin zu kämpfen haben.
Besonders Jinta scheint mit dem Schicksalsschlag nicht zurecht zu kommen, denn eines Tages erscheint ihm die verstorbene Menma in seinem Zimmer und macht keine Anstalten zeitnah wieder zu verschwinden. Stattdessen bittet sie Jinta darum ihr ihren letzten Wunsch zu erfüllen. Doch was steckt wirklich hinter dieser Bitte? Und was soll dieser letzte Wunsche überhaupt sein?
Zusammen mit den restlichen Mitgliedern der Super Peace Busters, zu welchen neben Jinta und Menma einst auch Naruko Anjō, Atsumu Matsuyuki, Chiriko Tsurumi und Tetsudō Hisakawa gehörten, begeben sich die Jugendlichen auf die Suche nach der Lösung des Rätseln und wappnen sich für ein endgültiges Lebewohl. Doch mit der Rückkehr von Menmas Geist, den ausschließlich Jinta sehen und hören kann, kehren auch die Erinnerungen an einen Sommer voller Freundschaft zurück, die über die Jahre hinweg verschwand.
AnoHana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen (englischer Titel: Anohana – The Flower We Saw That Day) nahm sich in Serie über 11 Epsioden, also knapp 264 Minuten, Zeit, eine rührende Geschichte über das Erwachsenwerden und jugendliche Freundschaft zu erzählen. Der alleinstehende Film bekommt für diese Aufgabe gerade einmal 99 Minuten spendiert und jeder, der zuvor die Serie nicht gesehen hat, wird durch und durch enttäuscht, denn es vielen an jeder Stelle wichtige Aspekte und Dialoge. Für Kenner der Reihe gibt es immerhin einige neue Momente und manche Handlungsfäden werden sogar etwas näher erleuchtet oder gar weitergesponnen. Alles in allem kann man dies jedoch lediglich als Ergänzung oder Auffrischung zur Serie ansehen. Was die restlichen Aspekte betrifft unterscheidet sich das Gesamtwerk lediglich marginal von der Serie. Ebenso herzzerreißend wie liebevoll nimmt sich auch der Film AnoHana den bekannten Problemen des Erwachsenwerdens an und setzt als Rahmengeschichte noch mit Tod und Verlust einen oben drauf. Schnell muss man jedoch mit den Charakteren warm werden, welche zu Teilen sehr simpel gestrickt sind – der nerdige Schulschwänzer, das strebsame Mauerblümchen, der lustige und treue Begleiter etc. – und erlebt mit ihnen ein Reise der ganz besonderen Art.
Jedem der Akteure scheint es vor allem an einer Sache zu mangeln: Selbstvertrauen. Immer wieder werfen sie sich gegenseitig vor, dass sie armselig sind und präsentieren dadurch nur noch stärker ihre eigenen Schwächen und Macken. Hinzu gesellen sich Geheimnisse und versteckte Liebeserklärungen.
Für das Setting der Geschichte diente auch hier durchgehend die Stadt Chichibu im Westen der Präfektur Saitamas. Zahlreiche Orte der Gegend finden sich in der Serie wieder und die detaillierten Hintergründe des Animes sind immer wieder ein Blickfang. Der Humor, welcher in der Serie noch ein netter Nebenaspekt neben all den ersten Themen war, kommt im Film deutlich kürzer und lässt das gesamte Werk dadurch rundweg melancholischer erscheinen.
Wer die Wahl und Zeit hat, sollte sich immer wieder für die Serie entscheiden, denn Handlung und Figuren brauchen einfach ihre Zeit, um sich zu entwickeln und ihre persönliche Geschichte zu erzählen. Der Film zu AnoHana – Die Blume, die wir an jenem Tag sahen kann lediglich als Ergänzung dienen, aber in keinem Fall die selben, intensiven Gefühle wecken wie die Serie.
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