Brutal, blutig und inhaltlich banal: Der Low-Budget-Horrorfilm Terrifier 2 hat sich zu einer regelrechten Kino-Mutprobe entwickelt.
Wer lacht jetzt noch?
Zu furchteinflößend und abstoßend sei die Gewalt, heißt es in vielen Filmkritiken. Doch gerade dieser Hype macht das Erlebnis ein wenig kaputt. Denn richtig überzeugend ist der zweite Teil des Killer-Clowns nicht. Und einen Großteil daran trägt die unnötig aufgeblähte Story. Doch erstmal etwas zum Inhalt.
Art the Clown (David Howard Thornton) wäscht in einem Salon seine von Blut durchtränkten Klamotten durch. Während er wartet, sieht er ein kleines Mädchen, welches ihn auf seine Kopfverletzung aufmerksam macht.
Genau wie er kommuniziert auch sie rein durch Gestikulieren. Nach ein paar pantomimischen Einlagen schließen sie sich zusammen und bringen einen Mann um.
Der Schrecken an Halloween
Zur gleichen Zeit diskutiert Familie Shaw über das anstehende Halloween-Fest. Jonathan Shaw (Elliott Fullam) möchte sich als Art the Clown verkleiden, was von seiner Schwester Sienna (Lauren LaVera) kritisiert wird.
Denn Art wird seit den Morden aus dem ersten Teil offiziell vermisst. Zudem ist der verstorbene Vater der Shaw-Familie scheinbar viele Jahre dem Clown auf der Spur gewesen. Doch ohne Erfolg. Jetzt rennt der mordende Psychopath wieder durch die Stadt und sein nächstes Ziel sind die Shaw-Geschwister. So viel zum Plot.
Zuerst einmal ist es sympathisch, dass es auch Filme ohne großes Budget gibt und Regisseure wie Damien Leone, die es einfach machen. 215.000 US-Dollar wurden durch eine Crowdfunding-Kampagne an Bord geholt. Und im Großteil gingen die Kosten für die Spezialeffekte drauf.
Vom Prinzip her haben sich die Macher richtig entschieden. Denn die Effekte, die gerade bei den Tötungssequenzen auffallen, überzeugen. Das ist das Highlight des Films. Auch die Ausstattung und die optische Ausarbeitung der Figur Art the Clown ist geglückt. Denn er sieht tatsächlich gruselig aus, was man im Jahr 2022 erst einmal hinbekommen muss.
Ein Horror-Clown mit Tiefgang?
Aber leider wollte der Regisseur zu viel: Denn neben den gut gemachten Gore-Szenen wollte er im zweiten Film des Killer-Clowns mit einer guten Story überzeugen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Gerade die Ausrichtung auf ein Familiendrama hemmen die eigentliche Stärke des Horrorfilms.
Durch das viele Gerede, die unglaubwürdigen Konflikte zwischen den Figuren und eine unangenehm lange Spielzeit verpuffen die schönen Kills etwas. Das ist sehr schade, weil es auch unverständlich ist, weshalb diese Geschichte unbedingt 139 Minuten dauern soll. 80 Minuten und eine Fokussierung auf Art und seine Tötungen hätten gereicht. So wirkt alles ein wenig albern und unfreiwillig komisch.
Auch das Mysterium um den Clown erscheint einem unnötig. Es gibt zu viele Szenen, die weder Figuren noch die Handlung vorantreiben.
Zusätzlich gibt es in dem 139-minütigem Film schauspielerische Totalausfälle. Alle Darsteller bis auf Lauren LaVera und David Howard Thornton agieren unterirdisch. Ihre Sätze klingen so inhaltslos, dass man als Zuschauer wegschauen möchte. Viele Figuren dümpeln in Terrifier 2 wie Arts Mordopfer einfach nur dumm umher ohne irgendeine Funktion zu besitzen.
Der Skandalfilm des Jahres 2022
Wie es zu dieser merkwürdigen Figurenkonstellation kommen konnte, ist äußerst fragwürdig. Demgegenüber liefert David Howard Thornton als Art the Clown eine starke Performance ab. Und das ganz ohne einen einzigen Satz über seine Lippen zu bringen.
Seine Gesten sind stets gekonnt und unterhaltsam. Auch Lauren LaVera mimt die Heldin glaubwürdig. Sie ist quasi die Einzige, die mit Thornton annähernd mithält. Deshalb sind auch ihre gemeinsamen Szenen geglückt. Alle Szenen ohne Art stechen hingegen negativ heraus. Denn dann fehlt sowohl dramaturgisch, wie auch inhaltlich die Präsenz. Zudem fragt man sich die ganze Zeit, warum jetzt wieder ein neuer Handlungsstrang aufgebaut wird und was Art so treibt.
Nichtsdestotrotz gibt es in Terrifier 2 einige gelungene Sequenzen, die es im Kino sehr selten zu sehen gibt. Auch in Zeiten von The Sadness muss man solche Gewaltexzesse erstmal toppen. So bleibt der zweite Teil des Clowns dank seiner gut gemachten Effekte und einer gewissen Schlafzimmer-Szene hängen.
Mit etwas mehr Feinschliff am Drehbuch, anstatt an Arts Messerklingen wäre noch mehr Tiefgang drin gewesen. Denn am Ende schmälert der kleine Hype den Film leider.
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