Arrietty – Die wundersame Welt der Borger (2010) | Filmkritik

Arrietty - Die wundersame Welt der Borger

Wir schreiben das Jahr 2010 in Koganei, westlich von Tokio. Der Junge Shō zieht in das Haus seiner Tante Sadako, in welchem auch seine Mutter einst als Kind gewohnt hat. Als Shō durch den Garten streift, beobachtet er eine Katze, welche eine 10cm große Borgerin attackiert. Nachdem jedoch die Katze von einer Krähe verscheucht wird, scheint auch die Borgerin verschwunden.

Unter dem Fußboden des Hauses und in den Wänden hat sich eine Borgerfamilie eingenistet. Dort wohnt die 14-jährige Arrietty zusammen mit ihren Eltern versteckt vor den neugierigen Augen der Menschen. Um ihr Überleben zu sichern müssen die Drei immer wieder Kleinigkeiten, wie ein Taschentuch oder ein Stück Würfelzucker, von den Menschen borgen. Dabei achten sie jedoch stets darauf nicht von den Menschen entdeckt zu werden, da sie Angst vor den großen Mitbewohnern haben.

Die junge Arrietty und Shō begegnen sich immer öfter und schließen bald Freundschaft. Als Arriettys Eltern dies jedoch herausfinden, wollen sie das Anwesen verlassen und ein neues Heim suchen. Doch auch die Hausangestellte, welche zusammen mit Shō und dessen Tante im Haus lebt, hat die Anwesenheit der Borgerfamilie mitbekommen und ist nicht erfreut über die ungeladenen Untermieter.

Seit das Studio Ghibli im Jahr 1985 gegründet wurde, vertraut man dort auf klassische Animationstechniken und den Zauber der handgezeichneten Kunst. Durch Werke wie Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland (2001) und Das wandelnde Schloss (2004) konnte das Studio mit seinen märchenhaften Geschichten und traditionellen Zeichnungen immer wieder das Publikum begeistern und schuf abenteuerliche Welten, die Klein und Groß gleichermaßen begeistern kann.

Bei fast allen Werken des Studios steht die Natur im Mittelpunkt und der Umgang der Menschheit mit dieser. Dieses Schema wird auch bei ihrem neuesten Film verfolgt, wobei Regisseur Hiromasa Yonebayashi dieses Mal einen besonderen Fokus auf das Verhalten der Menschheit gegenüber kleineren und schwächeren Rassen legt. In Arrietty – Die wundersame Welt der Borger (englischer Titel: The Secret World of Arrietty) wird diese Gattung von den Borgern verkörpert, welche nicht nur namentlich an Filme wie Ein Fall für die Borger erinnern, sondern auch wie die Namensvetter versteckt in Häusern unter dem Fußboden und in den Wänden leben. Doch was den kleinen Untermietern an Größe fehlt, gleichen sie durch jede Menge Fürsorge und Hingabe wieder aus. Beide Filme bauen auf dem Fantasy-Roman Die Borger von Mary Norton aus dem Jahr 1952 auf.

Auf Grund der handgezeichneten Bilder des Films überzeugt auch Arrietty – Die wundersame Welt der Borger mit einer visuellen Vielfalt und Detailverliebtheit, welche besonders bei den Außenbilder im Garten ihre volle Schönheit entfaltet. Bei der Geschichte verzichtete das Studio Ghibli dieses Mal auf einen rasanten Erzählstil und nimmt sich Zeit, eine emotionale und rührende Geschichte aufzubauen, bei der nicht nur das Schicksal der Borger im Vordergrund steht, sondern auch die Menschen ausgiebig eingeführt werden – allen voran der kranke Junge Shō. Selbst am Ende wird auf einen ereignisreichen Akt verzichtet und stattdessen ein befriedigendes Finale für die einzelnen Charaktere präsentiert, dass allen Beteiligten einen bildschönen Abgang beschert.

Durch diese intensive und ruhige Stimmung des Films entsteht eine fühlbare Atmosphäre die nicht nur durch ihre Bilder wirkt, sondern durch einen keltisch angelehnten Soundtrack wundervoll unterstützt wird.

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Auch die Bewohner der Welt überzeugen mit ihrer charmanten Art. Protagonistin Arrietty übernimmt den Part der tapferen und temperamentvollen Figur, welche bereits bei ihrem ersten Borger-Ausflug wie ein Routinier durch die versteckten Gänge eilt, die Vorhänge hinunter saust oder mit ihrer Stecknadel die Feinde in die Fluch schlägt. Begleitet wird sie dabei von ihrem stoischen Vater Pod, dessen Meinung über die Menschen von schlechten Erfahrungen geprägt wurde während Arriettys Mutter sich liebevolle um ihre Familie kümmert. Die erzählerische Verbindung zwischen den Borgern und Menschen ist der junge Shō, welcher auf Grund einer Krankheit in das Haus seiner Tante ziehen musste. Durch seine ruhige und sanfte Art überzeugt er Arrietty schnell davon, dass nicht alle Menschen eine Bedrohung für die Borger sind.

Wie schon die Vorgänger aus dem Hause Ghibli überzeugt auch Arrietty – Die wundersame Welt der Borger mit liebevollen Charakteren und einer herzerwärmenden Geschichte. Gemessen an den anderen Werken des Studios gibt es für die kleinen Borger jedoch leider ein paar Abzüge. Nichtsdestotrotz ist das Abenteuer der Winzlinge eine wundervolle Geschichte, die zeigt, dass auch die kleinsten Lebewesen mit großen Kräften eine entscheidende Veränderung bewirken können.

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