Schmerzhaftes Schönheitsideal auf der Kinoleinwand

In Der Seidenfächer werden den beiden Protagonistinnen Snow Flower (Gianna Jun) und Lily (Bingbing Li) im Kindesalter ihre Lotusfüße gebunden. Ein verharmlosender Name für die qualvolle Prozedur im Namen der Schönheit, die Behinderung und lebenslangen Schmerz nach sich zieht.

Jahrhundertelang haben in China Großmütter und Mütter das Binden der Lotusfüße an ihren Töchtern vorgenommen, um sie für potentielle Ehemänner attraktiv zu machen. Denn die kleinen Füße, die durch das Brechen der Zehen und kontinuierliches Bandagieren zu Klumpfüßen verwachsen waren, galten jahrhundertelang als Schönheitsideal. Sie symbolisierten in der patriarchalischen chinesischen Gesellschaft die Unterwürfigkeit der Frau und galten als ihr erotischster Körperteil. Die Trippelschrittchen, mit denen sich die jungen Damen fortan fortbewegen mussten, sollten auf Männer anziehend wirken und die etwas hilflosen, balancierenden Bewegungen ihren Beschützerinstinkt wecken.

Durch die Lotusfuß-Tradition wurden aber nicht nur die Füße der Frauen eingeengt. In den kostbaren, kleinen Spezialschuhen konnten sie kaum das Haus verlassen. Dieser Zwang zur Häuslichkeit wurde zur Tugend stilisiert. Als sittsame chinesische Ehefrau eines wohlhabenden Mannes hatte die Gattin den Haushalt zu verwalten und sich nur im eigenen Heim aufzuhalten. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird das Binden von Lotusfüßen im Zuge der Modernisierung zunächst gesellschaftlich geächtet und dann verboten.

Kinostart ist der 28. Juni 2012.

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