Total Recall (2012) | Filmkritik

Im Jahr 2084 existieren nach einem verheerenden Krieg auf der Erde nur noch die Länder United Federation of Britain unter der Herrschaft von Kanzler Cohaagen (Bryan Cranston) und das als „Kolonie“ bezeichnete Australien. Die Einwohner der Kolonie werden von der UFB ausgebeutet und müssen jeden Tag mit einem Hochgeschwindigkeitstransporter, welcher durch das Erdinnere führt, zu ihrer Arbeit in den Fabriken Britanniens fahren. In der Kolonie hat sich jedoch eine Widerstandbewegung um den Rebellen Matthias (Bill Nighy) gebildet, welche für bessere Verhältnisse kämpft. Der Kanzler verfolgt jedoch seine ganz eigenen Pläne mit der Kolonie.

In dieser durchtriebenen Welt lebt der Fabrikarbeiter Douglas Quaid (Colin Farrell) ein ruhiges Leben, bis er sich eines Tages entschließt, seinem trostlosen Leben eine ruhmreiche Vergangenheit zu verpassen. Zu diesem Zweck besucht er die Firma Rekall, welche den Menschen alle nur denkbaren Erinnerungen im Gehirn einpflanzen kann. Der Rekall Mitarbeiter McClane (John Cho) kann Quaid von dem Produkt eines Geheimagenten überzeugen und führt letzte Untersuchungen durch, als er entdeckt, dass Douglas Quaid echte Erinnerungen eines Geheimagenten besitzt.

Augenblicklich bricht die Hölle los und McClane und seine Mitarbeiter werden von einem SWAT-Team niedergestreckt. In Quaid erwachen jedoch seine antrainierten Instinkte und er schafft es der Situation unverletzt zu entkommen. In seiner Wohnung erzählt er völlig aufgelöst seiner Ehefrau Lori (Kate Beckinsale) von den Ereignissen und findet sich plötzlich in einem Kampf um Leben und Tod mit ihr wieder. Seine Frau eröffnet Quaid, dass sie die letzten siebe Jahre nicht mit ihm verheiratet war, sondern eine Agentin der UFB ist, welche ihn die letzten sechs Wochen beschattet hat – sein ganzes Leben scheint ein Schwindel zu sein.

Auf seiner Flucht vor den Behörden trifft er auf die Widerstandskämpferin Melina (Jessica Biel), welche ihm irgendwie sehr bekannt vorkommt…

Über zwanzig Jahre sind vergangen, seitdem Arnold Schwarzenegger in der von Regisseur Paul Verhoevens verfilmten Geschichte von Science-Fiction-Autor Philip K. Dick, Total Recall – Die totale Erinnerung, als vermeintlicher Bauarbeiter Douglas Quaid den Mars besucht, um seiner Vergangenheit auf die Schliche zu kommen.

Im Jahr 2012 hat sich Regisseur Len Wiseman (Underworld) nun an ein Remake des Kultfilms aus dem Jahr 1990 gewagt und will mit modernster CGI Technik und einer düsteren sowie zeitgemäßeren Interpretation des Stoffes das Publikum begeistern. Mit einem Budget von 125 Millionen US-Dollar verlegen er und seine Drehbuchautoren dabei die Geschehnisse des Films kurzerhand vom Mars auf eine futuristische Erde, auf welcher die Menschen in einer Zweiklassengesellschaft den Auswirkungen eines verheerenden Krieges trotzen.

Die Verlegung des Settings auf den blauen Planeten ist dabei wohl der Vorlage zu schulden, in welcher nicht der rote Planet Ort des Geschehens war, sondern eine futuristische Erde, die düstere Interpretation dagegen eine Fortführung anderer Philip K. Dick-Verfilmungen wie Blade Runner und Minority Report.

Die Total Recall Verfilmung von Regisseur Len Wiseman kann optisch überzeugen und versetzt den Zuschauer glaubhaft in eine futuristische Welt. Die Action-Szenen können dank neuester Technik zwar auf atemberaubende Art und Weise durchaus unterhalten, der Film jedoch schafft es nicht dem Kino-Einheitsbrei zu entkommen. Die treibende Musik von Harry Gregson-Williams (Cowboys & Aliens) unterstützt diese auf das Publikum einprasselnden Action-Kaskaden zudem noch krachend und mitreißend.

Auf der Strecke bleibt bei dieser Daueraction allerdings die ausgeprägte philosophische Note, die Philip K. Dicks Werke durchzieht. Die Geschichte verliert ihre Gesellschaftskritik und konzentriert sich wie so oft in heutigen Kinofilmen rein auf die Action. Auch wird die Gefahr der Überbevölkerung als Folge der verseuchten Erde überhaupt nicht deutlich und so kann sich die Psychothriller-Komponente des Stoffs angesichts eines pausenlosen Action-Marathons kaum entfalten.

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Auch die bekannte Schauspielerriege kann dem nicht entgegenstehen und agiert brav ihm Rahmen der vom Drehbuch gegebenen Möglichkeiten. So werden Colin Farrell, Jessica Biel und Kate Beckinsale vor allem körperlich beansprucht und bringen ihre Actioneinlagen gekonnt auf den Punkt. In den wenigen ruhigen Szenen dagegen versagen ihre Künste meist und besonders Jessica Biel zweifelt man jegliche Schauspielkunst an. Einzig und allein Bryan Cranston kann als Schauspieler überzeugen und darf als Kanzler Cohaagen mit einer polternden Charakterstudie sein Können unter Beweis stellen.

Kate Beckinsale und Regisseur Len Wiseman trafen sich bei den Dreharbeiten zu Underworld, verließen ihre jeweiligen Partner und heirateten. In ihrer erneuten Zusammenarbeit kann sich Beckinsale voll und ganz auf ihre Action-Künste aus der Underworld-Reihe verlassen und muss nicht weiter glänzen. Als Ersatz für den im Original von Michael Ironside gespielten Jäger Richter bleibt sie jedoch blass.

Colin Farell absolviert seinen Part solide, fördert seine Schauspielkunst in den richtigen Augenblicken zu Tage und versucht erst gar nicht in den Action-Szenen das Muskelpaket Arnold Schwarzenegger und den Hauptdarsteller aus dem Original zu übertrumpfen.

Regisseur Len Wiseman kann man in manchen Szenen eine gewisse Erfurcht vor dem Original nicht absprechen, so übernahm er manche Dialoge 1-zu-1 und lässt auch die dreibrüstige Prostituierte in einer Hommage an die ursprüngliche Verfilmung dem Zuschauer begegnen. Jedoch wirkt auch er in seiner Rolle sehr eindimensional und man sehnt sich immer mehr das Original mit Schauspielniete Schwarzenegger her.

Letztlich bietet Total Recall zwar einige beeindruckende Action-Sequenzen, dem Film fehlen jedoch die verzwickte Handlung, der ironische Humor und die ausgearbeiteten Figuren, die das Original zum Sci-Fi-Klassiker machten. So bleibt dieses Werk eine geistlose Neuverfilmung, welche überflüssig ist und maximal für einen actionreichen Abend zum Abschalten reicht.

Trailer

Cast & Crew

Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Kurt Wimmer, Mark Bomback
Musik: Harry Gregson-Williams
Schauspieler: Colin Farrell, Kate Beckinsale, Jessica Biel, Bryan Cranston, Bokeem Woodbine, Bill Nighy, John Cho

Bewertung

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