300: Rise of an Empire (2014) | Filmkritik

Als Zack Snyders Filmversion des Frank Miller Comics auf die Kinoleinwand losgelassen wurde, staunten die Zuschauer nicht schlecht, welche Bildgewalt und Ästhetik vom Schlachtengetümmel halbnackter Waschbrettbäuche ausgehen kann. Seitdem versuchen Filme wie Krieg der Götter und Serien wie Spartakus die Qualitäten des Überraschungshits 300 zu kopieren.

Doch es kann nur ein Original geben. Klar also, dass das Sequel her muss. Doch welcher Recke kann die großen Sandalen von Sixpack Gerard Butler als Spartanerkönig Leonidas ausfüllen? Immerhin hatte der Schotte mit dem Spitzbubengrinsen für kernige One-Liner à la „This is Sparta!“ gesorgt, die monatelang durch zahlreiche YouTube-Remixe geisterten.

© Warner Bros.

Die Wahl des Helden für 300: Rise of an Empire fiel auf den eher unbekannten Sullivan Stapelton (Gangster Squad), welcher Dank einem ebenso beeindruckenden Body, wie seine spartanischen Vorgänger überzeugen kann und mindestens genau so grimmig dreinblickt. Doch können die Zuschauer den Wechsel zum griechischen Feldherren Themistokles annehmen, oder trauern sie dem toten Leonidas nach?

Die Handlung spielt vor, während und nach den Ereignissen des Erstlingswerkes und spannt sich mit zahlreichen Handlungssträngen um die Schlacht an den Thermopylen, an denen 300 Spartaner grausam geschlagen wurden.

Athens Feldherr Themistokles war dabei, als in der Schlacht von Marathon die Perser erstmals griechischen Boden betraten. Als die Schlacht bereits gewonnen war und der Perserkönig Darius zum Rückzug antrat, schoss Themistokles den schicksalsschweren Pfeil, welcher den König niederstreckte und dessen Sohn Xerxes (Rodrigo Santoro) in tiefe Trauer stürzte.

© Warner Bros.

Überzeugt, dass die Griechen von Göttern abstammen und unbesiegbar seien, lässt Xerxes von einem finalen Feldzug gegen die Mörder seines Vaters ab. Wäre da nicht Artemisia (Eva Green), welche aus tiefem Hass gegen die Griechen alles daran setzt, Xerxes zum erneuten Feldzug zu bewegen. Mit dunkler Magie wandelt sich der schmächtige Jüngling Xerxes zum Gottkönig mit Hang zu Bodypiercings und Körperhaarentfernung.

Wenig später setzt sich eine solche Seestreitmacht der Perser in Bewegung, dass ganz Griechenland erzittert.

Themistokles weiß Rat. Nur wenn sich alle Völker Griechenlands vereinen, können sie den Feind an ihrer Küste abwehren. So reitet er ins Herz Spartas um Königin Gorgo (Lena Headley) zu überzeugen, die Griechen mit spartanischen Schiffen zu verstärken. Doch Sparta hat kein Interesse, sich mit Griechenland zu verbrüdern.

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Erst nach Leonidas Tod an den heißen Quellen willigt die trauernde Königin ein. Doch können die Griechen überhaupt gegen den Wahnsinn und Hass von Artemisia bestehen, die Xerxes Truppen mit eiserner Hand in die Ägäis führt?

Ganze sieben Jahre hat es gedauert, bis Schweiß und Männermuskeln erneut auf der großen Kinoleinwand aufleuchteten. Mit einer ebenso überwältigend opulenten Optik zieht Regisseur Noam Murro (Smart People) alle Register, um die Fortsetzung mindestens genauso zu inszenieren wie einst Vorgänger Zack Snyder.

In Sachen Gewaltdarstellung und Blutfontänen steigert sich das Machwerk gar ins unermessliche, wenn immer wieder fette, rote Spritzer gegen die Kameralinse klatschen und man kaum noch etwas im Schlachtengewitter erkennen kann. Zwar macht Sullivan Stapelton seine Sache als grimmiger Feldherr gut, doch fehlen ihm die markanten Krieger im Hintergrund, um seine Armee mit Charakter zu versehen.

[asa film]B00ISTAPGO[/asa]

Überraschend hingegen fällt die Darstellung der Perser auf, die nun nicht mehr nur aus gesichtslosen Monstern bestehen, sondern mehr und mehr ihrer Menschlichkeit preisgeben. Gerade wenn Artemisia wieder einen ihrer Feldherren nach einer verlorenen Schlacht in die Hölle schickt, zeichnen sich Angst und Schrecken in den Gesichtern der Perser ab.

Auch die Rolle der grimmigen Heerführerin, die perfekt von Eva Green mit ebenso viel Sexappeal wie Härte dargeboten wird, bereichert die Handlung und zeigt deutlich mehr, als nur die übliche Gut-Böse Sichtweise des heutigen Kinos. Denn fast kann man den fanatischen Hass in ihren Augen verstehen, wenn man erst ihre Geschichte kennt.

Doch leider bleiben alle anderen Figuren viel zu sehr im Hintergrund, um eben dem Treiben Platz zu lassen, für das 300 und dessen Fortsetzung eben bekannt sind: gut inszenierte Kämpfe mit Zeitlupentricks und Blutfontänen im Sekundentakt. Da wird die Zeit der Dialoge eben auf ein Mindestmaß reduziert.

Wer sich davon nicht abschrecken lässt und die Bildorgie des Vorgängers zu schätzen wusste, wird auch diesen Film, sogar in 3D, ebenfalls in sein Herz schließen. Auch wenn die Bildästhetik mit dem menschlichen Körper als Maschine glatt von Leni Riefenstahl hätte sein können. But who cares?

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