Hyena Road (2015) | Filmkritik

Hyena Road

Denkt man an Filme über den Krieg in Afghanistan kommen einem heutzutage unweigerlich wehende, amerikanische Flaggen in den Kopf und eine ordentliche Portion Pathos und Patriotismus. Das kanadische Werk Hyena Road beschreitet jedoch einen etwas anderen Weg und versucht die Wirren des Krieges authentisch und unverblümt darzustellen.

Drei Männer bilden dabei den erzählerischen Kern des Films. Ein Nachrichtenoffizier der kanadischen Armee, der in eine Verschwörung inmitten des Krieges verstrickt wird. Ein erfahrener Scharfschütze, der erstmals seine Opfer als Menschen wahrnimmt und nicht nur als Zielscheibe und ein Mudschahed, der dem Kampf abgeschworen hat und unfreiwillig in den Kampf gegen die Taliban gerissen wird. All diese Schicksale laufen unter dem afghanischen Himmel zusammen und bieten einen kleinen Einblick in die moderne Kriegsführung und ihre Auswirkungen.

Die Bilder, die uns Regisseur Paul Gross (Eastwick) in Hyena Road präsentiert sind oftmals ruhig und dokumentarisch. Das schlichte Leben der Soldaten wird immer wieder in den Fokus gerückt während abseits des Kampfes Hockey gespielt und bei der Nachtwache ein großes Geschäft in einer Papiertüte erledigt wird. Sobald die Ruhe jedoch endet, beginnt der Sturm.

Direkt zu Beginn des Filmes verfolgen wir eine kleine Truppe von Scharfschützen, die in einen Hinterhalt gerät und um ihr Überleben bangt. Nah am Geschehen und blutig kriegt man als Zuschauer die Wirren vor Ort präsentiert und wenn man ab und an den Überblick während eines Gefechtes verliert, fühlt man sich den Kämpfern nur umso verbundener. Wobei die kanadischen Soldaten allesamt sympatisch dargestellt werden, erhält man auch in Hyena Road keinen allzu großen Hintergrund über die Taliban und die Zivilisten des Landes. Immerhin wird in kleinen Ansätzen jedoch versucht, die Menschen des Landes als eben solche vorzustellen, was in vielen anderen Produktionen völlig vernachlässigt wird.

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Was die Schauspielkunst anbelangt hat sich Regisseur Gross bei der Rolle des Nachrichtenoffiziers Captain Pete Mitchell auf sich selbst verlassen und die Darstellung selbst übernommen. Diese Entscheidung muss er im Nachhinein definitiv nicht bereuen, denn seine Leistung ist ebenso überzeugend wie unterhaltsam. Etwas emotionsloser agiert hingegen Rossif Sutherland als Scharfschütze Warrant Officer Ryan Sanders. Zwar kriegen wir seine heimliche Affäre vorgesetzt und auch sein Wandel den Opfern gegenüber sorgt für eine kleine Entwicklung, aber diese Hintergrundinformationen ändern nichts daran, dass die Rolle wenig glaubhaft dargestellt wird. Alle weiteren Rollen des Films dienen lediglich dem Fortschreiten der Handlung und können sich nicht durchsetzen.

Auch wenn das deutsche Cover mit dem Hinweis „Basierend auf 1000 wahren Geschichten“ wirbt, hätte man sich noch mehr gefühlvolle und ehrliche Momente gewünscht. Immer wieder driftet das Werk in Action-Sequenzen ab, die zwar mit viel Wucht daherkommen, aber inhaltlich nichts Neues erzählen. Will man es also doch noch eine Spur authentischer muss man sich wohl abermals die Dokumention Restrepo aus dem Jahr 2010 anschauen, in welcher das Korengal-Tal, auch als Tal des Todes bekannt, den Mittelpunkt bildet. Hyena Road ist und bleibt ein Film, der teils zu angestrengt versucht zu unterhalten anstatt seine Geschichte vernünftig zu erzählen.

Abschließend bietet Hyena Road definitiv einen etwas anderen Blick auf die Geschehnisse, aber kopiert an vielen Stellen doch bekannte Vorbilder und versinkt dadurch letztendlich wieder in der Masse. Und mittlerweile gibt es einfach zu viele Filme über dieses Thema.

Regie: Paul Gross
Drehbuch: Paul Gross
Musik: Asher Lenz
Darsteller: Paul Gross, Rossif Sutherland, Clark Johnson, Allan Hawco, Christine Horne, David Richmond-Peck

Handlung:

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