Rambo: Last Blood (2019) | Filmkritik

Rambo: Last Blood

38 Jahre ist es her, da legte sich ein Vietnam-Veteran mit einem Kleinstadt-Sheriff an und entfesselte so einen Guerillakrieg. Sein Name war Rambo.

Sylvester Stallone zeigte den Ex-Soldaten traumatisiert, gebrochen und desillusioniert und schuf damit den ersten Actionhelden der goldenen 80er Jahre. Zwei weitere Teile folgten und zeigten Stallone in Topform als Ein-Mann-Armee. Mal räumte er in Vietnam auf, mal kämpfte er in Afghanistan gegen die Russen, wie es sich im Kalten Krieg gehörte.

© LEONINE

2008 folgte eine sehr verspätete Fortsetzung, die an Brutalität und Schonungslosigkeit kaum zu überbieten war. Kein Wunder also, dass der Name Rambo im Wörterbuch als Synonym für eine brutale und rücksichtslose Person steht.

Dass Stallone auch nach Jahrzehnten nicht von dieser Figur ablassen kann, zeigt er im 5. und wahrscheinlich letzten Teil der Reihe. Last Blood steht dabei im Kontrast zu Teil 1, First Blood und schließt die Reihe nun endgültig ab.

Rambo lebt mittlerweile zurückgezogen auf einer Farm und züchtet Pferde. Nur die Haushälterin Maria (Adriana Barazza) und ihre Enkelin Gabrielle (Yvette Monreal) leisten ihm dabei Gesellschaft. Das junge Mädchen wächst wie seine eigene Tochter auf.

Um so schlimmer, als sie eines Tages gesteht, sich nach Mexiko aufzumachen, um ihren Vater zu suchen. Alle Versuche, sie davon zu überzeugen nicht zu gehen, scheitern. Es dauert nicht lange und Gabrielle findet sich in den Fängen einer brutalen Menschenhändlerbande wieder.

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Als Ersatzpapa Rambo das mitbekommt, fährt er kurzerhand ins südliche Nachbarland der USA und versucht die Kleine zu retten.

Doch natürlich wirbelt der Veteran schnell viel Staub auf und verschleppt den Krieg mit den Gangstern bis zu seiner eigenen Farm. Zum Glück hat Rambo neben Pferden noch andere Hobbies, wie das Graben eines Tunnels unter der Farm. Wenn eine kleine mexikanische Armee aufkreuzt, könnte das sehr praktisch werden.

Und so verwandelt John Rambo sein Heim in eine Mischung aus Kevin allein zu Haus und Saw. Mit tückischen Fallen und einer äußerst sadistischen Freude dezimiert Stallone das Kartell des Hugo Martinez (Sergio Peris Mencheta) im Handumdrehen. Stacheln, die aus dem Boden schießen, Sprengfallen und Stoplerdrähte machen den Hobbytunnel zum Kriegsgebiet aus dem niemand entkommt.

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Hat Rambo anfangs noch dem Krieg abgeschworen, so ist er gegen Ende des 100 Minütigen Streifens voll in seinem Element. Regisseur Adrian Grünberg inszeniert einen staubigen Grenzwestern mit kleinen Rückblicken und Anspielungen auf Rambos Vergangenheit. Stallone, der mit steinerner Miene und gestähltem Körper zu Werke geht, ist dabei jedoch überraschen passiv. Häufig steht er in der Gegend rum und schaut grimmig umher.

Da die Mexikaner recht schlecht in diesem Film wegkommen, fühlt sich der Film so manches Mal wie eine Reisewarnung an. US-Präsident Trump sähe sich nach diesem Machwerk genötigt, die Mauer noch schneller und höher zu bauen.

Bis auf Rambo selbst bleiben alle Charaktere recht zweidimensional. Doch das scheint zum schwarz-weiß-Denken des Protagonisten bestens zu passen. Die Gewalt artet häufig jedoch in ein Metier ab, dass man sonst von Splatterfilmen gewohnt ist. Da bricht Rambo einem Zuhälter das Schlüsselbein, es wird ein Herz herausgerissen oder halbe Menschen liegen in der Gegend herum. Für zarte Naturen ist der Film wahrlich nicht geeignet.

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Komponist Bryan Tyler fällt wenig auf. Nur dann, wenn er das Thema des ersten Films anspielt, bleibt eine kleine Gänsehaut zurück. Sonst fällt die Musik wenig bis gar nicht auf.

Wer den vierten Teil der Reihe noch mochte und sich eine Kreuzung aus Logan (2017) und Rambo (1982) wünscht, wird hier bestens bedient. Im Abspann sehen wir noch einmal wichtige Szenen aller Rambo-Filme, die uns vor Augen führen, was für eine Reise der stille Soldat hinter sich hat. Hier müssen auch harte Männer ein kleines Tränchen verdrücken.

Ein Wermutstropfen bleibt jedoch: Stallone wird hier nicht wie gewohnt von Thomas Danneberg, sondern von Jürgen Prochnow gesprochen. Das ist sehr schade und fühlt sich häufig seltsam an, auf Grund der gesundheitlichen Lage Dannebergs aber nachvollziehbar. Wer kann, umgeht diese Situation und schaut die US-Fassung.

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