Im Jahre 1887 trafen zwei der bedeutendsten Künstler der Zeitgeschichte aufeinander – diese Begegnung sollte folgenreich sein für die Nachwelt und eine zutiefst enge aber auch komplizierte Freundschaft zu Tage bringen: Vincent van Gogh und Paul Gauguin machen in Paris Bekanntschaft miteinander. Hier versammelte sich jener Tage die Avantgarde der Künstler.
Er dringt tief in sein Seelenleben ein und zeigt dem Publikum, welche Missbilligung und unberechenbaren Stimmungsschwankungen van Gogh erleiden musste. Ein wichtiger, prägender Teil jener Lebenszeit war die Beziehung zu seinem Freund Gauguin, die als inspirierend galt, aber auch alle denkbaren Emotionen mit einbezog: Rivalität, Bewunderung, Hoffnung, Enttäuschung!
Zum bevorstehenden Kinostart am 18. April verraten wir euch heute einige Aspekte über die beiden zutiefst verschiedenen Persönlichkeiten und ihre gemeinsame Zeit.
Die beiden Künstler stammten aus unterschiedlichen Milieus: Vincent Van Gogh wuchs im strengen niederländisch-reformiertem Umfeld auf und war bis zum Tode streng gläubig. Er sah die Malerei als Mission an, wollte den Menschen mit seinen Bildern Trost spenden und über die Natur eine Verbindung zu Gott aufbauen – eine tiefe Sehnsucht wohnte dem inne.
Begegnung in Paris
Es war stets sein Anliegen, bedeutungsvolle Motive auf die Leinwand zu bringen. Er war ganz der Stilrichtung des Impressionismus zugewandt, bei der die Farbe, das Licht der Bilder und die sinnliche Wahrnehmung im Vordergrund stand.
Paul Gauguin, geboren 1848, dagegen stammte aus einer katholischen Familie und hat die frühe Kindheit in Peru verbracht, war somit schon früh von anderen Kulturen geprägt. Zudem bereiste er fremde Länder während seiner Marine-Zeit.
Erst 1882 wandte er sich vollkommen der Kunst zu und 1885 verließ Gauguin dafür auch seine dänische Frau und Kinder, zog wieder nach Paris. Kunst bedeutete für ihn vor allem die Flucht vor der Zivilisation. Früher als van Gogh wandte er sich dem Impressionismus ab.
Im Jahr 1886 zog es Vincent Van Gogh in die Künstlerszene von Paris. Inmitten dieser Avantgarde trafen er und Gauguin 1887 das erste Mal aufeinander, genauer traf Gauguin auf die beiden Gebrüder van Gogh, denn auch Theo war als schaffender Künstler in Paris. Beide Brüder waren sehr angetan von Gauguins Werken. Sie tauschten gegenseitig Bilder aus und inspirierten sich in Gesprächen. Doch verkauften sie allesamt kaum Werke und wurden wenig anerkannt in der Gesellschaft.
1888 fasste Vincent van Gogh den Entschluss, Paris zu verlassen. Die Großstadt war ihm zu hektisch. Dagegen zog ihn die südfranzösische Provence rund um Arles an. Hier wollte er vor allem die bunten und warmen Farben in seinen Bildern einfangen und fand in der Landschaft sein künstlerisches Glück, wird aber wiederum von manchen Bewohnern brutal behandelt.
Van Goghs Neuanfang in Arles und Auvers-sur-Oise
Währenddessen verbrachte Gauguin seine Zeit in der Bretagne und malte hier. Sein Stil veränderte sich allmählich, hin zum Postimpressionismus. Die räumliche Trennung überbrückten die beiden Kreativen, indem sie sich gegenseitig Briefe schrieben. Van Goghs großer Wunsch war es in Arles eine Künstlerkolonie zu schaffen, um unverstandene Künstler zusammen zu bringen, das „Atelier des Südens“. Er verehrte Gauguin als Künstler so sehr, dass er in ihm eine zukünftige leitende Person sah. Außerdem war Van Gogh einsam und konnte somit Gauguins Ankunft kaum erwarten. Er richtete in Arles für die beiden das „Gelbe Haus“ her.
Hier verbrachten die beiden schließlich neun Monate zusammen und das auf engstem Raum. Die gemeinsame Zeit wirkte sich befruchtend aus, es entstanden viele Malereien. Doch war es für beide Seiten ebenso eine sehr emotionale Zeit. Zumal jeder einen sehr speziellen Charakter hatte. Oscar Isaac, Gauguin Darsteller in Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit sagt über die Zeitspanne: „Gauguins und van Goghs Zeit in Arles hat mythische Dimensionen angenommen, weil ihre kreative Explosion so konzentriert in kurzer Zeit erfolgte.“
Gauguin stellte van Goghs Stil der Malerei zunehmend in Frage, warf ihm vor, zu nah an der Natur malen zu wollen. Die Spannungen nahmen zu, was van Gogh zusehends belastete. Und Gauguin konnte die Nähe bald nicht mehr ertragen.
Noch nie waren wir van Goghs Seelenzustand so nah, wie in Julian Schnabels Inszenierung, der eine einzigartige Sicht auf ein Künstlerleben schaffen wollte. Er ließ sich direkt durch die Sprache Van Goghs Bilder für seinen Film inspirieren.
Laurence des Cars, Direktor und Vorstandsvorsitzender der Musée d’Orsay in Paris meint zum Film: „Das geht über die klassische Filmbiografie hinaus. Das ist wahrlich der Film eines Malers, die Vision eines Künstlers, der uns einen Einblick in den kreativen Schaffensprozess vermittelt.“