Über eine Milliarde Menschen sind über das Social-Network „Oz“ miteinander verbunden. Bei „Oz“ handelt es sich aber nicht nur um einen Platz, in welchem sich Leute aus aller Welt treffen und miteinandern kommunizieren, spielen und die interne Suchmaschine bemühen. Viel mehr werden über „Oz“ viele Bereiche der Infrastruktur großer Städte, wie Krankenhäuser und weitere öffentliche Einrichtungen, geleitet.
Selbst wichtige Politiker und das Militär bewegen sich in dieser virtuellen Welt mit ihren selbst erstellten Avatars. In dieser Welt lebt der schüchterne Computer-Nerd und Mathe-Genie Kenji (Kamiki Ryunosuke), welcher zusammen mit seinem Klassenkameraden Takashi (Yokokawa Takahiro) einen Ferienjob als Admin beim Social-Network „Oz“ angenommen hat. Eines Tages kommt jedoch das schönste Mädchen der Schule, Shinohara Natsumi (Sakuraba Nanami), zu den beiden programmierenden Außenseitern und bittet sie um einen Gefallen.
Natsumi will nämlich für vier Tage nach Ueda in der Präfektur Nagano reisen und dort mit ihrer Familie den 90. Geburtstag ihrer Großmutter feiern. Einer der Jungen soll sie auf dieser Reise begleiten. Nach einem gewonnenen Schere-Stein-Papier-Spiel hat Kenji das große Glück mit der Schönheit die Reise antreten zu dürfen.
Nach seiner Ankunft bemerkt dieser jedoch schnell, dass die Dinge nicht so sind, wie Natsumi sie ihm erklärt hat. Anstatt ihr bei ihrem schwerem Gepäck und weiteren Kleinigkeiten zu helfen, soll er sich als ihr Verlobter ausgeben, welcher aus einer traditionellen Familie stammt und bereits einen Auslandsaufenthalt absolviert hat.
Dadurch hofft Natsumi ihrer anspruchsvollen Großmutter Jinnouchi Sakae (Terashima Junko) gerecht zu werden. Als wäre der selbst zweifelnde Kenji nicht schon mit den vielen unbekannten Mitgliedern des Jinnouchi Clans überfordert, erhält er mitten in der Nacht eine SMS mit einem schier endlosen Zahlencode. Nachdem er sich zahlreiche Stunden mit dem Wirrwarr um die Ohren geschlagen hat, schafft er es tatsächlich den Code zu lösen und schickt die Lösung an den unbekannten Absender zurück.
Am nächsten Tag offenbart sich ihm jedoch, welchen Fehler er damit begangen hat. Durch die Nachrichten erfährt er, dass das undurchdringliche Sicherheitssystem der virtuellen Welt von „Oz“ geknackt wurde und ein mysteriöser Virus die Kontrolle übernommen hat.
Dieser hat die meisten Avatare gefangen genommen und stiftet nun jede Menge Chaos in der realen Welt. Der Verkehr liegt lahm, Krankenwagen bekommen falsche Notrufe und zu allem Überfluss rast ein Satellit in Richtung Erde mit Kurs auf eines der vielen Automkraftewerke dieser Welt. Mit vereinten Kräften liegt es nun an Kenji und seinen neuen Bekanntschaften diesen Anschlag aufzuhalten und wieder Frieden in die reale sowie virtuelle Welt zu bringen.
Der japanischer Regisseur von Animationsfilmen und-serien Mamoru Hosoda (Digimon Adventure) , welcher zuletzt im Jahr 2006 mit seinem Film Das Mädchen, das durch die Zeit sprang einen brillanten Zeitreise-Fantasy-Film schuf, widmet sich in seinem neusten Film Summer Wars nun dem steigenden Einfluss des Internets auf unsere reale Welt.
Der Film erzählt die Geschichte einer reichen Großfamilie, welche nur mit vereinten Kräften die Welt retten kann. Dabei werden nicht nur alle Altersklassen in Szene gesetzt, ebenfalls der Wandel der Technik rückt stark in den Vordergrund. Auf der einen Seite steht die traditionelle Familie, welche die glorreiche Vergangenheit ihrer Vorfahren in Ehren hält und die Sitten achtet, auf der anderen Seite die Welt der Online-Community „Oz“, welche die Menschheit immer stärker beeinflusst und die Globalisierung mit großen Schritten voran treibt.
Verstärkt wird dieser Kontrast der Historie und Moderne durch die unterschiedlichen Zeichenstile. Wobei die Welt in „Oz“ mit atemberaubende 3D-Szenen und CGI-Technik überzeugt, vertraut man in der realen Welt klassischen Animationen, welche mit einer liebevollen Ausstrahlung und Zeichenkunst überzeugen.
Die eigentliche Botschaft des Films wird aber in beiden Welten deutlich. Der steigende Einfluss der Medien, in Summer Wars explizit durch das Internet dargestellt, spiegelt die Bedeutung dieser in unserer modernen Welt wider.
Private und geheime Daten werden leichtsinnig im Internet verbreitet und wichtige Einrichtungen verlassen sich auf die funktionierende Technik. Der neuste Film von Mamoru Hosoda schafft es mit einer grandiosen Veranschaulichung, wie man sie schon in alten Klassikern wie Tron bewundern konnte, das Verhalten mit moderner Technik und dem Medium Internet, allen Altersklassen zu vermitteln und zeigt beeindruckend, welche Probleme dieses blinde Vertrauen mit sich bringen kann.
So werden Computerviren als personifizierten Gestalt des Bösen dargestellt, welche die Sicherheit der Menschheit ernsthaft bedrohen.
Liebevoll werden die Charaktere in einem aus der Anime-Serie One Piece und dem Anime-Film Das Mädchen, das durch die Zeit sprang gewohnten Zeichenstil zum Leben erweckt und melancholisch dargestellt. Die einzelnen Szenen beinhalten dabei so viele Details, dass man um ein wiederholtes Anschauen gar nicht herumkommt, um wirklich jeden winzigen Teil von „Oz“ ergründen zu können.
So bietet die, an die magische Welt vom Zauberer von Oz anspielende Online-Welt, mit ihren unzähligen Avataren, immer wieder neue und witzige Blickfänge, welche den Zuschauer oft zu einem Schmunzeln verleiten. Insgesamt feiert Summer Wars mit seinen Charakteren und seiner Geschichte das menschliche Zusammengehörigkeitsgefühl, indem auch die älteren Menschen durch ihre Erfahrung, ihr Wissen und ihre Hartnäckigkeit absolut unbezahlbar sind für die moderne Welt.
Besonders die Bedeutung der Familie, welche durch ihren Zusammenhalt alle Widrigkeiten überwinden kann, erhält dabei einen speziellen Stellenwert und macht Summer Wars zu einem atemberaubenden Leinwanderlebnis für die ganze Familie.
Regie: Mamoru Hosoda
Drehbuch: Satoko Okudera
Synchronisation: Ryūnosuke Kamiki, Nanami Sakuraba, Mitsuki Tanimura, Ayumu Saitō, Sumiko Fuji
Bildrechte: KAZÉ
3 Kommentare