Jens (Simon Sears) ist Polizist in Kopenhagen. Der durchtrainierte Gesetzeshüter muss ausgerechnet mit dem rassistischen Kollegen Mike (Jacob Lohmann) auf Streife in ein von Ausländern bevölkertes Viertel. Die Stimmung ist aufgeheizt, denn vor kurzem wurde ein junger Schwarzer von Polizisten krankenhausreif geprügelt und verstirbt kurz darauf.
Jede noch so kleine Provokation könnte das Pulverfass endgültig zur Explosion bringen.
Ein fesselnder Cop-Thriller
Alles beginnt mit einer routinemäßigen Überprüfung des Jugendlichen Amos Al- Shami (Tarek Zayat). Er ist ein ganz normaler Junge, doch Mike lässt seine Vorurteile an ihm aus.
Er drangsaliert den Jungen derart, dass eine wütende Gang fortan Jagd auf die Polizeibeamten macht. Ab jetzt ist das Viertel Kriegsgebiet und niemand kommt hier lebend raus.
Verletzt, verfolgt und in die Enge getrieben, werden die beiden Beamten und der Junge aus der Nachbarschaft wie Tiere durch das Viertel gejagt. Wer das alles angefangen hat, wird schon bald keine Rolle mehr spielen. Da keine Verstärkung geschickt werden kann, sind die drei Männer auf sich allein gestellt.
Wenn Täter zu Opfern werden
Ob in Kopenhagen, Los Angeles, Paris oder Köln, die Handlung könnte überall die gleiche sein. In einem nicht enden wollenden Strudel aus Gewalt, Vorurteilen und Brutalität werden aus Tätern Opfer und umgekehrt.
War am Anfang die Welt für Mike, den Rassisten in Uniform, schwarz-weiß, so gerät diese nun ins Wanken. Und auch der gesetzestreue Kollege Jens muss erkennen, dass hier und jetzt keine Regeln mehr existieren. Soll er seinen brutalen Kollegen schützen oder den Jugendlichen in Sicherheit bringen?
Die Kamera ist immer nah am Geschehen und zieht den Zuschauer, wie in einer Dokumentation direkt hinein. Von Minute zu Minute werden die Akteure demontiert. Aus dem Rassisten wird ein Mann, der plötzlich hinter die Fassade sieht, wenn Nachbarn einander schützen wollen, eine arabische Krankenschwester sich seiner annimmt und von unerwarteter Seite Hilfe angeboten wird.
Polizeigewalt in Dänemark
Gerade nach Schlagzeilen, wie dem Tod von George Floyd wird die Thematik von Polizeigewalt einmal mehr tagesaktuell. Es wird die Frage gestellt, wer eigentlich schlimmer ist: der Polizist, der seine Grenzen überschreitet oder Jener, der einfach wegsieht, um seine Kollegen zu decken.
Beide sollen hier in Shorta – Das Gesetz der Straße die Konsequenzen am eigenen Leibe zu spüren bekommen.
Der dänische Film von Anders Ølholm und Frederik Louis Hviid ist spannend, fesselnd und eine wahre Zerreißprobe für die Nerven. Die Bilder sind hochwertig, die Musik stimmungsvoll und die Darsteller allesamt überzeugend. Besonders der Leidensweg von Mike Andersen ist unglaublich gut gelungen und realistisch dargestellt.
Auch wenn die Handlung fiktiv zu sein scheint, so täte es so manchem Gesetzeshüter gut, sich einmal mit diesem Film zu beschäftigen. Vielleicht könnten dann so manche Taten ungeschehen bleiben.
Hinter US-Produktionen wie End of Watch oder Training Day braucht sich Shorta jedenfalls nicht zu verstecken. Ganz großes Kino aus einem kleinen Land.
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Bildrechte: Koch Films