Schon witzig, dass wir in 2022 immer noch Menschen in Umhängen und Muskelpanzern dabei zuschauen, wie sie sich mit geschminkten Psychopathen prügeln. Und das alles nur, weil ein paar Nerds Anfang des 20. Jahrhunderts gut am Zeichenblock waren und sich lustig-spannende Bildergeschichten ausgedacht haben.
Von Adam West bis Christian Bale: Unser Batman-Ranking
Klingt so gelesen erst einmal absurd, ist es aber ganz und gar nicht. Wir lieben diese fantasievollen Welten abseits der Realität. Unter all diesen Helden, Superhelden und Antihelden, die in den letzten Jahrzehnten in der aufsprießenden Comic-Industrie ihren Platz gefunden haben, dürfte aber eine Figur besonders herausstechen.
Der Mann mit dem Fledermaus-Anzug ist nicht nur mein All-time-Favorite, sondern wahrscheinlich einer der beliebtesten Superheld aller Zeiten – jegliches Multiversum eingeschlossen. Und kaum einer hat bereits eine so weitreichende Filmografie vorzuweisen: Dieses Jahr startet der elfte Realfilm mit dem Caped Crusader in der Hauptrolle. Zeit also, Bilanz zu ziehen und alle bisherigen Batman-Filme in eine Reihenfolge zu bringen.
Meine Top 10 seiner bisherigen filmischen Ausflüge, von grauenhaft peinlich bis absolut genial. Viel Spaß!
10. Batman & Robin
…wird wohl für immer der missglückteste Film in der Karriere des dunklen Ritters bleiben. Das beginnt schon bei den absoluten Fehlbesetzungen von Arnold Schwarzenegger, der einen viel zu kantigen Mr. Freeze „mimt“ sowie einem maßlos unterforderten George Clooney in der Titelrolle, der sich noch heute für diesen Auftritt schämen dürfte. Eingerahmt wird das Ganze von einem kitschig überdrehten Set-Design, in dem die Akteure wirken wie Karikaturen ihrer selbst.
Hier wird selbst ein in den Comics vielschichtig charakterisierter Schurke wie Bane zum plumpen Haudrauf-Sidekick von Uma Thurmans Poison Ivy. Und die lahmen Kampf-Choreographien in den künstlichen Szenerien sorgen für unfreiwillige Komik, genau wie das Nippel-Gate um Batmans Kostüm.
Das filmische Total-Desaster bedeutete zurecht das Ende der 90er-Reihe um den Fledermausmann: 0 von 5 Batarangs.
09. Batman Forever
…war da nur marginal besser. Der Vorgänger, ebenfalls von Joel Schumacher inszeniert, scheint sich zumindest noch um einen einigermaßen nachvollziehbaren Plot zu bemühen.
Das war es dann aber auch schon, denn der Cast spielt trotz großer Namen von hölzern bis überdreht: Ein komplett unter seinen Möglichkeiten agierender Val Kilmer als Bruce Wayne wird von Tommy Lee Jones‘ Two-Face an die Wand gespielt. Was leider nicht an Jones‘ großartiger Performance, sondern eher an seinem maßlosen Over-Acting liegen dürfte.
Apropos Over-Acting: Jim Carrey. In einem Mimik- und Gestik-Gewitter spielt er seinen Riddler wie eine billige Joker-Kopie. Eine völlige Fehlinterpretation der geheimnisvollen Comic-Vorlage und wahrscheinlich mitunter eine der schlechtesten Performances in Carreys Karriere: 1 von 5 Batarangs.
08. Batman hält die Welt in Atem
…ist überdreht, laut, bunt und albern. Der große Unterschied zu den Joel-Schumacher-Filmen: Die Komödie aus den 60ern macht es mit jeder Menge Charme und Selbstironie. Adam West und Burt Ward spielen Batman und Robin als klassisches Buddy-Duo, während Cesar Romero und Burgess Meredith als Schurken Joker und Pinguin für komödiantisches Chaos sorgen.
Ein Film aus einer Zeit, in der ernstzunehmende Superheldenfilme auf Kino-Leinwand noch undenkbar gewesen sind. Batman hält die Welt in Atem und die zugehörige TV-Serie bleiben Kult-Comedy mit parodistischen Zügen. Doch heute produziert wäre diese Reihe von den Fans vermutlich massiv abgestraft worden. Wir geben 2,5 von 5 Batarangs.
