Als die Matrix-Trilogie im Jahr 2003 ihren Abschluss fand, hätte wohl niemand damit gerechnet, dass 2021 ein vierter Teil das Licht der Welt erblicken würde. Nun ist The Matrix Resurrections aber erschienen und spaltet Kinogänger und Kritiker gleichermaßen.
Folgt erneut dem weißen Kaninchen
Weder als Prequel oder Reboot gedacht, sondern als Fortsetzung, erzählt der vierte Film wie es mit Neo und Trinity weitergeht. Doch neben altbekannten Gesichtern gibt es auch zahlreiche Neuerungen.
Da die Handlung von The Matrix Resurrections ebenso komplex wie verwirrend daherkommt, wollen wir uns nur auf einen groben Rahmen beschränken, um die Überraschung für alle aufrecht zu erhalten.
Ein physisches oder ein mentales Konstrukt?
Game-Designer Thomas A. Anderson aka Neo ist abermals in der Matrix gefangen. Doch er wird immer wieder von seltsamen Erinnerungen geplagt, die ihn an eine andere Welt erinnern. Sein Psychiater hat es geschafft, dass diese Visionen nicht die Oberhand gewinnen und Thomas ein halbwegs normales Leben führen kann.
Aber als Morpheus und Agent Smith auftauchen, nehmen die Dinge ihren Lauf. Neo erwacht nach und nach aus seinem Traum. Was ist reine Fiktion, was ist die Realität? Wird Neo abermals dem Kaninchen folgen und sich für die rote Pille entscheiden, oder bleibt er ein gefangener der Lüge?
Zweifelsfrei ist Matrix (1999) auch heute noch ein Meisterwerk des Actionkinos und war prägend für das Genre und die Kinowelt. Die Fortsetzungen hingegen konnten diesem Ruf längst nicht mehr gerecht werden und führten die Geschichte mehr schlecht als recht an ein Ziel. Allzu hohe Erwartungen an The Matrix Resurrections sollten also von Vornherein nicht gestellt werden.
Eine visionäre Erzählstruktur?
Gerade im ersten Teil verzettelt sich aber der vierte Film in einer Dauerschleife aus lauwarmen Aufguss, Symbolik und Farbdeutung. Ein paar Witze weniger auf der Metaebene und subtilere Mittel als eine lächerlich wirkende blaue Brille hätten hier geholfen.
Anschließend fängt sich der Film aber und wird zu dem Spaß, den man sich nach der ersten Trilogie wünschen konnte. Die Actionsequenzen sind auf einem hohen Niveau und erinnern sowohl an die ursprüngliche Trilogie als auch an abgedrehtes Actionkino à la Fast & Furious und World War Z. Hinzu kommen zwei interessante Widersacher, die wirklich gelungen geschrieben sind. Und mit der Figur der Hackerin Bugs (Jessica Henwick) und Schauspieler Yahya Abdul-Mateen II sind zudem zwei neue Figuren mit an Bord, die dem Teil ein kleines Highlight verleihen.
Wichtigstes Element des Films ist aber natürlich die Liebesgeschichte zwischen Neo und Trinity. Diese ist im vierten Teil weit mehr als ein nostalgisches Wiedersehen, sondern Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Und auch wenn sich Keanu Reeves in bester John Wick-Manier durch so manchen Kampf prügelt, bleibt er seinem ursprünglichen Ich treu.
Aufstieg des Matriarchats
Carrie-Anne Moss, die bereits seit 1999 in einem Atemzug mit Actionikone Sigourney Weaver genannt werden müsste, legt sogar noch eine Schippe drauf und spielt sich zum Ende hin gekonnt an die Spitze. Die Rückkehr von Figuren wie dem Merowinger, Niobe und Sati ist mehr Fanservice als wirklich entscheidend für den Verlauf.
Mit Cybebe, Octacles und Lumin8 sowie dem fliegenden Metallvogel Kujaku gibt es zudem ein paar Roboter-Sidekicks die mal mehr und mal weniger Spaß und Sinn mitsichbringen.
Wird The Matrix Resurrections wie einst das Original ein Genre prägen? Definitiv nicht. Liefert der Film vertraute Gesichter und führt neue, spannende Figuren ein: Auf jeden Fall. Rasante Action trifft alles in allem auf eine etwas dahin dümpelnde Geschichte, die ab und an ihre Momente aufblitzen lässt.
Keine Hoffnung auf Matrix 5
Regisseurin Lana Wachochski spielt manchmal geschickt, manchmal verloren mit den Gedanken der Zuschauer. Das Ergebnis ist ihre ganz eigene Version der Matrix-Reihe und man kann durchaus seine Freude an dieser Fortsetzung haben oder das weiße Kaninchen alleine davon hoppeln lassen.
Über Matrix 5 müssen wir uns wohl aber vorerst keine Gedanken machen, denn die Story scheint nun erst einmal ihr endgültiges Ende gefunden zu haben. Oder wird es doch einen Neustart des System geben? Willkommen in der Catrix.
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