Vegas 1960: In der Wüste wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Da der örtliche Sheriff nicht aufzufinden ist, engagiert Bürgermeister Ted Bennett (Michael O’Neill) den Rancher Ralph Lamb (Dennis Quaid). Der ehemalige MP aus dem zweiten Weltkrieg soll den Fall so schnell wie möglich klären, da das Opfer die Nichte des Gouverneur ist. Lamb nimmt sich also dem Fall an und macht sich zusammen mit seinem Bruder und seinem Sohn auf die Suche des Mörders.
Zeitgleich wird von der Chicagoer Mafia Vincent Savino (Michael Chiklis) nach Vegas geschickt. Er soll dort ein Casino übernehmen und einen Verräter aus den eigenen Reihen aufspüren. Doch zuerst muss er sich um Lamb und seine Gefolgschaft kümmern, denn die Spur des Mörders führt diese direkt in sein Casino.
Meine Güte, dass nenne ich mal einen hochkarätigen Cast. Michael Chiklis, bekannt aus der Erfolgsserie The Shield und den Fantastic Four-Filmen, übernimmt die Rolle des eleganten Mafiosi, welcher in Vegas im Auftrag der Chicagoer Mafia ein Casino übernimmt. Elegant, feinfühlig und dennoch skrupellos präsentiert er seinen Charakter gekonnt auf den Bildschirmen.
Sein Gegenspieler ist Dennis Quaid, der in die Rolle des Ordnungshüters Ralph Lamb schlüpft. Der Charakter beruht auf dem wahren Leben von Ralph Lamb, welcher im Kampf gegen das Verbrechen die Polizei in Las Vegas reformierte. Quaid, der Star aus The Day After Tomorrow betritt mit der Serie Vegas Neuland, es ist sein erster Auftritt für das TV abseits von Dokumentationen. Auch er macht seine Sache gut, wirkt an der ein oder anderen Stelle ein wenig zu ernst und grobschlächtig. Es ist immerhin das Jahr 1960 und nicht mehr das 19. Jahrhundert, in welchem noch der Colt regierte.
Ihm zur Seite steht keine geringere als Carrie-Anne Moss, welche den meisten wohl als Trinity aus der Matrix-Trilogie bekannt sein dürfte. Obwohl ihr in der ersten Episode noch nicht viel Präsenz gegönnt wird, spult sie als Katherine O’Connell, Sekretärin des Staatsanwalts, eine solide Darbietung ab. Besonders ihre Beziehung zu Rancher Ralph Lamb wird in den weiteren Episoden noch für einigen Zündstoff sorgen können.
Jason O’Mara hat als Bruder Jack Lamb nach der Absetzung der Serie Terra Nova mit Vegas neue Arbeit gefunden. Als Sohn Dixon Lamb vervollständigt der ehemalige O.C. California Darsteller Taylor Handley die Familie. Beiden wird in der Pilot-Folge nicht genug zeit gewidmet, als dass man ihre Leistung schon genauer beurteilen könnte.
Das Setting der Serie spielt in den 1960er Jahren. In der Wüstenstadt Vegas beginnt gerade der große Aufschwung des Glücksspiels und wo es Geld zu machen gibt, ist die Mafia zu dieser Zeit nicht weit entfernt. Und so kam es, dass das National Crime Syndicate Las Vegas zur offenen Stadt erklärte. Das heißt im Grunde, dass im Vergleich zu anderen Städten Las Vegas nicht einer Mafia-Familie oder einem Verbrecher-Clan gehörte, sondern in ihr sich jeder geschäftlich engagieren durfte. Dieses Thema wurde auch schon im Kinofilm Casino von Martin Scorsese thematisiert. In der Serie Vegas kann man mit dem vorhandenen Budget dem Zuschauer glaubwürdige Kostüme und Bauten präsentieren und zudem eine gelungene Darstellung der Stadt. Die Stadt der Sünde erwacht zu neuem Leben.
Was der Serie jedoch in keinster Weise gut tut ist die Tatsache, dass sie bisher einfach abartig langweilig ist. So viele Stars, so ein Klasse Setting und doch schafft es die Serie nie vollkommen zu überzeugen. Der Fall der ermordeten Nichte interessiert kaum, ihre Auflösung noch weniger. Zudem schafft es Vegas bisher nicht, auch nur einen Charakter für das Publikum zu sympathisieren. Da hat es die Serie Boardwalk Empire um einiges besser gemacht.
Aber wir geben der Serie natürlich eine Chance, denn sie besitzt nicht nur allein durch ihr anregendes Setting eine Menge Potenzial, besonders der Cast sollte es bei einigermaßen gelungenem Drehbuch schaffen, die Zuschauer zu binden. Vielleicht kann uns ja schon die zweite Episode in dieser Richtung mehr ansprechen.
Für das Drehbuch zeichnet sich übrigens niemand geringeres als Nicholas Pileggi verantwortlich. Pileggi schrieb bereits die Buchvorlage zu Martin Scorceses Good Fellas – drei Jahrzehnte in der Mafia und auch für die Drehbücher von Casino und American Gangster zuständig. Es kann mit der Serie also im Grunde nur besser werden.
Wer sich also den Kampf zwischen berittenen Haudegen und der Mafia im rauen Las Vegas der 60er Jahre nicht entgehen lassen will, der sollte der Serie Vegas eine Chance geben. Wir tun es auf jeden Fall.