Spuk in Bly Manor (2020) | Kritik

Spuk in Bly Manor

Nachdem Netflix im Jahr 2018 mit Spuk in Hill House eine ebenso intelligente wie schaurige Gruselgeschichte veröffentlichte, folgte nun passend zur Halloween-Zeit mit Spuk in Bly Manor eine indirekte Fortsetzung.

Ähnlich der erfolgreichen Horror-Serie American Horror Story spielt die zweite Staffel als Anthologie mit neuen Figuren, einer neuen Handlung und teils vertrauten Schauspielern.

© Netflix

In den späten 1980er-Jahren versucht Danielle „Dani“ Clayton in England einen Neuanfang in ihrem Leben. Die junge Amerikanerin hat ihre Heimat verlassen und bewirbt sich um die Stelle eines Au-pair-Mädchens bei Henry Wingrave.

Doch schnell merkt Dani, dass es bei der Stellenausschreibung einen Haken gibt. Nicht nur muss sich Dani um Henrys verwaiste Nichte Flora und ihren Bruder Miley kümmern und für diese Aufgabe ins Anwesen Bly Manor ziehen, auch muss sie erfahren, dass das vorherige Au-pair-Mädchen Rebecca Jessel einen tragischen Tod in Bly Manor erlitt.

Wer ist die Frau im See?

Auf der Flucht vor ihrer eigenen Vergangenheit willigt Dani jedoch dem Jobangebot ein und zieht in das Familienanwesen der Familie Wingrave. Dort leben neben den jungen Kindern Flora und Miles ebenfalls noch Koch Owen, die Gärtnerin Jamie und die Haushälterin Mrs. Grose.

Die Lebenden sind jedoch nicht die einzigen, die durch das Anwesen wandern. Jahrhunderte voller dunkler Geheimnisse um Liebe und Verlust warten darauf, in dieser spannenden dunklen Romanze ans Tageslicht zu kommen. Denn auf Bly Manor bedeutet ein Ableben nicht, dass man nicht mehr da ist.

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Wie auch schon Spuk in Hill House basiert Spuk in Bly Manor auf einer Buchvorlage. Die Novelle The Turn of the Screw von Henry James aus dem Jahr 1898 gibt dieses Mal die Handlung vor. Und abermals dreht sich alles um ein mysteriöses und gespenstisches Herrenhaus.

Zwischen Horrorgeschichte und Liebesgeschichte

Die Erzählung ist hierbei eine Geschichte in der Geschichte. In 9 Episoden werden die Geheimnisse rund um Bly Manor und seine Bewohner enthüllt. Wie auch schon in der ersten Staffel der Haunting-Reihe geht es nicht nur um Grusel und Angst, sondern auch um das Zwischenmenschliche.

Liebe, Verrat und Verlust sind die bestimmenden Themen. Doch je weiter die Serie fortschreitet und dem Zuschauer mehr Puzzleteile gibt, desto unschlüssiger werden manche Momente. Die Serie arbeitet in dieser Staffel viel mit Rückblenden, Träumen und Erinnerungen. Aufmerksamkeit ist hier definitiv gefordert, vor allem in der fünften Episode: Der Altar der Toten.

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Hier reizt Spuk in Bly Manor diese filmischen Mittel vollends aus und lässt die Zuschauer lange im Dunkeln tappen. Doch zum Ende hin lüftet sich der Schleier. Nach der finalen Episode bleiben dem hinterfragenden Publikum jedoch einige offene Fragen. Viele gezeigte und angesprochene Mysterien werden nicht mehr aufgegriffen und zu einem Abschluss gebracht.

Bekannte Gesichter in Bly Manor

Was den Horror betrifft, schwächelt die Serie oftmals auch an diesem Punkt. Zwar ist die Atmosphäre abermals schaurig schön, aber abseits weniger intensiver Momente plätschert das Gesamtwerk bis zu seinem Finale eher vor sich hin.

Abermals bereichert ein großer Cast das Gesamtwerk. Und auch ein Wiedersehen mit vielen Gesichtern aus der ersten Staffel ist gelungen. Neben Victoria Pedretti, in der Hauptrolle der Danielle „Dani“ Clayton, sind zum Beispiel auch wieder Oliver Jackson-Cohen, Carla Gugino, Henry Thomas und Kate Siegel mit an Bord.

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Die spannendste Figur neben Dani und den Zwillingen Flora und Miles ist hierbei definitiv Haushälterin Mrs. Grose. Schauspielerin T’Nia Miller verleiht der leidenschaftlichen Hausdame eine wunderschöne Traurigkeit und Anmut.

Im Vergleich hierzu wirkt die Liebesgeschichte zwischen Rebecca Jessel und Peter Quint durchaus naiv und an den Haaren herbeigezogen. Unmotivierte Handlungen und Entscheidungen, die sich nur durch blinde Liebe erklären lassen, rauben hier der Serie eine Menge an Unterhaltung.

Hat der Spuk ein Ende gefunden?

Im Vergleich zu Spuk in Hill House schwächelt Spuk in Bly Manor leider an vielen Stellen. Die gesamte Geschichte wirkt unvollständig und an anderen Enden in die Länge gezogen. Die Schauspieler liefern eine grundsolide Leistung ab, können aber auch ihre teils schwach geschriebenen Figuren nicht immer retten.

Spuk in Bly Manor baut zwar eine gespenstische Atmosphäre auf, liefert letztendlich aber nicht den erhofften Grusel. Die dunklen Herbsttage und das schwache Kinoprogramm 2020 werden aber sicherlich dafür sorgen, dass zur Halloween-Zeit genügend Leute die schmutzige Vergangenheit der Familie Wingrave und von Bly Manor aufdecken werden.

Die Serie läuft seit dem 9. Oktober 2020 im Stream bei Netflix. Auch Spuk in Hill House kann dort im Stream abgerufen werden.

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Bildrechte: Netflix

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