Über Jackie Chan muss man eigentlich keine einführenden Worte verlieren. Der Mann ist und bleibt eine Filmlegende, auf dessen Konto Blockbuster wie Police Story (1985), Der rechte Arm der Götter (1986) oder die Superfighter-Reihe gehen. In über 100 Produktionen kämpft er sich durch waghalsige Stunts und lässt in irrwitzigen Choreographien die Münder der Zuschauer offen stehen.
Da sich seine Karriere nun langsam auf der Zielgeraden befindet, probiert sich der sympathische Chinese neuerdings gern in verschiedenen Genres aus, mit denen man ihn bisher nicht in Verbindung brachte.
Plötzlich spielt er auch ernste Rollen, wie zum Beispiel in The Foreigner (2017) oder taucht in sogenannten Wuxia-Filmen wie Dragon Blade (2015) auf. In The Knight of Shadows verkörpert er nun einen Dämonenjäger, der im Kampf gegen die Unterwelt magische Sprüche nutzt und wenn nötig, kleine Dämonen zu Hilfe ruft.
Pu Songling (Jackie Chan) ist auf den ersten Blick nicht wirklich beeindruckend. Er erzählt kleinen Kindern Schauermärchen, um ihnen dann das Taschengeld für selbstgeschriebende Romanheftchen abzuknöpfen. Stehen dann die marodierenden Mütter vor seiner Pforte, greift der Sonderling ebenfalls auf unlautere Mittel zurück. Eine Dämonenfee zaubert dann all die Erinnerungen fort und die eben noch aufgebrachten Frauen sind sanfte Lämmchen, die natürlich zu gern die überteuerte Lektüre zu kaufen pflegen.
Dass derartige Eskapaden die örtliche Polizei auf den Plan rufen, dürfte kein Wunder sein. Der junge und schusselige Polizist Fei (Austin Lin) wird widerwillig auf den Einsiedler angesetzt. Doch ehe es zu einer Verhaftung kommt, wird der arme Kerl mitten in einen Kampf gegen Dämonen gezogen.
Und so müssen sich die beiden anfangs ungewollt zusammenraufen, um das Verschwinden von jungen Mädchen aufzuklären, die auf das Konto einer mächtigen Dämonin gehen. Jetzt zeigt Pu Songling, was wirklich in ihm steckt.
Mit einem magischen Buch kann er jene Wesen bannen, die nicht in die Menschenwelt gehören. Als sich die Gegner als zu mächtig entpuppen, springt ein anderer, rätselhafter Dämonenjäger (Ethan Juan) dem Duo zur Seite, dessen Motive vorerst unklar sind. Doch nur wenn sie alle drei zusammenarbeiten, können sie die Dämonenhexe zu Fall bringen und die verschwundenen Mädchen retten.
Ein wenig reißerisch vergleicht die Inhaltsangabe der DVD den Film The Knight of Shadows mit dem Harry Potter-Ableger Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016). Zwar spielen in The Knight of Shadows skurrile Monster und Dämonen eine wichtige Rolle, doch damit enden die Gemeinsamkeiten auch schon wieder.
Mit deutlich schmalerem Budget und damit verbundenen schlechteren Computereffekten, kann die chinesische Kinoproduktion seinem Hollywood-Bruder leider nicht das Wasser reichen. Viele Tricks erinnern daher sehr an Playstation 2 Grafik und lassen das Geschehen ungewollt komisch wirken. Jackie Chan nimmt es mit Humor und verkörpert den liebenswürdigen Dämonenjäger mit gekonnter Routine.
Sein Co-Star Austin Lin (To My 19-Year-Old) mimt hingegen den typisch trotteligen Azubi, der durch seine ungeschickte Art die gesamte Mission zu gefährden droht. Dabei wird der Slapstick-Humor manchmal etwas zu viel und rutscht nicht selten ins peinliche Milieu. Im Großen und Ganzen ist The Knight of Shadows allerdings recht kurzweilig und fährt ein paar nette Ideen und Tricks auf, die teilweise an ein Fantasy-Anime erinnern.
Wer hier erwartet, dass Jackie mit wilden Kämpfen sein Kung-Fu-Repertoire zum Besten gibt, wird allerdings enttäuscht. Bis auf wenige kleine Stunts hält sich der Altmeister nämlich zurück und beschränkt sich lieber auf das Schreiben von Zauberrunen in der Luft und der Beschwörung seiner knuffigen Helfer.
Sieht man von den schwachen Effekten und dem eigenwilligen Humor einmal ab, bekommt man eine herrlich schräge Fantasy-Mär geboten, die kurzweilig zu unterhalten weiß und am Ende sogar richtig spannend wird. Kostüme, Make-up und Setdesign holen hier alles raus, was man sich von chinesischer Folklore nur wünschen kann. Und Jackie Chan Fans sollten sich diesen Film ruhig gönnen, zeigt er doch den geliebten Action-Helden in einer eher ungewohnten Rolle.
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