Ein kleines Kammerspiel an der örtlichen Bushaltestelle. Die Comedyserie Warten auf’n Bus benötigt nicht viele Figuren und Handlungsorte, um Geschichten mitten aus dem Leben zu erzählen.
Irgendwo im Nirgendwo
Aus der Feder von Oliver Bukowski und unter der Regie von Fabian Möhrke spricht die Serie über Themen und Probleme unserer Gesellschaft auf eine ganz eigene Art und Weise – und all dies offen und ehrlich im brandenburgischen Dialog.
Johannes, genannt Hannes (Ronald Zehrfeld) und sein Freund Ralf, den alle nur Ralle (Felix Kramer) rufen, sind am Ende ihrer Vierziger und langzeitarbeitslos. Wer die beiden kennt, weiß, dass man sie tagsüber immer zusammen mit Hund Maik an der lokalen Bushaltestelle antrifft.
Dosenbier und Therapiestunde
Dort quatschen die beiden Kleinstädter von der Vergangenheit, der Gegenwart und blicken ihrer Zukunft entgegen. Mal geht es um Homosexualität, mal um Nazis und natürlich sind auch immer wieder die begangenen Fehler ein Thema.
Das Highlight des Tages ist dann Busfahrerin Kathrin, die an der Endhalteschleife ihre Pause einlegt. Blöd nur, dass sowohl Hannes als auch Ralle ein Auge auf die toughe Frau geworfen haben.
In 8 Episoden der 1. Staffel lernen wir die beiden Brandenburger Hannes und Ralle kennen. Und auch die langjährigen Freunde erfahren Folge für Folge mehr von ihrem Gegenüber.
Warten auf’n Bus setzt hierbei vor allem auf seine Dialoge und Hauptdarsteller. Einfach von der Seele weg sprechen Ronald Zehrfeld (Babylon Berlin) und Felix Kramer (Dark) als arbeitslose Biertrinker über das Leben. Und es fällt schwer die beiden nicht ins Herz zu schließen.
Stammtisch an der freien Luft
Immer wieder streitend und am Ende doch vertragen, nehmen Ralle und Hannes kein Blatt vor den Mund. Panikattacken, Selbstbewusstsein und Zukunftsängste werden am Stammtisch offengelegt und es wird nach Lösungen gesucht.
Dabei sind die ehrlichsten Momente, in denen die beiden einfach nur an der Bushaltestelle sitzen, die schönsten. Wenn Nazis Jagd auf Ralle und Hannes machen, die Mutter zum Geburtstag vorbeischaut oder ein Film im Nirgendwo gedreht wird, verliert die Serie leider ein wenig ihrer rauen Echtheit.
Die kleine Liebesgeschichte rund um die tätowierte Kathrin hinter dem Steuer des Busses nimmt nicht allzu viel Platz ein und fügt sich somit gekonnt in die Handlung ein. Schauspielerin Jördis Triebel (Ein Atem) spielt sich nicht zu aggressiv in den Vordergrund, glänzt aber in ihren kurzen Momenten.
Zwischen Midlife Crisis und Seelenstriptease lässt sich Warten auf’n Bus nur schwer einem Genre zuordnen. Mal überwiegt der Humor, mal lauscht man melancholischer Verzweiflung. Klar ist aber: Das Leben von Ralle und Hannes ist noch nicht auserzählt. In Staffel 2 geht es weiter mit dem Schicksal der beiden Freunde und auch zurück auf den Arbeitsmarkt.
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