Er ist der größte Detektiv der Welt: Hercule Poirot. Mit reichlich Scharfsinn und einem beeindruckenden Schnauzbart ist der markante Schnüffler eine Legende. Bereits 2017 verfilmte Kenneth Branagh (Tenet) das erste Abenteuer basierend auf den gleichnamigen Roman von Agatha Christie. Nun, 5 Jahre später folgt die Fortsetzung von Mord im Orient Express.
Ein exotisches Reiseziel
Auch diesmal verschlägt es Poirot an exotische Kulissen. Als eine Hochzeitsfeier in Ägypten in einer opulenten Nilkreuzfahrt mündet, schlägt der Ermittler die Einladung des Brautpaares (Gal Gadot und Armie Hammer) nicht aus, den Feierlichkeiten beizuwohnen.
Immerhin ist er eine Berühmtheit und hat gerade auch nichts besseres zu tun. Als es an Bord des Luxusdampfers dann zu einem Mord kommt, ist es um so praktischer, den weltbesten Detektiv unter den Gästen zu wissen.
Und wie es in den Werken von Agatha Christie so üblich ist, befindet sich der Mörder mitten unter den Teilnehmern der Hochzeitsgesellschaft.
Wer könnte der Mörder sein?
Jetzt muss sich die Spürnase mit jedem einzelnen Gast auseinandersetzen. Und wirklich jeder scheint ein Motiv zu haben. Von der verschmähten Ex des Bräutigams bis hin zum dubiosen Arzt kommt hier jedoch jeder in Frage.
Viel Arbeit unter der heißen Wüstensonne Ägyptens für Belgiens kühlsten Ermittlerkopf.
Nach dem Erfolg der Neuauflage von Mord im Orient Express war es eine Frage der Zeit, bis die Fortsetzung folgen sollte. Erneut führt Kenneth Branagh Regie und spielt zugleich die Hauptrolle. Doch diesmal nimmt man sich reichlich Zeit für die Hintergrundgeschichte des schrulligen Ermittlers mit den vielen Zwangsstörungen.
Man folgt Poirots Vergangenheit bis zurück zum Ersten Weltkrieg, wo er noch als junger Soldat seine ermittlerische Gabe direkt an der Front nutzte. Leider wirkt das CGI-verjüngte Gesicht Branaghs gewohnt unnatürlich und puppenhaft.
Die Effekte und Tricks sind auch ein fundamentales Problem des Films. Wenn man mit Greenscreen und Computerlandschaften arbeiten musste, wirkt alles im Kino wie die Zwischensequenz eines Videospiels. Hier hätte man lieber an echten Schauplätzen gedreht, um es nicht unnötig künstlich wirken zu lassen.
Russel Brand geht im Nil baden
Wenn man über diese kleinen technischen Makel hinwegsieht, kann der Rest des Abenteuers recht gut unterhalten. Die Kostüme und Sets sind stets stylisch und opulent. Die Charaktere wirken, wenn sie genügend Zeit bekommen, gut ausgearbeitet und vielschichtig. Das trifft leider nicht auf jeden Hochzeitsgast zu. Besonders Dr. Windlesham (Russel Brand) geht hier besonders unter. Aber das ist angesichts der Fülle an Personal fast schon unvermeidbar.
In Summe macht das Rätselraten nach Motiv und Mörder wieder Spaß und da es im Vergleich zum Vorgänger mehrere Morde in Folge gibt, bleibt es spannend. Da stört es auch nicht, dass das erste Ableben erst recht spät im Film passiert.
Auch wenn der gleichnamige Roman bereits 1978 mit Peter Ustinov in der Hauptrolle verfilmt wurde, war es höchste Zeit für eine neue Interpretation. Und Brannagh macht seine Arbeit sowohl als Hauptdarsteller als auch als Regisseur sehr gut. Hercule Poirot wirkt stets charismatisch und bleibt in fast allen Lebenslagen liebenswert und interessant. Durch einige Rückblenden wird dem Ermittler viel Hintergrund gegeben, was ihm sehr gut tut.
Teil 3 bereits in Arbeit
Auch wenn das Erstlingswerk im Orientexpress gerade durch seine kühle Ästhetik deutlich interessanter war, bleibt Tod auf dem Nil durch den hervorragenden Cast mit Gal Gadot (Red Notice); Armie Hammer (Lone Ranger); Russel Brand (Rock of Ages) und Emma Mackey (Sex Education) spannend bis zum Schluss.
Und wer wissen möchte, wie Hercule an seinen markanten Schnauzer gekommen ist, sollte sich das zweite Abenteuer nicht entgehen lassen. Eine weitere Fortsetzung ist inzwischen auch in Planung, wie der Regisseur einst verriet.
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