The Last Showgirl

The Last Showgirl (2024) | Filmkritik

Glanz vergangener Tage mit berührender Hauptdarstellerin

von Markus Grunwald

Wenn man an Las Vegas denkt, denkt man an Neonlicht, Elvis-Imitatoren, glamouröse Revue-Shows und glitzernde Showgirls mit Federboas und Strass.

Ein letztes Mal im Rampenlicht

Doch dieser Glanz hat Risse bekommen – das klassische Showgirl, einst ein Symbol für Glanz und Erotik, ist fast vollständig verschwunden. In The Last Showgirl begleitet Regisseurin Gia Coppola die gealterte Revuetänzerin Shelly (Pamela Anderson) auf ihrer Abschiedstour – persönlich, beruflich und emotional.

The Last Showgirl Kritik

© Constantin Film Vertriebs GmbH


Die Geschichte beginnt mit einem Schlag ins Gesicht: Nach 30 Jahren wird die ikonische Le Razzle Dazzle-Show, in der Shelly mehrmals die Woche auftritt, eingestellt. Für Shelly bricht eine Welt zusammen, denn das grell beleuchtete Theater ist nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Heimat – und die Kolleginnen ihre Ersatzfamilie.

Der Glanz verblasst – und mit ihm die Sicherheit

The Last Showgirl ist kein Film über große Dramen oder laute Gefühlsausbrüche. Vielmehr zeigt er leise, aber eindringlich den Verlust von Identität, wenn das, was einen über Jahrzehnte definiert hat, plötzlich wegbricht. Shellys Leben ist auf die Bühne fokussiert – was bleibt, wenn der Vorhang fällt?

In der Atmosphäre und Tonalität erinnert der Film an Werke wie Darren Aronofskys The Wrestler oder Bob Fosses All That Jazz. Auch hier steht eine gealterte Bühnenfigur im Mittelpunkt, die sich gegen das Vergessen stemmt. Doch wo Aronofsky konsequent in den Abgrund blickt, wählt Coppola einen weicheren, melancholischen Weg.

The Last Showgirl Kritik

© Constantin Film Vertriebs GmbH


Pamela Anderson überrascht mit der wohl stärksten Leistung ihrer Karriere. Sie spielt Shelly mit einer Mischung aus Stolz, Verletzlichkeit und leiser Resignation.

Pamela Anderson: Die Überraschung des Films

Die Kamera bleibt oft nah an ihrem Gesicht, zeigt Linien, Müdigkeit und eine tiefe Menschlichkeit. Zwischen Federn, Glitzer und künstlichem Lächeln zeigt sie, wie hart es ist, loszulassen – und gleichzeitig, wie viel Kraft in dieser Figur steckt.

Ihre öffentliche Person – als Sexsymbol bekannt – verleiht der Rolle eine faszinierende Metaebene. Shelly hat sich jahrzehntelang dem Blick des Publikums ausgesetzt, und nun fragt sie sich: Wer sieht mich wirklich?

The Last Showgirl Kritik

© Constantin Film Vertriebs GmbH


Jamie Lee Curtis (Borderlands) als Shellys langjährige Freundin Annette überzeugt mit Charme und Energie. In einer der schönsten Szenen tanzt sie betrunken durch ein leeres Casino zu Bonnie Tylers Total Eclipse of the Heart. Ein Moment, der schmerzhaft schön ist und vom Verlorengehen erzählt – und vom Festhalten an Erinnerungen.

Starke Nebenfiguren, aber blasse Konflikte

Auch Billie Lourd als entfremdete Tochter Hannah, sowie Kiernan Shipka (Chilling Adventures of Sabrina) und Brenda Song als jüngere Showgirls bringen Nuancen in die Geschichte. Dave Bautista überrascht mit einer sensiblen Rolle als Produzent Eddie, während Jason Schwartzman einen schmierigen Casting-Agenten spielt.

Trotz starker Einzelszenen bleibt die Handlung über weite Strecken oberflächlich. Der Film deutet interessante Themen wie Altersdiskriminierung, weibliche Sexualität jenseits der 40 und die Vergänglichkeit des Ruhms an – aber er wagt es nicht, tiefer zu graben. Die Konflikte, insbesondere zwischen Shelly und ihrer Tochter, wirken eher angerissen als konsequent durchdacht.

The Last Showgirl Kritik

© Constantin Film Vertriebs GmbH


The Last Showgirl überzeugt durch Ästhetik, Atmosphäre und einfühlsame Darsteller. Doch genau wie Shellys Welt bleibt auch der Film an der Oberfläche. Es fehlt die narrative Tiefe, um die emotionale Reise der Hauptfigur voll auszureizen. Der Film bleibt einfühlsam, aber auch etwas unentschlossen – ein melancholisches Porträt, das zu oft scheut, wirklich weh zu tun.

Glitzerschmerz mit Herz – aber ohne Biss

Mit Pamela Anderson als verletzlicher, aber stolzer Show-Veteranin gelingt Gia Coppola ein sehenswerter Beitrag zur Frage, was vom Ruhm bleibt, wenn das Rampenlicht erlischt.

Trotz starker Momente und visuell einprägsamer Szenen fehlt dem Film die Tiefe, um emotional ganz zu überzeugen. Wer sich jedoch auf die melancholische Stimmung und das langsame Tempo einlässt, wird mit einem bittersüßen Blick auf das Leben nach dem Applaus belohnt.

Bewertung

Bewertung_6

Trailer
YouTube player
Informationen

The Last Showgirl | 20. März 2025 (Deutschland) 6.5
Handlung:

Bildrechte: Constantin Film Vertriebs GmbH

diese Beiträge könnten dir gefallen

Schreibe einen Kommentar

Diese Seite benutzt das Plugin Akismet zur Spam-Abwehr. Mit dem Absenden ihres Kommentars stimmen sie unserer Datenschutzerklärung zu.

-
00:00
00:00
Update Required Flash plugin
-
00:00
00:00