Return to Sender – Das falsche Opfer (2015) | Filmkritik

Return to Sender - Das falsche Opfer

Gewalt gegen Frauen ist in der Filmwelt ein sehr heikles Thema. Meistens werden derartige Übergriffe auf das schwache Geschlecht zu reißerisch dargestellt und enden dann mit dem Rachefeldzugs des Ehemanns oder Bruders. Selten darf das Opfer selbst zur Waffe greifen oder sich wehren. Welche emotionalen Wunden bei denen zurückbleiben, die Vergewaltigungen überleben, wird nur selten charakterisiert.

Das Opfer schlägt zurück!

Meistens dient es nur halbherzig dem Motiv der Rache, ohne sich mit den wirklichen Konsequenzen zu beschäftigen. Schaden würde es nicht, denn vielleicht ließen sich einige Männer auf diese Weise sensibilisieren, wären sie sich den Folgen besser bewusst.

© Ascot Elite

In Return to Sender – Das falsche Opfer folgen wir dem Opfer, gespielt von Ex-Bond-Girl Rosamund Pike. Doch kann das kalte Psychodrama des libanesischen Regisseurs Fouad Mikati überzeugen?

Miranda Wells (Rosamund Pike) ist eine ehrgeizige Krankenschwester, die für ihre Karriere alles gibt. Sie träumt davon, zur OP-Schwester aufzusteigen und stellt ihr privates Leben deshalb hinten an.

In allem ist sie äußerst akribisch, geradezu manisch. Sie backt Torten besser als mancher Konditor und weigert sich, mit fremden Kulis zu schreiben. Alles hat seine Ordnung und seinen Sinn.

Blind Date mit der falschen Person

Weil es in ihrem Liebesleben gerade nicht gut läuft, besorgt ihr eine Freundin ein Blind Date. Der junge Mann soll sie von zu Hause abholen. Leider kommt ihm ein fremder Mann zuvor, der sich, Dank der Verwechslung, spielend leicht Zutritt in Mirandas Haus verschafft.

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Anfangs scheint William (Shiloh Fernandez) ein netter Kerl zu sein. Doch schnell zeigen sich seine wahren Absichten und er vergewaltigt die hilflose Frau in der Küche. Binnen kurzem wird der Übeltäter gefasst und Miranda bleiben nur die Scherben in der Wohnung. Ein Hausverkauf ist unmöglich, da niemand Interesse an einem Verbrechenstatort hat und auch auf der Arbeit entgleitet der Perfektionistin alles. Schreckhaft und schlaflos plant die junge Frau, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.

Ungeöffnete Post

Sie beginnt, dem Täter zu schreiben. Anfangs kommt die Post ungeöffnet zurück – Return to Sender, doch schon bald beginnt auch der Vergewaltiger William auf die Anfragen seines Opfers zu reagieren. Es beginnt eine Art Beziehung zwischen den beiden. Miranda besucht William im Gefängnis, schreibt regelmäßig Briefe und gewinnt so das Vertrauen ihres Peinigers.

Mirandas Vater (Nick Nolte) sieht das gar nicht gern und beschwört sein Töchterchen, mit dem Unsinn aufzuhören. Als William wegen guter Führung entlassen wird, besucht er Miranda und hilft ihr sogar beim Ausbau der Veranda. Es scheint, als wolle er für seine Taten büßen. Doch was führt die kühle Blondine wirklich im Schilde?

Mit dem gleichnamigen Hit von Elvis hat Return to Sender tatsächlich nicht viel gemeinsam. Zwar bezieht sich der Filmtitel auf die anfangs ungeöffneten Briefe an William, doch schnell wird diese Redewendung bezeichnend für das Karma. Wenn aus Täter Opfer wird und Miranda versucht, den Spieß umzudrehen, bekommt der Titel eine neue, düstere Bedeutung und hätte auch „Wie du mir, so ich dir“ heißen können.

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Rosamund Pike (Gone Girl) porträtiert die manische Krankenschwester mit der düsteren Aura perfekt und pendelt zwischen Liebreiz und Gefahr hin und her. Auch ihr Filmpartner Shiloh Fernandez (Evil Dead) beherrscht die nötige Dualität aus Charme und Bosheit. Vom schüchternen Tellerwäscher zum brutalen Vergewaltiger, überzeugt er mit einem intensiven Spiel und setzt sehr zielsicher seine schauspielerischen Akzente.

Am Ende geht die Puste aus

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Filmvater Nick Nolte (Nur 48 Stunden) wirkt jedoch, als wäre sein Rollenangebot nur ein Mitleidsjob. Viel ist von seiner Mimik nicht geblieben und der Glanz alter Rollen ist längst verloren.

Als Theaterstück mit zwei Personen könnte man Return to Sender problemlos auf die Bühne bringen. Leider geht dem Film stellenweise die Puste aus und so dümpelt die Handlung langatmig vor sich hin, ehe dann zum finalen Akt die Spannung steigt. Gerade, weil der Zuschauer über die Motive der Protagonisten im Unklaren gelassen wird, funktioniert die Handlung überraschend gut.

Hätte man sich dann noch bemüht und auch den Inhalt der Briefe vorgelesen, könnte man tiefer in die Psyche der beiden Figuren eindringen. Gerade das anfängliche Misstrauen von William hätte durch den Inhalt der Briefe gut in wachsende Zuneigung umschlagen können. Doch leider bleiben gerade die spannenden Aspekte der Psychologie verborgen und unklar.

Hier hat der Film seine Chancen nicht genutzt. Für das einmalige Sehvergnügen mag Return to Sender durchaus tauglich sein, doch hätte angesichts der starken Hauptrollen deutlich mehr drin sein können.

Regie: Fouad Mikati
Drehbuch: Patricia Beauchamp, Joe Gossett
Musik: Daniel Hart
Darsteller: Rosamund Pike, Nick Nolte, Shiloh Fernandez, Camryn Manheim, Illeana Douglas, Billy Slaughter

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