Mit Trap: No Way Out meldet sich M. Night Shyamalan erneut im ihm vertrauten Psycho-Thriller-Genre zurück.
Rückkehr in bekanntes Terrain
Nach mehreren Filmen, die zwischen cleverer Genrevariation und selbstreferenziertem Stil schwankten, wirkt dieses Werk zunächst wie eine bewusste Rückkehr zu klassischen Spannungsmechanismen. Auffällig ist dabei jedoch, dass Shyamalan diesmal nicht allein agiert: Seine Tochter Saleka Shyamalan steht nicht nur vor der Kamera, sondern liefert auch den musikalischen Kern des Films.
Diese kreative Familienkonstellation prägt den gesamten Ton des Werks – mit gemischtem Erfolg.

© Warner Bros.
Im Zentrum der Geschichte steht Cooper, gespielt von Josh Hartnett, ein scheinbar liebevoller Familienvater, der seine Tochter zu einem großen Popkonzert begleitet. Was zunächst wie ein harmloser Vater-Tochter-Abend wirkt, entpuppt sich schnell als hochkomplexes Katz-und-Maus-Spiel.
Die Handlung: Ein Konzert als Falle
Cooper ist in Wahrheit ein eiskalter Serienmörder, und das Konzert dient als gigantische Falle, um ihn zu entlarven. Die Polizei hat das gesamte Event als kontrollierten Raum konzipiert, ohne dass das Publikum davon weiß.
Der Film entscheidet sich dabei konsequent für eine Perspektive, die beim Täter bleibt, und reiht sich damit in die Tradition sogenannter Howcatchem-Thriller ein, die weniger auf das „Wer?“ als auf das „Wie wird er gefasst?“ setzen.

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Josh Hartnett liefert in der Hauptrolle die mit Abstand stärkste Leistung des Films ab. Mit großer Selbstverständlichkeit verkörpert er Cooper als charismatischen, freundlichen und fast schon sympathischen Mann, der im nächsten Moment manipulierend, berechnend und erschreckend kalt agiert.
Josh Hartnett als doppeltes Gesicht
Gerade dieses Wechselspiel macht die Figur faszinierend. Hartnett schafft es, den Zuschauer trotz aller moralischen Abgründe an seine Figur zu binden, was für diese Art von Thriller essenziell ist. Nach mehreren eher unauffälligen Jahren ist dies zweifellos ein gelungenes Comeback für den Schauspieler.
Musik, Bühne und verschenktes Potenzial
Ein zentrales Element des Films ist das Konzert selbst, inklusive zahlreicher fast vollständiger Musiknummern von Saleka Shyamalan alias Lady Raven. Diese Passagen sind handwerklich solide inszeniert, wirken jedoch im Kontext der Handlung oft wie Fremdkörper. Vor allem im ersten und zweiten Akt zieht sich der Film unnötig in die Länge, da mehrere Songs ausgespielt werden.
Der Eindruck entsteht, dass diese Szenen weniger der Spannung als vielmehr der Präsentation der Musikerin dienen. Zudem bleibt das Zusammenspiel von Musik und Thrillerhandlung erstaunlich blass. Statt die Songs aktiv in die Dramaturgie einzubinden, laufen beide Ebenen häufig nur parallel nebeneinander her.

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Je länger der Film läuft, desto deutlicher treten massive Logikprobleme zutage. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um die Sängerin wirken grotesk inkompetent.
Logiklöcher und unglaubwürdige Entscheidungen
Obwohl sie potenzielles Ziel eines Serienmörders sein könnte, verschwindet ihr Personenschutz praktisch vollständig aus der Handlung. Dass sie unbehelligt mit zwei zufälligen Fans in eine Limousine steigt oder dass der Fahrer ohne Rücksprache zu einem privaten Haus fährt, untergräbt jede Glaubwürdigkeit. Diese und viele weitere Ungereimtheiten reißen den Zuschauer immer wieder aus der ansonsten gut aufgebauten Spannung.
Ein problematischer dritter Akt
Im letzten Drittel verliert Trap: No Way Out spürbar an Fokus. Hayley Mills als Dr. Josephine Grant fällt dabei besonders negativ auf. Ihre Figur wirkt in jeder Szene deplatziert, ihr Spiel überzeichnet und tonal unpassend. Obwohl sie zunächst wie das moralische und narrative Gegenstück zu Cooper aufgebaut wird, wird sie später abrupt an den Rand gedrängt.
Hinzu kommen zahlreiche Beinahe-Enttarnungen, die sich stapeln und irgendwann eher ermüden als Spannung erzeugen.

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Trap: No Way Out ist ein Film mit einer starken Grundidee, einem überzeugenden Hauptdarsteller und einem interessanten erzählerischen Ansatz.
Zwischen cleverem Konzept und verschenkter Chance
Josh Hartnett trägt den Film mit Leichtigkeit und verleiht der Geschichte die nötige Ambivalenz. Gleichzeitig leidet das Werk unter deutlichen Längen, logischen Brüchen und einer unausgewogenen Gewichtung von Musik und Handlung. M. Night Shyamalan zeigt hier weniger Mut als in seinen provokanteren Arbeiten und verlässt sich zu sehr auf bekannte Muster.
Unterm Strich bleibt ein unterhaltsamer, aber unausgereifter Thriller, der sein Potenzial nur teilweise ausschöpft und trotz spannender Momente nicht nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

Bildrechte: Warner Bros.


