Deadpool (2016) | Filmkritik

Deadpool (2016)

Hey Leut! Was für eine Ehre, dass ich euch gerade hier treffe. War ohnehin ein bisschen einsam. Niemand zum Kuscheln. Aber ich bin mal wieder unhöflich. Wenn ich mich also vorstellen darf. Pool … Dead Pool. James-Bond-Style. Wie in den Daniel-Craig-Filmen natürlich. Schön dreckig und dunkel wie ein Babypo. Scheiß auf Gentleman-Spion Sean Connery. In Indiana Jones fand ich den eh schon immer besser.

Deadpool nimmt kein Blatt vor den Mund

Meine Freunde nennen mich übrigens Wade Wilson. Zumindest bevor mir diese ganze Geschichte passiert ist, die ihr jetzt gerade im Kino sehen könnt. Ich schwöre euch, es macht verdammt Spaß ein Held zu sein. Aber wenn euch einer eurer Kumpels erzählt hat, mein Streifen wird so etwas wie Marvel’s The Avengers oder einer dieser X-Men Sequel-Prequels, dann hat er euch gewaltig verarscht. Nochmal zu den X-Men: Da steigt doch keiner mehr durch. War im letzten Teil X-Men: Zukunft ist Vergangenheit jetzt Jimmy McAvoy oder Captain Picard im Rollstuhl, der aus der Vergangenheit? Keinen Schimmer!

© 20th Century Fox

In meinem Film kommen auch ein paar X-Men vor. Von dem Mädel kann ich den Namen kaum aussprechen und der Typ ist einfach ein Koloss aus Metall. Aber schüchtern wie ein Teenager vor seinem ersten Mal. Ziemlich witzig! Darauf könnt ihr wetten.

Kein gewöhnlicher Superheld

Ich bin auf jeden Fall nicht einer dieser 0815-Superhelden. Zugegeben, auch mein Leben war vorher dramatisch. Spidey ist schuld am Tod seines Onkels, Batmans Eltern wurden erschossen, als er noch ein Kind war, und ich hatte eben diesen fiesen Krebs. Der hat mich praktisch aus jeder Pore angeschrien: „Wir ficken dich, bis du tot bist, Wade Wilson!“ Dabei ging es mir bis dahin echt gut.

Ich war mit meiner Vanessa (Morena Baccarin) glücklich wie nie. Was vor allem daran lag, dass sie ein Sexmonster mit einem ordentlichen Schuss Charakterstärke ist. Bei anderen Marvel-Helden taugt der Love-Interest vielleicht mehr für das Friedenscorps, aber wen interessiert das schon. Mein Mädchen ist so heiß, wie Prinzessin Leia in Jabbas Palast. #FeuchterTraumMeinesAchtjährigenIchs.

© 20th Century Fox

Aber jetzt habe ich den Krebs schon wieder verdrängt. Jedenfalls kam eines Abends so ein FBI-Prototyp bei mir vorbei – hätte direkt aus einem der Bourne-Filme stammen können – und macht mir ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Als Bild-Zeitungs-Aufmacher hätte ich geschrieben: „Raus mit dem Krebs, rein mit den Superkräften“. Das bedeutete für mich keinen Grabstein mehr, sondern einen Superkörper.

Hässlich ist das neue Schön

Der beschissene Nebeneffekt lautet „Superhässlich“. Deswegen trage ich auch diesen sexy Superheldenanzug. Ihr habt ja wohl nicht ernsthaft geglaubt, dass eure ganzen posterreifen Helden ihre Kostüme nur tragen, um unerkannt zu bleiben, oder? Allein Iron Man. Habt ihr euch mal seinen Bart angeschaut? Der würde auch einem persischen Nachtclubbesitzer stehen. Und Spiderman? Babyspeck wie ein Dreijähriger. Die sind alle hässlich. Genau wie ich. Obwohl ich neuerdings wirklich der König der Gesichtsgrätschen bin.

Ich könnte natürlich auch noch ein bisschen mehr vom Plot meines Filmes verraten, aber das werde ich nicht tun. Denn das ist doch so unfassbar langweilig! Jeder Franchise-Trailer ist am Anfang geil und wird mit jeder neuen Version schlechter, je mehr man weiß. Das soll bei mir nicht so sein. Ich sage nur so viel: Es ist eine Origin-Story und in gewisser Weise auch wie jede andere Origin-Story. Nur mit Busen, einer ganzen Menge Blut und natürlich Kalauern.

© 20th Century Fox

Ach ja, und die vierte Wand wird durchbrochen. Für alle unter euch, die nicht wissen was das ist: Ein Filmcharakter redet mit dem Zuschauer. Ungefähr das, was ich hier gerade tue. Guckt einfach Ferris macht blau, wenn ihr jetzt noch immer nicht wisst was ich meine!

Also eigentlich ist meine Geschichte auf der Leinwand so, als hätten Quentin Tarantino und Woody Allen eine Nummer geschoben und das Baby daraus im Mixer püriert. Ich dachte mir das kommt cool, wo wir schließlich alle genug von den typischen Superhelden haben. Ein bisschen ist es auch das Projekt von dem Herrn, der in meinem Anzug herum hüpft. Ryan Reynolds! Er will sich von seinem Skandal als Green Lantern (2011) erholen und endlich mit den großen Jungs spielen. Dafür hat er sich mich ausgesucht, den Lieblingssuperhelden aus seiner Schulzeit und Tim Miller, einen völlig unbeschriebenen Regiedebütant, der seine Sache erstaunlich gut macht, wenn es zum Arschtritt-Genre kommt.

Eindimensionaler Bösewicht – mal wieder

Für einen Superbösewicht hatten wir leider kein Geld mehr und mussten den Kerl aus The Transporter Refueled (Ed Skrein) einkaufen. Da ist noch ordentlich Luft nach oben. Er hat einfach kaum Motivation und taucht nur selten auf. Aber, was soll’s? Das braucht euch nicht zu ärgern. Dafür bekommt ihr mehr von meinem in rotes Leder eingepackten Knackarsch zu sehen. Dieses süße Teil werde ich jetzt auch weiter zu Hiphop-Musik durch die Staaten kutschieren und ihr verlasst euch einfach auf die Trailer-Kampagne zu Deadpool. Die hält nämlich, was sie verspricht. Ein Fest aus Coolness, Style, Action und dazu ein Reigen an Witzraketen ober- und unterhalb der Gürtellinie. Der Film ist in gewisser Weise wie diese Kritik.

Und zum Schluss, wie man heute so schön sagte: „Bis zum Sequel.“ Ich selbst würde mir natürlich 10 von 10 Punkten geben. Aber der Pisser, der diese Worte geschrieben hat, gibt nur 8 von 10 Punkten. Leck mich, Lukas K.!

Bewertung

Trailer

Informationen
Deadpool | 11. Februar 2016 (Deutschland) 8
Regisseur: Tim MillerDrehbuchautor: Rhett Reese, Paul WernickDarsteller: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, T.J. MillerHandlung:

Fotos


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Bildrechte: 20th Century Fox

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2 Kommentare

Line 13. Februar 2016 - 21:50
Ziemlich geil geschrieben. ;D
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