Er war als geistig behinderter Arnie Grape in Gilbert Grape – Irgendwo in Iowa (1993) zu sehen, verkörperte den verliebten Romeo in William Shakespeares Romeo + Julia (1996), arbeite zahlreich mit Meister-Regisseur Martin Scorsese (Gangs of New York, Aviator, Departed – Unter Feinden, Shutter Island, The Wolf of Wall Street) zusammen und auch unter den Fittichen von Quentin Tarantino wurde seine Leistung in Django Unchained (2012) durch und durch gefeiert.
Eine Glanzleistung von Leonardo DiCaprio
Leonardo DiCaprio gehört zu den Ausnahmeschauspielern seiner Zunft und besitzt mittlerweile Schränke voll mit Auszeichnungen. Doch ein Triumph wurde dem renommierten Darsteller bislang immer wieder verwehrt: Der Goldjunge, ein Preis bei der Oscar-Verleihung. Trotz vierfacher Nominierung und überzeugenden Leistungen hatte immer ein anderer Kandidat Vorrang. 2016 könnte nun jedoch nach langer Wartezeit endlich DiCaprio dieses Kapitel abschließen. Der Grund heißt The Revenant – Der Rückkehrer!
Die Mittel zum Erfolg sind schnell aufgezählt: Eine fesselnde Darstellung von Leonardo DiCaprio, eine meisterhafte Regie-Besetzung mit Alejandro González Iñárritu (Birdman), atemraubende Bilder von Kameramann Emmanuel Lubezki und eine Geschichte, die den Zuschauer über 156 Minuten seine Nachos vergessen lässt und Schlürf-Geräusche der Softdrinks aus den Kinosälen verbannt.
Basierend auf einer Romanvorlage
Als Vorlage für dieses unter die Haut gehende Drama dient eine wahre Geschichte und der Roman Der Totgeglaubte von Michael Punke, welcher den Trapper Hugh Glass thematisiert. Bei einer Expedition tief in der amerikanischen Wildnis wird dieser von einem Grizzlybär attackiert und schwerstens verletzt. Seine Jagdbegleiter, die überzeugt sind, dass er dem Tod geweiht ist, lassen ihn zurück und lediglich zwei Männer bleiben an seiner Seite, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Doch während seines Überlebenskampfes erleidet Glass nicht nur unerträgliche Qualen, er muss auch erleben, dass sein vermeintlicher Beschützer John Fitzgerald (Tom Hardy) ihn verrät, beraubt und im Stich lässt. Angetrieben von der Liebe zu seiner Familie und einem schier übermenschlichen Willen zu überleben, um diesen Verrat zu rächen, kämpft Glass sich durch einen unerbittlichen Winter und eine feindliche Wildnis zurück ins Leben.
Um The Revenant – Der Rückkehrer kurz zusammen zu fassen, kann man sagen, dass dies der Stoff ist, aus dem Oscar-Gewinner gemacht sind. Allein die schauspielerische Leistung aller Protagonisten wäre schon einen Kinobesuch wert. Leonardo DiCaprio spielte sich die Seele aus dem Leib und bietet eine bis dato selten erreichte Schauspielleistung. Neben den actionreichen Momenten, wie dem Kampf mit einem Bären, sind es vor allem die ruhigen Momente, in denen man sich nahezu perfekt in die Situation des Protagonisten versetzen kann und seine Schmerzen und die eisige Kälte fast am eigenen Leib spürt.
Eine Besetzung der Extraklasse
Ebenso erwähnenswert ist auch die Leistung von Schauspieler Tom Hardy, der in jüngster Kinovergangenheit gefühlt pausenlos in den weltweiten Kinos vertreten war. Sein Mitwirken in The Revenant – Der Rückkehrer spielt dabei definitiv in einer höheren Kategorie mit und seine von Arroganz und Narzissmus getriebene Figur des John Fitzgerald bildet das ideale Pendant zu Hugh Glass.
