Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt (2010) | Filmkritik

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt

Der 22-jährige Scott Pilgrim (Michael Cera) aus Toronto, Kanada, ist arbeitslos, spielt Bass in der Garagenband „Sex Bob-omb“ und trifft sich mit der weit jüngeren Schülerin Knives Chau (Ellen Wong). Alles ändert sich jedoch, als er eines Tages auf die mysteriöse Ramona Flowers (Mary Elizabeth Winstead) trifft, in welche er sich Hals über Kopf verliebt.

Auf einer Party läuft er dieser erneut über den Weg und findet einiges über das skurrile Mädchen heraus. Tatsächlich schafft es Scott sogar mit Ramona ein Date zu verbringen, welches außerordentlich gut verläuft. Bei einem Auftritt mit seiner Band während dem „Battle of Bands“ wird er jedoch aus dem Nichts von einem ihm Unbekannten namens Matthew Patel (Satya Bhabha) attackiert. Dieser stellt sich als erster, böser Ex-Freund von Ramona vor und erklärt Scott, dass er alle sieben Ex-Freunde von Ramona bekämpfen muss, um ihre Liebe zu gewinnen.

Für Scott beginnt somit eine Schlacht um seine Liebe zu Ramona und ebenfalls seine alte Freundin Knives Chau hat ihn noch nicht aufgegeben.

© Universal Pictures

8-Bit. Graphic Novel. Indie-Rock. Jeder der mit diesen Begriffen nichts anfangen kann, wird mit dem neusten Werk von Regisseur Edgar Wright (Shaun of the Dead, Hot Fuzz) keine Freude haben. Denn wer sich mit dem einzigartigen Stil des Films nicht identifizieren kann, wird mit dem knapp zweistündigen Sturm auf die Sinne maßlos überfordert sein. Der Film basiert dabei auf der sechsbändigen Vorlage „Scott Pilgrim“, welche von dem kanadischen Cartoonist Bryan Lee O’Malley geschaffen wurde.

In der Hauptrolle des etwas nerdigen Scott begegnet uns Michael Cera (Juno, Superbad), dessen Charakter Scott an sich keine Revolution des Kinos darstellt, auf seine eigene Art und Weise aber eine seltsame Einzigartigkeit besitzt. Sein Gegenstück bildet die unergründliche Ramona Flowers, welche von Mary Elizabeth Winstead (Stirb langsam 4.0, Death Proof) verkörpert wird. Ebenso wie Michael Cera verleiht auch sie ihrer Rolle eine unnachahmliche und leidenschaftliche Präsenz, welche den Charakter umgibt. Die größte Überraschung stellt aber der Charakter Knives Chau dar. Dieser wird von der noch recht unbekannten Ellen Wong personifiziert, welche mit ihren Kung-Fu-Einlagen den Zuschauer fast davon überzeugt, Scott Pilgrim sollte ohne Wenn und Aber bei ihr bleiben.

© Universal Pictures

Aber nicht nur in den Hauptrollen scheint Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt die optimale Besetzunge gefunden zu haben, auch die Nebenrollen und Cameo-Auftritte wissen zu überzeugen. So sorgt nicht nur Scotts schwuler Mitbewohner Wallace Wells, welcher von Kieran Culkin (Igby Goes Down) gespielt wird, für viele Lacher. Auch Thomas Jane (Hung) und Clifton Collins Jr. (The Shield, Capote) als ganz besondere Cops haben einen fantastischen Auftritt. Den Abschluss bildet dann Jason Schwartzman (Bored to Death, Marie Antoinette) als epischer Endgegner, der geradewegs aus einem Videospiel entsprungen sein könnte.

Neben den Charakteren und Schauspielern ist es aber vor allem der unvergleichliche Stil des Films, welcher ihn so besonders macht. Dabei sind es die unglaublich vielen Details und Anspielungen, welche den Film so abgedreht wirken lassen. Denn nach einem Beginn mit der typischen Universal-Fanfare in 8-Bit-Grafik dreht der Film erst richtig auf. So wurden nicht nur Soundeffekte aus den Videospielen „Zelda“ und „Street Fighter“ im Film passend in Szene gesetzt, ebenfalls die klassischen Ka-Pow-Effekte, welche manchen noch aus der 60er-Jahre Batman-Serie vertraut sind, werden stilsicher eingesetzt.

© Universal Pictures

Da überrascht es nicht, dass auch die vielen Kämpfe an Beat’em Up-Videospiele wie „Soul Calibur“ erinnern und die Charaktere sich ähnlich einem Rollenspiel ihre Level hart erarbeitet müssen. Selbst ein Toilettengang von Scott wird von einem sich leerenden Urinbalken begleitet. Aber auch Anspielungen an Sitcoms finden ihren Platz im Film und wenn die Titelmelodie von Seinfeld erklingt, hat die Zielgruppe erneut etwas zu lachen. All diese kleinen Gimmicks sind es, welche dem Film seine ganz eigene Aura verleihen und stark zur Atmosphäre beitragen.

Neben diesen rasanten Kämpfen enthält Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt aber auch etwas sehr bodenständiges. Nämlich eine typische Liebesgeschichte, welche bei all den blitzenden Schriftzügen und schleunigen Schnitten nicht untergeht. Denn das Liebesdreieck verleiht dem Film zusätzlich noch seine ganz eigene „Coming-of-Age“-Geschichte. So kämpft der Charakter Scott Pilgrimm nicht nur gegen die teuflischen Ex-Freunde von Ramona Flowers, sondern muss sich auch noch mit seiner Verflossenen Knives Chau herumschlagen. Denn diese will ihre große Liebe auf keinen Fall aufgeben.

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Das größte Problem, mit dem der Film aber zu kämpfen hat, ist seine Mainstream-Tauglichkeit. Wie schon Kick-Asskürzlich feststellen musste, kann leider nicht jeder etwas mit abgedrehten Charakteren und neuem Wind in der Kinowelt anfangen. Es bleibt also zu hoffen, dass Scott auch den Kampf gegen diese Zweifler gewinnen wird. Für alle Fans der angesprochenen Themen ist er jedoch ein „Must-See“-Titel, welcher bei wiederholtem Ansehen garantiert noch weitere versteckte Details offenbart.

Abschließen kann man nur Regisseur Kevin Smith zitieren, welcher nach seinem Kinobesuch lobpreiste: „Der Film ist großartig. Er ist faszinierend und niemand wird verstehen was zur Hölle gerade passiert ist.

Für uns erfüllt Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ohne Frage seine Ankündigung – „An Epic of Epic Epicness

Regie: Edgar Wright
Drehbuch: Edgar Wright, Michael Bacall (Vorlage: Scott Pilgrim von Bryan Lee O’Malley)
Musik: Nigel Godrich
Darsteller: Michael Cera, Mary Elizabeth Winstead, Ellen Wong, Kieran Culkin, Anna Kendrick, Brandon Routh, Alison Pill, Chris Evans, Mark Webber, Johnny Simmons, Brie Larson, Jason Schwartzman, Aubrey Plaza, Mae Whitman

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