Thief – Der Einzelgänger (1981) | Filmkritik

Regisseur Michael Mann gilt als einer der prägendsten Autorenfilmer des modernen Hollywood-Kinos. Seine Werke Der letzte Mohikaner (1992), Heat (1995) und Collateral (2004) sind nicht ohne Grund jedem Cineasten ein Begriff. Doch abseits dieser Hochphase hatte Mann auch einige Tiefpunkte und musste sich mit Low-Budget-Produktionen durchschlagen. Ein Grund dafür war sein 1981 erschienener Heist-Film Thief – Der Einzelgänger (Originaltitel: Thief). Doch warum scheiterte das Werk beim Publikum?

Frank (James Caan) hat viele Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht, um für die Verbrechen seiner Vergangenheit zu büßen. Wieder auf freiem Fuß kehrt der Ex-Knacki jedoch abermals zu Einbrüchen und Juwelendiebstählen zurück. Getrieben wird er dabei von einem Traum: Er möchte ein sorgenfreies und anständiges Leben führen mit Frau, Kind und Haus.

Als er die Kellnerin Jessie (Tuesday Weld) kennenlernt, scheint er seinem Ziel so nah wie nie zu sein. Doch für das perfekte Leben im Ruhestand fehlt noch das nötige Kleingeld und so geht Frank einen Deal mit dem Gangsterboss Leo (Robert Prosky) ein. Zusammen mit seinem Freund und Partner Barry (James Belushi) will Frank ein letztes, großes Ding drehen, dass ihn und seiner Familie ein Leben in Luxus bescheren soll.

Nach anfänglichem Erfolg aber muss Frank merken, dass er einen fatalen Fehler begangen hat und sich nicht nur Leo zu einem gefährlichen Feind entwickelt, auch die Polizei scheint dem Meisterdieb auf den Fersen zu sein. Kann Frank sein altes Leben hinter sich lassen oder bleibt er für immer ein Einzelgänger?

I am the last guy in the world that you wanna fuck with.

In den frühen 40er und den späten 50er Jahren entwickelte sich eine Filmkunst, die als Film noir bezeichnet wird. Als Zuschauer findet man sich in einer düsteren, pessimistischen Weltsicht wieder, wo Kriminalität, Mord und Geldgier die regierenden Themen sind. Auch Frank lebt in solch einer Welt und verdient seine täglichen Brötchen mit Raub und illegalen Geschäften. Und Frank ist ein erfahrender Profi auf seinem Gebiet.

Ausgeübt wird sein Beruf in einem von Neonschildern und blauen Farben durchzogenen Milieu, wo die Straßenlaternen ein schwaches Licht auf den Asphalt werfen und zwielichtige Gestalten ihr Unwesen treiben – willkommen in der Welt des Neo-noir! Jedenfalls in Teilen, denn Thief – Der Einzelgänger greift nur manche Elemente der Stilgebenden Vorbilder auf. Frank ist kein Privatdetektiv, kein Boxer oder Journalist – auch kein traumatisierter Kriegsheimkehrer. Eigentlich ist Frank ein Arschloch, dass weiß was ihm zusteht und weiß er will. Er arbeitet hart, wenn auch illegal, für sein Geld, schnappt sich eine Frau ohne große Fragen und wenn ihm einer krumm kommt, zückt er seine Pistole.

Als Zuschauer wird man keine engen Bindungen zu der Figur Frank, verkörpert durch Schauspieler James Caan, in den knapp 120 Minuten Laufzeit aufbauen. Auch Spannung lässt der Film über weite Strecken vermissen, was wohl der Hauptgrund ist, warum der Film bei vielen durchfiel. Nach zwei Dritteln kommt es erst zum finalen Showdown und die Mischung aus Heist und Krimi spitzt sich packend zusammen. Bis dahin sehen wir aber einen intelligenten Thriller, der uns in ein Leben entführt, das durchgehend real und authentisch wirkt. Thief – Der Einzelgänger übertreibt nicht und ist dadurch so viel ehrlicher als viele andere Werke des selben Genres.

Your criteria are so far up your ass, they can’t see daylight! This is bullshit!

Was die Nebendarsteller angeht, kann hier einzig James Belushi durch seine Präsenz als krimineller Freund überzeugen. Ehefrau Jessie wird lediglich als Püppchen ohne große Meinung dargestellt, die ebenso flach ist wie die Frau auf Franks Collage. Gangsterboss Leo wird von Robert Prosky deutlich zu harmlos verkörpert.

Untermalt wird das Gesamtwerk von der deutschen Elektro-Band Tangerine Dream, dessen monotones Sequenzing dem Zuschauer im Ohr klirrt und die maschinelle, kühle Stimmung des Films optimal unterstützt.

Alles in allem ist Michael Manns Thief – Der Einzelgänger ein eiskaltes Neo-noir Werk, dass uns in die kriminelle Welt von Frank entführt und auf hochprofessionelle Juwelenraubzüge mitnimmt, ohne uns vergessen zu lassen, dass nur der Stärkste überleben kann.

Am 11. März 2016 erschien der heutige Kultklassiker im Film-Label OFDb Filmworks als limitierte und nummerierte Sonderauflage auf zwei Blu-rays und drei DVDs! Enthalten sind dabei alle drei Gesichter von Michael Manns Der Einzelgänger. In deutscher und englischer Sprache kann der Zuschauer zwischen der überarbeiteten Director’s Cut-Fassung in einem brandneuen 4K-Transfer, erstellt in Zusammenarbeit mit Regisseur Michael Mann, der Original-Kinofassung sowie der Special Director’s Edition aus dem Jahre 1995 wählen.

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Neben dieser breiten Auswahl an verschiedenen Schnittwerken des Hauptfilms befinden sich auch zahlreiche Boni in der Sammlerbox. Neben den Audiokommentaren von Regisseur und Drehbuchautor Michael Mann und Hauptdarsteller James Caan sind ebenfalls eine Dokumentation über den Filmemacher Mann sowie The Art of the Heist – Ausführliche Analyse des Films mit Schriftsteller und Kritiker F.X. Feeney und einiges mehr enthalten.

Haptisch darf man sich des Weiteren über ein Filmposter sowie ein Booklet mit einem Essay von Prof. Dr. Marcus Stiglegger freuen. Alles verpackt in einer stylischen Box auf der einen Frank persönlich anstarrt.

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