Trouble Every Day (2001) | Filmkritik

Das provokante Werk Trouble Every Day wurde im Jahr 2001 von den Kritikern nicht sonderlich gefeiert. Heute genießt der kannibalistische Horrorstreifen jedoch unter Fans den Ruf eines Genre-Klassikers.

Nicht für jeden Geschmack

Über 20 Jahre nach seiner Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Cannes hat der Film nun eine Neuauflage inklusive digitaler 4K-Restaurierung erhalten. Überzeugt der Film von Regisseurin Claire Denis heute als visionäres Kunstwerk oder lässt er die Zuschauer ebenso wie seine Figuren nach mehr hungern?

© Rapid Eye Movies


Shane Brown und seine frisch angetraute Frau June reisen in die Stadt der Liebe, um dort ihre Flitterwochen zu genießen. Doch der Wissenschaftler verfolgt in Paris noch weitere Pläne.

Ein Kannibale als Ehemann

Er ist auf der Suche nach seinem verschollenen Kollegen Léo, mit dem er bei einem Experiment in Afrika zusammengearbeitet hat. Bei diesem hat Léo Wesen erschaffen, die bei der Paarung ihren Partner töten und anschließend verspeisen. Auch Léos Frau Coré wurde ein Opfer dieser blutigen Experimente und seither lebt der Arzt im Untergrund, um seine Frau zu beschützen. Doch diese bricht immer wieder aus ihrer Gefangenschaft aus, da sie ihre Libido nicht unter Kontrolle hat und sie zieht des Nachts los, um ihre Triebe zu befriedigen.

Auch Shane war ein Versuchsobjekt Léos; er kann die Folgen zwar mithilfe von Medikamenten kontrollieren, fürchtet sich aber davor, dass eines Tages auch June Opfer der Experimente und er der Mörder seiner Geliebten werden könnte. Eine Heilung der Krankheit scheint noch nicht in Sicht.

© Rapid Eye Movies

Trouble Every Day präsentiert eine Mischung aus Erotik und Horror. Wie in der Handlung beschrieben, kommt es zunächst zum Geschlechtsakt, auf den immer mehr hungrige Bisse und Blutvergießen folgen. Was jetzt aber sehr actionreich klingt, wird von Claire Denis überaus langatmig und mit einer spürbaren Kühle erzählt.

Ein sexuell-erotisches Blutbad

Insgesamt folgt der Film nicht immer den Normen des Kinos und Szene reiht sich an Szene, ohne dass viel Erklärung gegeben wird. Recht dialogarm und emotionslos agieren die Schauspieler in ihrer Szenerie. Die Atmosphäre bleibt durchgehend bedrückt und distanziert. Und dann bricht immer wieder der Horror durch und die menschlichen Tiere holen sich ihre Nahrung. Leidenschaft und Lust dominieren plötzlich das Geschehen.

Alles in allem wird man aber nicht von den künstlerischen Elementen gefangen genommen, sondern verliert sich in all den unzähligen Logiklöchern. Wie naiv kann eine Ehefrau sein, um nicht zu merken, dass ihr Mann voller Fleischhunger auf Menschen ist? Warum kann eine zierliche Frau einen jungen und dynamischen Einbrecher ohne Gegenwehr verspeisen? Diese und viele weitere Fragen kommen auf, die niemals eine Antwort erhalten.

© Rapid Eye Movies

Bei den Schauspielern dürfte zunächst der umstrittene Darsteller Vincent Gallo auffallen, der mit seinem psychopatischen Blick alleine für einen Großteil des Horrors sorgt. Im künstlerischen Underground unterwegs, geriet dieser 2003 in die Öffentlichkeit als sein Werk The Brown Bunny erschien. In diesem ist ein nicht-simulierter Fellatio zwischen Schauspielerin Chloë Sevigny und Gallo zu sehen.

Arthouse-Kannibalismus

Die Erotik-Szenen in Trouble Every Day sind nicht so explizit, aber das ausdruckslose Schauspiel von Gallo ist ähnlich. Beatrice Dalle als Coré hingegen hat eine beinahe hypnotisierende Präsenz, die leider zu selten im Film genutzt wird.

Am Ende bleiben einem tatsächlich nur die blutigen Erotikszenen im Kopf, die durch äußerst kalte und weitschweifige Zwischensequenzen verbunden werden. Trouble Every Day wird durchaus seine Nische haben, aber für die meisten Zuschauer bleibt der Film eine blutleere Komposition.

Handlung:

Fotos


alle Bilder >>


Bildrechte: Rapid Eye Movies