Abgelaufene Urheberrechte und Horrorfilme – das scheint aktuell ein unschlagbares Duo zu sein. Nach Winnie the Pooh: Blood and Honey und Bambi: The Reckoning bekommt nun auch Disneys berühmtestes Maskottchen sein blutiges Revival.
Public Domain trifft Splatter-Humor
Screamboat ist dabei eine absurde, aber durchaus unterhaltsame Hommage an Steamboat Willie – den allerersten Auftritt von Micky Maus aus dem Jahr 1928. Nun verwandelt sich die pfeifende Maus in eine mörderische Kreatur, die auf einem Schiff Jagd auf ahnungslose Passagiere macht.

© Tiberius Film
Schon der Titel verrät, dass dieser Film kein subtiler Kommentar über Urheberrechte oder Nostalgie sein möchte. Stattdessen erwartet das Publikum eine Mischung aus Slasher-Parodie, schwarzem Humor und schrägem Fanservice.
Zwischen Parodie und Horror-Trash
Und tatsächlich: Screamboat liefert genau das, was man erwartet – nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Regisseur Steven LaMorte, bekannt für The Mean One, hat es wieder geschafft, ein ikonisches Kindheitssymbol in ein groteskes Monster zu verwandeln. Seine Version der mörderischen Maus erinnert an die Terrifier-Reihe – was kein Zufall ist, da auch hier David Howard Thornton, alias Art the Clown, in das Kostüm des Killers schlüpft.
Das Ergebnis: eine blutige, überdrehte Mischung aus Splatter und Satire.

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Besonders die Kulisse überzeugt: Eine langsam über den Fluss gleitende Fähre als einziger Schauplatz sorgt für ein beklemmendes Gefühl der Klaustrophobie. Hier sind die Figuren gefangen, ohne Fluchtmöglichkeit – eine klassische, aber effektive Horror-Situation. Leider kann die Atmosphäre das schwache Drehbuch nicht ausgleichen. Viele Szenen wiederholen sich, die Spannung verpufft nach dem zweiten Akt, und manche Dialoge wirken unfreiwillig komisch.
Blut, Gags und Disney-Anspielungen
Screamboat punktet vor allem mit seinem selbstironischen Humor. Wer Disney liebt, wird zahlreiche kleine Anspielungen entdecken – von verballhornten Prinzessinnen bis zu verdrehten Melodien klassischer Songs. Diese Gags sind oft das Beste am Film und zeigen, dass sich die Macher ihres absurden Konzepts sehr wohl bewusst sind.
Trotzdem bleibt der Horror zu harmlos, um echten Schrecken zu erzeugen. Die Morde sind blutig, aber durch den cartoonhaften Ton selten wirklich verstörend. Das Kostümdesign von Willie wirkt dabei eher wie aus einem Freizeitpark als aus einem Albtraum – zu komisch, um ernst genommen zu werden.

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Die Darsteller liefern solide Leistungen ab, auch wenn die Figurenzeichnung kaum Tiefe zulässt. Besonders Allison Pittel und Jesse Posey bringen mit ihrer Chemie etwas Herz in die ansonsten groteske Handlung. Ihr Zusammenspiel erinnert an klassische 90er-TV-Horrorfilme – charmant, aber etwas altmodisch.
Solide Darsteller, schwaches Drehbuch
Die restliche Besetzung wirkt austauschbar, viele Nebenrollen erfüllen kaum mehr als den Zweck, Opfer der nächsten Slasher-Sequenz zu sein. So sympathisch der Versuch ist, klassische Horrorstrukturen mit Popkultur zu verbinden, so deutlich merkt man dem Film sein begrenztes Budget und die dünne Story an.
Screamboat ist kein Totalausfall – aber auch kein Geheimtipp. Er bietet ein paar gelungene Lacher, ein cleveres Setting und eine Portion Nostalgie, doch insgesamt fehlt es an Spannung und erzählerischer Konsequenz. Was als bissige Disney-Satire hätte funktionieren können, bleibt ein unausgegorener Genre-Mix zwischen Parodie, Fanservice und Low-Budget-Splatter.
Wer die Terrifier-Reihe mag oder einfach sehen will, wie Micky Maus durchdreht, wird hier seinen Spaß haben. Alle anderen dürfen sich fragen, ob dieser Trend, Kindheitshelden in Horrorfiguren zu verwandeln, nicht langsam ausgelutscht ist. Screamboat ist ein kurioses Experiment – blutig, absurd und leider ziemlich seicht.

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