Die letzte Front – Defenders of Riga (2007) | Filmkritik

Die letzte Front - Defenders of Riga

Es ist der Sommer des Jahres 1915: Martin und seine Geliebte Elza stehen kurz vor ihrer Hochzeit. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den beiden. Der Zar hat den Befehl erteilt, dass alle Letten in den Krieg ziehen sollen, um das russische Reich gegen die deutschen Streitmächte zu verteidigen.

Für Lettland ist dies eine besondere Ehre, denn das Land hat seit 700 Jahren erstmals wieder ein eigenes Militär. Voller Stolz wollen alle Einwohner des Landes ihre neue Freiheit verteidigen und ziehen in den Krieg. Auch Martin lässt Elza mit dem Versprechen zurück, dass er bald zurückkehren und sie dann zur Frau nehmen wird.

Jahre später, im Sommer 1919, kehrt Martin endlich als tapferer Soldat nach Riga zurück. Der Weltkrieg ist beendet und Lettland hat sich seine Unabhängigkeit erkämpft. Müde vom Krieg und dem erlebten Leid will Martin die Ruhe seiner Heimat genießen – zusammen mit seiner Elza. Doch diese ist sich nach den Jahren voller Unsicherheit über die Rückkehr ihres Geliebten nicht mehr ihre Gefühle gegenüber Martin sicher.

Währenddessen schmiedet der deutsche General Gustav Adolf Joachim Rüdiger Graf von der Goltz, erzürnt über den Verlust seines Landes und als offensive Verteidigung Ostpreußens vor dem Bolschewismus, den Plan, seine Truppen zu mobilisieren und das Baltenland wieder unter deutsche Kontrolle zu bringen. 50.000 Mann der Eisernen Division stehen vor den Toren Rigas.

Abermals entscheidet sich Martin für sein Land und zieht erneut in den Krieg, doch dieses Mal steht ihm Elza bei. Martin organisiert den Widerstand in der Hauptstadt, der die deutschen Truppen vertreiben soll. Doch können die einfachen Bürger der übermächtigen Bedrohung trotzen und den Untergang ihres Heimatlandes verhindern? Eine erbitterte Schlacht beginnt…

Nach der Russischen Revolution und dem Ersten Weltkrieg erklärte Lettland am 18. November 1918 seine Unabhängigkeit. Eine Freiheit, die hart erkämpft wurde. Von 1918 bis 1920 tobte der Lettische Unabhängigkeitskrieg, in welchem die Bevölkerung für eine Unabhängigkeit gegenüber Russland kämpfte.

Im Jahr 2007 nahm sich Regisseur Aigars Grauba diesem bedeutenden Ereignis an und realisierte den Anti-Kriegsfilm Die letzte Front – Defenders of Riga, welcher die Helden dieser Kämpfe in den Mittelpunkt rückt.

Doch bevor der Zuschauer die blutigen Schlachten und Heldentaten der tapferen Männer und Frauen zu Gesicht bekommt, gibt es eine langatmige und zermürbende Einstiegsphase. Weit über 40 Minuten werden Martin und seine Elza eingeführt, deren Liebesgeschichte nun wirklich nicht so entscheidend für den Kampf Rigas ist. Hier verliert der Film leider sehr früh an Tempo und das Interesse ist bereits zu Beginn eher niedrig.

Sobald man dann aber die erste Hälfte von Die letzte Front – Defenders of Riga überstanden hat, beginnt der Freiheitskampf und kann auch durchaus unterhalten. Etwas störend im gesamten Film ist jedoch der Humor, der bei dem ernsten Thema mehr als fehlplatziert wirkt. Ein dummer Spruch, während man um die Zukunft seines Landes einen Kampf um Leben und Tod führt, ist schon sehr fraglich.

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Positive Elemente des Films sind eindeutig die Kostüme und die Ausstattung. Durchgehend fühlt sich der Zuschauer in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg versetzt und auch an den ansehnlichen Spezialeffekten und Visual Effects gibt es nichts zu meckern.

Die Rückblenden in interessanter schwarz-weiß Optik mit Überblendung in die Filmgeschehnisse funktionieren tadellos und geben dem Film zusätzlich eine dokumentarische Note. Die persönliche Note und eine Einschätzung der Ereignisse erhält man durch die von Elza vorgetragenen Sätze, die einem Tagebucheintrag gleichen.

Ein Ärgernis stellen jedoch die Anschlussfehler dar, welche vielleicht nicht jedem auffallen, aber doch hätten vermieden werden können. Ebenso fragwürdig und ablenkend ist die Musikuntermalung in einigen Szenen, welche einfach unpassend ist.

Bei den Schauspielern wird man auf wenige bekannte Namen stoßen, was aber keineswegs stört. So verfolgt man unter anderem Jānis Reinis, Elita Kļaviņa, Pavel Bermondt, Romualds Ancāns, Artūrs Skrastiņš und Andris Keišs in den knapp zwei Stunden Laufzeit. Eine besonders Nennenswerte Leistung gibt es dabei nicht herauszustellen.

Insgesamt muss man sagen, dass Die letzte Front – Defenders of Riga wie ein hübscher TV-Mehrteiler wirkt, der eine unbedeutende Liebesgeschichte und einen heldenhaften Widerstand präsentieren will. In Lettland wurde der Film schnell zum erfolgreichsten Werk des Landes. Als Außenstehender wird man diesen Patriotismus leider weniger teilen können und bekommt einen Anti-Kriegsfilm der ermüdenden Sorte aufgetischt, welche zudem historisch gesehen nur in groben Zügen den Tatsachen entspricht.

Die letzte Front – Defenders of Riga ist eine Geschichte über Mut, Aufopferung, Freundschaft und Liebe, die ein kaum bekanntes Kapitel des Ersten Weltkriegs erzählt, dabei aber leider keinen roten Faden verfolgt und dadurch wohl nur für echte Letten funktioniert.

Regie: Aigars Grauba
Drehbuch: Andris Kolbergs, Lisa Eichhorn
Musik: Aigars Grauba
Darsteller: Jānis Reinis, Elita Kļaviņa, Artūrs Skrastiņš, Ģirts Krūmiņš, Romualds Ancāns, Vilis Daudziņš

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