Er ist der King of Staten Island. Gras rauchen, den ganzen Tag abhängen und zwischendurch seine Freunde tätowieren: So sieht das Leben von Scott Carlin (Pete Davidson) aus. Der Mittzwanziger lebt ohne Motivation und Zukunftsperspektive bei seiner Mutter Margie (Marisa Tomei) auf Staten Island.
Ohne Motivation durchs Leben
Sein Vater dagegen war Feuerwehrmann und von der Gesellschaft respektiert. Als Scott sieben Jahre alt war, ist dieser jedoch bei Löscharbeiten eines Hotelbrands ums Leben gekommen. Seitdem fehlt dem Mittzwanziger jeglicher Halt und Orientierung. Seine Freunde führen einen ähnlichen Lebensstil wie Scott und sind keine allzu große Hilfe beim Versuch aus dem alltäglichen Trott herauszukommen.
Mit Kelsey (Bel Powley), die Scott schon seit Kindheitstagen kennt, führt Scott eine Art Freundschaft mit gewissen Vorzügen. Ernsthaft binden will sich Scott aber nicht und lehnt deshalb er eine feste Beziehung mit ihr immer wieder ab.
Kelsey ist mit dieser Art einer Bindung jedoch nicht länger zufrieden und möchte Ihre Energie lieber für die Weiterentwicklung des New Yorker Stadtteils Staten Island einsetzen. Für Scott hingegen ist Staten Island nur etwas für arme und erfolglose Leute. Er mag Staten Island nicht besonders gerne. Und auch im Zusammenleben mit Mutter Margie beginnt es zu bröckeln.
Scott muss sich seiner Vergangenheit stellen
Diese hat einen neuen Freund gefunden und der neue Mann an ihrer Seite mit dem namen Ray (Bill Burr) ist ausgerechnet auch ein Feuerwehrmann. Klar, dass dies Scott mächtig aufregt. Hinzu kommt, dass Ray der Ansicht ist, dass Scott endlich auf eigenen Beinen stehen sollte. Zusammen mit Margie bittet er ihn zuhause auszuziehen. Scott muss sich endlich seiner Vergangenheit stellen und seinen Platz im Leben finden.
The King of Staten Island ist eine US-amerikanische Komödie aus dem Jahr 2020. Der Film beruht auf der Biografie des Stand-Up-Comedians Pete Davidson, dessen Vater am 11. September 2001 im Einsatz als Feuerwehrmann bei den Anschlägen auf das World Trade Center verstarb.
Davidson schrieb gemeinsam mit Judd Apatow und Dave Sirus das Drehbuch zum Film und Apatow übernahm zusätzlich die Regie sowie die Produktion. Für ihn ist es die nunmehr sechste Komödie als Regisseur. Zuvor inszenierte er unter anderen bereits die Filme Wie das Leben so spielt (2009), Beim ersten Mal (2007) und Dating Queen (2015). Und sein neuestes Werk ist ähnlich stark wie seine bisherigen kommerziell erfolgreichen Komödien.
Staten Island im Rampenlicht
Auch der Handlungsplatz Staten Island ist gut gewählt, da dieser in einer Laufzeit von zweieinhalb Stunden sehr glaubwürdig dargestellt wird. Außerdem versprühen die Abgeschiedenheit des Ortes und gesellschaftliche Stellung der Charaktere ihren ganz eigenen Reiz.
Auch der Cast des Films kann überzeugen. Stand-Up-Comedian Pete Davidson spielt sich hierbei quasi selbst. Deshalb wirkt seine Figur äußerst glaubwürdig und authentisch. Rein schauspielerisch ist jedoch sein Arbeitskollege Bill Burr, der ebenfalls Stand-Up-Comedian ist, besser.
Burr mimt den scheinbar harten und ernsten Feuerwehrmann in jeder Sekunde glaubwürdig. Dabei bleibt er stets in seiner Rolle. Und auch die beiden Comedians untereinander offenbaren eine stimmige Chemie. Allerdings ist immer wieder merkbar, dass Bill Burr durch Auftritte in Breaking Bad und The Mandalorian etwas mehr Erfahrung mit der Schauspielkunst hat.
Die Nebenrollen sind mit Marisa Tomei und Bel Powley hochkarätig besetzt. Insgesamt sticht der Film unter den Apatow-Filmen zwar nicht hervor, jedoch liefert der Regisseur und Drehbuchautor wieder einmal eine der besten Komödien des Jahres ab. Seine Figuren sind zu keinem Zeitpunkt überzeichnet. Alles wirkt nachvollziehbar.
Ein Film ohne wirkliche Handlung?
Als Schwachstelle ist, wie bei seinen meisten Filmen, die Laufzeit anzusehen. Einige Szenen sind überflüssig und bringen keinen erkennbaren Mehrwert. Des Weiteren wird in The King of Staten Island noch weniger Wert auf eine dynamische Inszenierung gelegt. Es fehlt eine grundlegende Handlung in dem Film. Zwar wird die Orientierungslosigkeit Scotts durch dessen Abhängen unterstrichen, jedoch bleibt die Erzählung an einigen Stellen deutlich auf der Strecke.
Teilweise, besonders im Mittelteil des Films, fehlt eine übergeordnete Handlung. Wie eine Erlösung begegnet dem Zuschauer da die Entwicklung im letzten Drittel. Denn dort findet Scott eine neue Beschäftigung und eine Aufgabe. Dadurch entstehen neue Beziehungen und die Figuren untereinander erhalten erkennbar mehr Tiefe.
Ein neuer König!
Vielleicht war diese Trägheit von Apatow bewusst gewählt worden. Allerdings spricht dagegen, dass seine bisherigen Filme einen ähnlichen Stil hatten. Dennoch bleibt The King of Staten Island eine warmherzige, ansprechende und emotionale Komödie. Es ist wirklich fraglich, warum es nicht mehr von dieser Art Film gibt. Denn mit Schicksalen und besonderen Lebensgeschichten können sich meistens viele Menschen identifizieren.
In The King of Staten Island bleibt nach dem Abspann wenig ungeklärt. Und so hat der scheinbar unwichtige New Yorker Stadtteil seinen König bekommen.
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