Drecksau (2013) | Filmkritik

Drecksau - Filth (2013)

Eines muss man dem Trailer zu Drecksau (Originaltitel: Filth) lassen: Er hat den Zuschauer mächtig an der Nase herumgeführt. Statt einer heiteren, rabenschwarzen Komödie voller Tabubrüche bekommt man ein vielschichtiges Drama mit tragischem Hintergrund und einem echten, gescheiterten Helden vorgesetzt.

Sicher, in vereinzelten Szenen kann man herzhaft lachen wenn Detective Sergeant Bruce Robertson (ein brillanter: James Mc Avoy) seine kleinen Machtspielchen aufführt und einen Fotokopiewettbewerb der besonderen Sorte veranstaltet. Doch im letzten Drittel der Handlung wird einem der Hammer dermaßen um die Ohren gehauen, dass die Stimmung von heiter auf wolkig kippt.

Bruce Robertson ist kein gewöhnlicher Bulle. Er kokst, säuft und knattert alles, was ihm in die Finger kommt und wenn es die Frau vom Kollegen ist. Als ein japanischer Austauschstudent brutal ermordet wird wittert Bruce seine Chance auf die langersehnte Beförderung. Doch dazu muss erst einmal die Konkurrenz ausgeschalten werden. Zum Glück hat jeder Kollege seine Schwachstelle.

Und so macht sich der alles andere als brave Polizist auf, Verdächtige einzuschüchtern, seine Kollegen zu hintergehen und den Fall auf eigene Faust zu lösen. Doch mehr und mehr driftet Robertson in einen Strudel aus Lügen, Verrat und Drogenkonsum, bis er selbst bis zum Hals in Ärger steckt.

Beschreibend ist die Überzeugung des schottischen Beamten, als er gefragt wird warum er Polizist wurde. Er wolle die Polizeiwillkür nicht bekämpfen, sondern mitmischen – das glaubt man ihm sofort.

Doch das Spiel mit dem Feuer hat für Bruce Robertson ein jähes Ende, als er endgültig unter seinen psychischen Belastungen zusammenbricht. Mit einem besonderen Ende inklusive!

Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Irvine Welsh (Trainspotting) wird die tragische Geschichte eines Polizisten aus Edinburgh erzählt, die von Regisseur Jon S. Baird recht kreativ auf die Leinwand gebracht wurde.

Besonders im Kopf des Protagonisten spielen sich derart surreale und abstruse Szenen ab, dass man fast selbst glaubt, den Verstand zu verlieren. Diese inneren Handlungsfäden werden dann im Verlauf des Filmes immer zahlreicher, bis sie sich im Showdown erklären und den Zuschauer nur noch fassungslos zurücklassen.

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Besonderes Lob gilt dem Hauptdarsteller James Mc Avoy (X-Men: Zukunft ist Vergangenheit, Wanted), der in solch einem Emotionsspektrum agiert, dass er den Film fast im Alleingang trägt und das ganze problemlos als Ein-Mann-Stück auf der Theaterbühne darbieten könnte. Dabei pendelt er fast leichtfüßig vom netten Kerl zur Drecksau und kann binnen Sekunden die Persönlichkeit umschalten.

Jamie Bell (Jumper) als Partner hat da im Vergleich relativ wenig zu tun und wirkt der Handlung eher als Gegenpol aufgesetzt – jung, unerfahren und naiv. Nur Eddie Marsan (Happy-Go-Lucky) kann da als liebenswerter Clifford Blades dem Hauptdarsteller das Wasser reichen. Als gutmütiger Trottel lässt er sich hier von Robertson in jede Art von Ärger ziehen und in einem Trip zur Sündenmeile Hamburgs gipfelt. Als er für die Lügen seines Kumpels sogar verhaftet wird kann er einem nur noch furchtbar leid tun.

Ein gewagter Film voller Obszönitäten, Frechheiten und „Sauereien“, der seinem Namen alle Ehre macht. Dabei verliert Regisseur Jon S. Baird nie das große Ziel aus den Augen, eine ergreifende Geschichte über einen gescheiterten Polizisten und dessen Persönlichkeitsstörungen zu erzählen und lockt mit jeder sich bietenden Gelegenheit mit einem möglichen Happy End, das dann aber doch nicht kommt.

Konsequent, knallhart und absolut ehrlich! Sehenswertes Kino mit mehr Tiefgang als man anfänglich erwartet hätte. Aber wer beurteilt einen Film schon nach dem Kinotrailer?

Regie: Jon S. Baird
Drehbuch: Jon S. Baird
Musik: Clint Mansell
Darsteller: James McAvoy, Jamie Bell, Eddie Marsan, Imogen Poots, Jim Broadbent

Handlung:

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