Aber auch die Auftritte von Domhnall Gleeson, welcher 2015 bereits in Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht und Ex Machina zu sehen war, und Will Poulter (Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte) sollten nicht in Vergessenheit geraten, auch wenn der Film überwiegend von dem wortkargen Leonardo DiCaprio alleine getragen wird.
Unter der grandiosen Leitung von Regisseur Alejandro G. Iñárritu laufen aber nicht nur die Schauspieler zu Höchstformen auf, ebenso Kameramann Emmanuel Lubezki fängt eine Mischung aus ruhigen Landschaftsaufnahmen und brutalen Überlebenskampf-Situationen ein. Dabei ist er oftmals so nahe am Geschehen, dass man sich als Teil der Jagdgruppe füllt. Hinzu kommen lange Sequenzen, die völlig ohne Schnitte auskommen und bei welchen man zusammen mit den Figuren durch die Wälder streift und anschließend gekonnt durch eine Kamerafahrt entlang der Waffe wieder zurück zu den Gesichtern und Emotionen kommt. Und das alles ohne künstliches Licht. Einfach bildgewaltig und schön!
Zwischen Stille und Getöse
Untermalt werden diese großartigen Aufzeichnungen von einem seichten und zugleich stimmungsvollen Sound von Bryce Dessner, Alva Noto und Ryūichi Sakamoto. Besonders die ruhigen Momente erhalten durch die musikalische Note eine noch intensivere Atmosphäre.
Die Kämpfe hingegen sprechen durch ihre fühlbare Realität eine ganz eigene Sprache und der bereits erwähnte Kampf gegen einen täuschend echt aussehenden Bären wird vielen noch lange nach dem Abspann des Films im Gedächtnis bleiben. Auch das finale Aufeinandertreffen wird mit Bildern eingefangen, bei denen jeder Stich und jeder Schlag fühlbar scheint.
The Revenant schlicht als Meisterwerk zu beschreiben, ist meines Erachtens nach keine Übertreibung und auch die Produktion spiegelt die Mühen der Crew wieder. So wurde überwiegend in den tief winterlichen, ländlichen, eisigen und verschneiten Gebieten Kanadas gedreht, fernab jeglicher Zivilisation, wodurch einige Mitglieder des Teams, wie auch Hauptdarsteller DiCaprio, ihr körperliches und seelisches Limit erreichten.
Ein turbulenter Dreh in der Kälte
Aber der Dreh und eigenwillige Regisseur brachten auch einige Probleme mit sich. So sprangen mehrere Mitarbeiter im Laufe des Projekts ab, weil sie mit der Kälte und dem aufwendigem Dreh nicht zurecht kamen. Der chronologische Dreh der Szenen gipfelte zudem in einer gewaltigen Kostenexplosion und so kostete The Revenant – Der Rückkehrer schlussendlich knapp 135 Millionen Dollar. 75 Millionen Dollar mehr als ursprünglich angesetzt. Auch der vom Regisseur verlangte Dreh bei ausschließlich natürlichem Licht brachte seine Probleme mit sich, denn es konnte nur zwei Stunden am Tag gedreht werden. Der Dreh dauerte also extrem lange wodurch Tom Hardy beispielsweise gezwungen war seine Beteiligung an der Comicverfilmung Suicide Squad abzusagen.
All diese Anstrengungen kann man dem Film durchgehend ansehen und als Resultat erwartet den Zuschauer einer der besten Survival-Streifen der Kinogeschichte. Die Natur zeigt sich in ihrer atemraubenden Schönheit und kalter Härte. In Mitten dieser Gewalt kämpfen die Figuren des Films ums nackte Überleben und werden von ihren Instinkten angetrieben. Rache und Überleben sind alles was zählt. Eine fesselnde Überlebensgeschichte, die auf inhaltlicher und technischer Ebene zu begeistern weiß.
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