Das Korengal-Tal liegt Mitten im Nirgendwo des umkämpften Afghanistan. Nicht ohne Grund wird es von vielen als „Tal des Todes“ bezeichnet, denn seit Ausbruch des Afghanistankriegs hatte die USA an jenem Ort die mit Abstand meisten gefallenen Soldaten zu verzeichnen.
In dieser gefährlichen Hochburg der Taliban und Al-Qaida begleiteten die Regisseure Sebastian Junger und Tim Hetherington über ein Jahr hinweg ein Platoon von 15 Soldaten der 173. US-Luftlandebrigade.
Das Ziel der beiden Kriegsjournalisten war es, die Soldaten bei ihren täglichen Einsätzen zu filmen und den durch Feuergefechte geprägten Alltag der eingeschworenen Truppe zu veranschaulichen. Niemand anders als die überlebenden Soldaten kommen in der Dokumentation zu Wort und berichten von ihren tiefgreifenden Erinnerungen aus dem „Tal des Todes“.
Seit 2001 befinden sich die Vereinigten Staaten im Krieg gegen den Terror in Afghanistan. Die Konflikte zwischen den Taliban und den USA begannen jedoch bereits im Jahr 1978 und wurden durch die Terroranschläge am 11. September 2001 neu entfacht. Die Regierung der Vereinigten Staaten und ihre Verbündeten verfolgten dabei das Ziel, die seit 1996 herrschende Taliban-Regierung zu stürzen und die Terrororganisation al-Qaida zu bekämpfen, welche für die Anschläge verantwortlich gemacht wurde.
Nachrichten Sender weltweit berichten über die brenzlige Lage in den Kriegsgebieten und entscheidende Veränderungen. Doch die beiden Kriegsjournalisten und Regisseure Sebastian Junger und Tim Hetherington wollten ein anderes Bild aus Afghanistan zeigen. Den Krieg aus der Sicht einfacher Soldaten, die täglich mit den Folgen dieses Extrems konfrontiert werden.
Über ein Jahr lang begleiteten sie einen Trupp im alarmierendsten Gebiet des Landes. Das Korengal-Tal im Osten Afghanistans wurde im Jahr 2005 von den US-Truppen besetzt und litt unter ständigen Attacken durch Aufsässige. Über 40 Soldaten verloren ihr Leben in dem schmalen Tal, als sie bei Feuergefechten und Hinterhalten tödliche Verletzungen erlitten. Die Zahl der afghanischen Todesopfer soll nach Angaben von US- und afghanischen Beamten weitaus höher liegen und hat Korengal zu einem der blutigsten Orte in ganz Afghanistan gemacht.
Wer bislang dachte, dass Filme wie Der Soldat James Ryan oder The Hurt Locker die intensive Atmosphäre eines Krieges eingefangen hätten, wird mit Restrepo eine unglaubliche Erfahrung machen. Afghanistan wird oft als Ort beschrieben, in dem die Demokratie keine Zukunft hat, doch die Hauptakteure in Restrepo sind keine Politiker und kümmern sich nicht um die Vergangenheit des Konflikts. Alles um was sie sich sorgen, ist, jeden Tag näher ans Ende ihrer 15 Monaten Pflichterfüllung zu kommen und danach sicher in die Heimat zurückzukehren.
Sebastian Junger und Tim Hetherington riskierten ihr eigenes Leben um einzigartige Aufnahmen zu erlangen, welche den Konflikt hautnah aus ihrer Sicht eingefangen haben. Sie zeigen, dass im Krieg nicht nur die Schlagabtausche gewonnen werden müssen, sondern die Soldaten damit zu kämpfen haben, ihre eigenen menschlichen Abfälle zu entsorgen, Barrieren aus Dreck unter ständigem Sperrfeuer zu errichten und einfach die Zeit tot zu schlagen, bis der nächste Angriff losbricht.In diesem Elend entstand nicht nur ein erschreckend fesselnder Dokumentarfilm, ebenfalls ein eindrucksvolles Foto wurde aufgenommen, welches das Welt-Pressefoto des Jahres wurde – es zeigt einen Soldaten, der zum Symbol für die Kriegsmüdigkeit einer ganzen Nation wurde.
Nachtrag:
Er war überall dort, wo es Krisen gab, wo die Wahrheit in die Welt getragen werden musste: Im Bürgerkrieg in Liberia, mit US-Soldaten im Irak, bei den Tsunami-Opfern in Südostasien oder für seinen Film Restrepo mit Truppen in Afghanistan. Diese Oscar-nominierte Dokumentation erschien am 7. Juli 2011 auf DVD und Blu-Ray-Disc – aber das erlebt Tim Hetherington leider nicht mehr. Der mehrfach ausgezeichnete Fotojournalist kam im April in Libyen ums Leben. Wie immer war er hautnah am Geschehen und in diesem Fall mit Rebellen in der Stadt Misurata unterwegs, als er in einen Granaten-Beschuss geriet. Tim Hetherington starb kurz danach im Alter von 41 Jahren an seinen Kopfverletzungen.
Regie: Tim Hetherington, Sebastian Junger
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Bildrechte: National Geographic / Studiocanal