07. Justice League
…war schon vor Kinostart zum Scheitern verurteilt. In DCs Wahn es Marvels Cinematic Universe gleichzutun und ein Franchise zu etablieren, wurden bekanntermaßen schon so einige Fehlentscheidungen getroffen. Dieser Film ist ein Paradebeispiel: ein fliegender Regie-Wechsel von Zack Snyder zu Joss Whedon während der Produktion sorgte für eine massive Neuausrichtung des Films, der bis dato schon zu großen Teilen abgedreht war.
Das Ergebnis ist ein lieblos zusammengekleisterter Action-Streifen mit einem nebensächlichen Plot und ohne besonderen Tiefgang.
Dabei ist Ben Afflecks Interpretation des dunklen Ritters erfrischend anders und sicher eine der besten Batman-Performances überhaupt. In bester The Dark Knight Returns-Manier gibt er einen physischen, von Schicksalsschlägen gezeichneten dunklen Ritter, von dem man gerne mehr sehen möchte – was aber voraussichtlich leider nie passieren wird.
Justice League landet am Ende trotzdem auf Platz 7. Grund dafür ist der überlange Director’s Cut, für den der ursprüngliche Regisseur Zack Snyder lange gekämpft und schließlich mit einer ordentlichen Portion Neudrehs (unter anderem mit Jared Leto als Joker, mit dem Afflecks Batman schon in Suicide Squad eine Szene hatte) ein durchaus sehenswertes Werk abgeliefert hat. Es reicht für 3 von 5 Batarangs.
06. Batmans Rückkehr
…ist der zweite Film der vierteiligen Reihe, die 1989 ihren Ursprung fand. Nach dem sehr erfolgreichen Erstling hat man Regisseur Tim Burton für die Fortsetzung mehr Narrenfreiheit gelassen: Batmans Rückkehr ist in seiner opernhaften Inszenierung durch und durch ein klassischer Burton-Film, mit expressionistischem Touch und Christopher Walkens Max Shreck, eigens für den Film entworfen, eine Hommage an den Darsteller von Kult-Figur Nosferatu. Dazu ist Danny DeVitos Pinguin sicherlich einer der tragischsten Gegenspieler der Batman-Filmgeschichte.
Der zweite Burton-Film weiß in seiner Eigenheit durchaus zu begeistern, dürfte vielen Superhelden-Fans aber mit seinem grotesken Arthouse-Flair zu weit entfernt sein von dem, was man sich von einem Batman-Abenteuer eigentlich erhofft.
Stolze 3,5 von 5 Batarangs.
05. Batman v Superman
…ist der erste Batman-Film in Zack Snyders DCEU. Zugegeben, ich bin kein großer Fan von Snyder. Fast alle seiner Filme leiden an einer hölzernen Dramaturgie, einem schwachen Plot und unausgearbeiteten Charakteren. Natürlich gibt es Ausnahmen, bspw. Watchmen oder den schon erwähnten Snyder-Cut von Justice League. Beides keine perfekten Filme, aber durchaus sehenswert.
So ähnlich ging es mir auch mit Batman v Superman: Ein Film, der zweifelsohne seine Ecken und Kanten hat, aber trotzdem zu begeistern weiß. Vielleicht, weil ein Aufeinandertreffen der beiden Superhelden schon immer ein Kindheitstraum war. Vielleicht auch, weil Ben Afflecks Einstand als Batman einfach verdammt gelungen ist.
Fakt ist: Der Film macht vieles richtig, setzt den Konflikt der beiden Protagonisten in ein nachvollziehbares Szenario und auch wenn der eigentliche Gegenspieler kaum der Rede wert ist, das Finale bietet ein Action-Feuerwerk der Extravaganz. Am Ende ist Batman v Superman kein Film, der einem lange im Gedächtnis bleibt, aber einfach Spaß macht. Ebenfalls 3,5 von 5 Batarangs.
04. Batman (1989)
…ist auch heute noch einer der gelungensten Batman-Filme. Jack Nicholson mimt Batmans Erzrivalen Joker als psychopathischen Gangsterboss und nimmt mit seiner Präsenz fast jede Szene ein. Doch auch Michael Keaton gibt als dunkler Ritter eine gute Figur ab und spielt Bruce Wayne mit viel Charme und Charisma.
