Wheel Of Fortune And Fantasy (2021) | Filmkritik

Der japanische Filmschaffende Ryūsuke Hamaguchi zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Regisseuren des Landes.

Guzen to sozo: Drei einzelne Liebesgeschichten

Die Vervielfachung und Spiegelung weiblicher Charaktere war schon früher Thema in Hamaguchis Œuvre und ist es auch in seinem neuesten Film Wheel Of Fortune And Fantasy.

Kurzgeschichte 1: Magic (or something less assuring)

Tsugumi (Hyunri) und ihre Freundin Meiko (Kotone Furukawa) fahren nach einem Foto-Shooting gemeinsam mit dem Taxi heim. Dabei erzählt Tsugumi ausschweifend von ihrem letzten Date, bei dem sie sich Hals über Kopf verliebt hat.

Doch umso ausführlicher Tsugumi ihren Date-Partner beschreibt, umso deutlicher wird Meiko, dass ihre Freundin ihren Ex-Freund Kazu (Ayumu Nakajima) beschreibt, den sie damals betrogen hat. Obwohl all dies jedoch zwei Jahre zurückliegt, möchte Meiko ihren Verflossenen nicht an Tsugumi abtreten.

Kurzgeschichte 2: Door Wide Open

Die verheirate Studentin Nao (Katsuki Mori) hat ein Geheimnis: Sie führt eine Affäre mit dem jüngeren Sasaki (Shouma Kai). Und dieser schläft nicht nur mit der jungen Mutter, auch hegt er einen Groll gegen seinen Professor Segawa (Kiyohiko Shibukawa).

Als dieser auch noch mit einem prestigereichen Literaturpreis ausgezeichnet wird, schmiedet Sasaki einen Plan: Nao soll den Professor verführen und dies heimlich aufzeichnen. Professor Segawa jedoch will nicht so recht anbeißen, aber trotzdem laufen die Dinge aus dem Ruder.

Kurzgeschichte 3: Once Again

Das Internet wurde abgeschaltet, nachdem ein aggressiver Virus ausgebrochen ist. Ein Datenleak hat zudem zahlreiche Geheimnisse ans Licht gebracht.

In diesem futuristischen Setting treffen zwei alte Freundinnen aus der High-School aufeinander. Während sich die beiden Frauen von ihrem Leben und den letzten 20 Jahren erzählen, wird aber immer deutlicher, dass sich die beiden Frauen in Wahrheit gar nicht kennen und lediglich ein Missgeschick sie zusammengeführt hat.

Ryūsuke Hamaguchi erzählt in drei Episoden von Ambivalenz, Zufall und Fantasie. Beschrieben werden seine Kurzgeschichten als bittersüße Hommage an Frauen.

Und wahrlich gibt der japanische Regisseur drei ganz verschiedenen Frauentypen eine Bühne.

Alle drei Geschichten werden hierbei mit wenigen Schauspielern und mit wenigen Locations erzählt. Vor allem Door Wide Open entwickelt sich zu einem erotischen Abenteuer mit einigen Höhen und Tiefen. Der Mittelteil des Films besitzt auch die längste Spieldauer.

Intime Momente zwischen Frauen

Aber auch das Wiederseher zweiter fremder Frauen in Once Again offenbart eine Mischung aus Entscheidungen, Reue und Täuschungen die getroffen und erlebt wurden. Wie wäre das Leben verlaufen, hätte man nur in der Jugend mehr Mut gezeigt?

In seinem achten Spielfilm und ersten Episodenfilm schafft es Regisseur Hamaguchi eine unerwartete amouröse Dreieckskonstellation, eine versuchte Verführung und eine Begegnung, die durch ein Missverständnis zustande kommt, zu einem großen Ganzen zusammenzuführen.

Gekonnt dreht Hamaguchi am Schicksalsrad und lässt seine Figuren und den Zuschauer träumen und fantasieren.

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