Turbo (2013) | Filmkritik

Die schnellste Schnecke der Welt! Für Theo, die Gartenschnecke, ist es ein lang gehegter Traum. Der kleine Schleimer hat nämlich große Pläne: einmal beim Indianapolis 500 Rennen dabei sein. Wieder und wieder schaut er sich die Rennvideos an und träumt davon, seinem Idol, Rennprofi Guy Gagné zu begegnen, der vollmundig davon spricht, dass kein Traum zu groß und kein Träumer zu klein ist.

Kein Wunder also, dass Theo hart trainiert und die 20 Zentimeter-Strecke in rekordverdächtigen 17 Minuten kriecht. Sein Bruder Chet sieht die Wahnvorstellung Theos nicht so gerne. In einem Tomatenfeld rackern sich die fleißigen Schnecken in ihrem Tagwerk ab und schmunzeln über die unnatürlichen Vorlieben des rennsportbegeisterten Schneckenkollegen.

Doch ein Unfall mit einem getunten Rennwagen ändert für Theo einfach alles! Als er eines Tages in den Motor eines Autos gezogen wird und dort die volle Dröhnung Nitro abbekommt, macht der Körper der armen Schnecke akute Veränderungen durch. Plötzlich ist Theo rasend schnell und kann es sogar spielend mit dem Dreirad von Nachbars Dreikäsehoch aufnehmen, der sonst aus Vergnügen Schnecken platt fährt. Als der superschnelle Theo jedoch die ganze Tomatenplantage der Gartenschnecken zerlegt, ist es aus mit der Gutmütigkeit der Schneckengemeinde und man schmeißt Theo und Chet achtkantig aus dem Garten.

Lange sind die beiden Brüder in der Großstadt aber nicht auf sich allein gestellt, denn der gutmütige Tacoverkäufer Tito liest die obdachlosen Schnecken auf und steckt sie in ein Schneckenrennen mit einer wirklich durchgeknallten Schnecken-Stunt-Crew, bestehend aus: Whiplash, Smoove Move, Burn, Skidmark und White Shadow, die nicht schlecht staunen, als der Neuling alle abhängt! Der gute Tito, selbst ein Träumer, hat nämlich auch große Pläne, um den Tacoverkauf durch verrückte Marketingideen anzukurbeln. In einem Einkaufsplaza, ohne Kundschaft, treffen sich die gelangweilten Ladenbesitzer zu nächtlichen Schneckenrennen, weshalb die Ankunft des blitzschnellen Weichtieres gerade zur rechten Zeit kommt. Vielleicht könnte ja die neue Rennsensation für steigende Kundenzahlen sorgen?

Schnell kann Theo die Stuntcrew von seinen Träumen überzeugen und auch Taco-Truck-Fahrer Tito ist bald Feuer und Flamme für die Idee, eine Rennschnecke in Indianapolis 500 anzumelden. Also geht es für das merkwürdige Racing Team bald auf zum größten Motorsportereignis des Jahres!

Der Gedanke, dass eine Rennschnecke bei einem Autorennen mitfährt, mag zuerst sehr lustig klingen, wurde aber von Dreamworks (Madagascar, Shrek) nur mittelmäßig umgesetzt. Zwar hat man dank wuchtiger Hip Hop Bässe und dem Untergrund-Straßenrennen-Flair Filme wie Fast and Furious in Ansätzen sehr gut aufs Korn genommen, aber erzähltechnisch wird eben nur Standard geboten.

Zu schnell gewöhnen sich hier die Menschen an sprechende Schnecken und nehmen es fast bedingungslos hin, dass Theo beim Indianapolis 500 mitfährt. Ob man mit der recht einfachen Geschichte kleine Zuschauer nicht zu sehr überfordern wollte oder Regisseur David Soren (Große Haie, kleine Fische) sowie den Drehbuchautoren einfach die Ideen ausgegangen sind, ist letztendlich aber auch nebensächlich, denn ein wirklicher Spannungsbogen fehlt in der geradlinigen Story sowieso.

Diese dreht sich wie die Rennstrecke ohne Abzweigung im Kreis. Hier und da ein paar Hindernisse auf dem Weg hätten dem ansonsten technisch gut umgesetzten Spektakel durchaus gut getan, denn der Film zieht gelangweilt seine Bahnen.

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Auch nimmt die Stuntcrew den Neuling einfach zu schnell bei sich auf. Gerade hier hätten einige Konflikte und Startschwierigkeiten die Handlung aufgewertet, denn Schnelligkeit macht noch lange keinen Rennfahrer aus! So bleibt der Film über die Rennschnecke Turbo leider hinter den Erwartungen zurück und kann seine außergewöhnliche Handlung nicht ausspielen.

Da hilft auch die prominente Synchronisation im Original von Ryan Reynolds (R.I.P.D.), Paul Giamatti (The Amazing Spider-Man 2), Rapper Snoop Dogg und Samuel L. Jackson (Django Unchained) nicht über die ereignislose Story hinweg.

Was bleibt, ist ein netter Familienfilm ohne Höhen und Tiefen, den man gesehen haben kann, aber nicht muss. Vorbei scheint die Zeit, in der Dreamworks mit bissiger Satire und unterschwelliger Disney-Kritik à la Shrek zeigt, dass in ihren animierten Werken mehr steckt, als man auf den ersten Blick zu sehen glaubt.

Ganz besonders ärgerlich wird es, wenn man bedenkt, welches Potential gerade die durchgeknallte Stuntcrew um Whiplash hatte. Eine Underground Schneckenrennszene hätte gerade als Fast and Furious-Parodie mit Hip Hop Soundtrack und Bling Bling unglaublich gut funktionieren können. Aber vielleicht klappt es ja bei der Fortsetzung, denn an den Kinokassen konnte der Film auf den vorderen Plätzen mitrasen!

Cast & Crew

Regie: David Soren
Drehbuch: David Soren, Robert Siegel, Darren Lemke
Musik: Henry Jackman
Darsteller: Ryan Reynolds, Paul Giamatti, Michael Peña, Snoop Dogg, Maya Rudolph, Michelle Rodriguez, Samuel L. Jackson

Bewertung

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