Regisseur Tim Burton lässt seine beiden Stars in einem düsteren Gotham City aufeinandertreffen, dessen Set-Design von allen Filmen sicherlich am ehesten der Comic-Vorlage entsprechen dürfte.
Burton gelingt hier – deutlich besser als in der Fortsetzung – der Spagat zwischen Superhelden-Drama und Fantasy-Groteske mit humoristischen Elementen und einer geradlinigen Dramaturgie, die sich aber weitestgehend harmonisch in das Gesamtwerk fügt. 4 von 5 Batarangs.
03. The Dark Knight Rises
…ist das Finale der wohl bis dato besten Superhelden-Realfilm-Trilogie überhaupt. Niemand hat Batman für die Kinoleinwand so perfektioniert wie er: Christopher Nolan übernahm 2005 nach der am Ende gescheiterten 90er-Jahre-Reihe das Ruder und inszenierte den Fledermausmann in realitätsnahen Settings mit viel Pathos und Tiefgang.
The Dark Knight Rises ist das furiose Finale dieser Filme, schafft eine konstant bedrückende Endzeit-Stimmung und hat mit Bane einen der gefährlichsten und physischsten Gegenspieler zu bieten, die der dunkle Ritter je bezwungen hat. Gerade die letzte Stunde, in der es um das Schicksal von Gotham geht, ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die das Adrenalin-Level hochtreibt. Aufgrund einer etwas holprigen ersten Hälfte landet der Film „nur“ auf dem dritten Platz, zählt damit aber immer noch zu den besten Batman-Filmen überhaupt. Auch hier geben wir 4 von 5 Batarangs.
02. Batman Begins
…habe ich inzwischen mit Sicherheit am Häufigsten von allen Batman-Filmen gesehen. Damals im Kino hat mich Nolans Erstlingswerk schon schier umgehauen. Der Fledermausmann – für die Kino- Leinwand neu erfunden: Bruce Wayne wird zu einer charakterlich vielschichtigen Figur, seine Motivation in das Kostüm zu schlüpfen damit nachvollziehbar. Der großartige Christian Bale in dieser Rolle ist bis heute die absolute Topbesetzung. Mit viel Charisma und Tiefgang haucht er dem dunklen Ritter Persönlichkeit ein wie niemand zuvor es geschafft hat.
Vom epochalen Start im Schneegebirge, in dem der gebrochene Wayne von Ra’s Al-Ghul trainiert und mit den moralischen Fragen der Rechtschaffenheit konfrontiert wird, bis zum fulminanten Showdown in Gotham City bietet der Film alles, was ein Fan sich wünschen kann. Nur ein Element fehlt für die Kirsche auf der Torte. Fast perfekt: 4,5 von 5 Batarangs.
01. The Dark Knight
…hat dieses Extra-Quäntchen, was ihn zu einem absoluten Meisterwerk macht. Ein Film, der nie zur Ruhe kommt, dessen Handlung wie ein ICE von einer dramaturgischen Spitze in die nächste jagt und den Zuschauer von Anfang bis Ende fesselt.
Batman wird zu einem Handlungsunfähigen degradiert, der immer einen Schritt hinterher hängt, dessen Scheitern nur durch seinen stoischen Ehrgeiz und seine Leidensfähigkeit kompensiert wird. Das alles wegen einer Person, einem Widersacher. Seinem ewigen Erzrivalen. Der Figur, die zu
Batman gehört wie das Hollywood-Zeichen zu Los Angeles: Dem Joker. Gothams Chaos-Clown wird in Christopher Nolans Film von Heath Ledger verkörpert, und nie hat jemand eine Comic-Figur so gelebt wie er.
Ledger spielt den anarchistischen Joker mit einer ins Mark gehenden Präsenz, dass er selbst Christian Bales starke Batman-Performance bisweilen in den Schatten stellt. Natürlich gebührt das auch dem Plot, denn The Dark Knight ist definitiv die Spielwiese für Batmans Erzrivalen, und beweist einmal mehr, dass er der charismatischste Comic-Schurke aller Zeiten sein dürfte.
Mit seinen Filmen hat Christopher Nolan neue Maßstäbe gesetzt und allein deshalb dürfte es Matt Reeves‘ The Batman schwer haben dieser Trilogie das Wasser zu reichen. Trotzdem freue ich mich den Fledermausmann endlich wieder auf der großen Leinwand bewundern zu können. Volle Punktzahl: 5 von 5 Batarangs!
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