Promising Young Woman (2020) | Filmkritik

Bei der Oscar-Verleihung 2021 musste sich Schauspielerin Carey Mulligan zwar Frances McDormand geschlagen geben, doch ihre Performance in Promising Young Woman ist wahrlich der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere.

Schöne Fantasie oder schlimmster Albtraum?

Die Rolle der bitterbösen Cassandra, die sich an der Männerwelt rächt, begeistert mit Witz, Spannung und Trauer.

Cassie ist Anfang 30, hat ihr Medizinstudium abgebrochen, arbeitet in einem Coffeeshop und wohnt immer noch bei ihren Eltern. Und deutlich öfters als sie sollte, zieht sie abends durch die Bars, wo sie sich bis zur Ohnmacht betrinkt. Oder etwa nicht?

Männer als Feindbild

Die Männer sehen in ihr leichte Beute und nehmen die junge Frau schnell mit zu sich nach Hause. Ein fataler Fehler! Denn Cassie hat es sich zur Aufgabe gemacht, der Männerwelt eine Lektion zu erteilen.

Hintergrund dieser Rachemission ist ihre Freundin Nina, die während ihres Studiums von mehreren Männern sexuell missbrauch wurde. Der Fall wurde allerdings nicht näher beleuchtet und unter den Teppich gekehrt.

Als Cassie von der Hochzeit eines ehemaligen Mittäters hört, beginnt sie ihren Feldzug gegen die Männerwelt auszuweiten und begibt sich in eine letzte Schlacht.

Gespickt mit reichlich schwarzem Humor überzeugt Promising Young Woman als fesselnde Thriller-Comedy. Regisseurin Emerald Fennell gelingt mit ihrem Regiedebüt ein Paukenschlag, der ihr nicht ohne Grund einen Oscar für das beste Originaldrehbuch eingebracht hat.

Eine „vielversprechende, junge Frau“

Die Handlung der Geschichte ist ebenso abwechslungsreich wie durchsäht mit grandiosen Momenten. Wenn sich Cassie aufmacht, um von der Gejagten zur Jägerin zu wechseln oder im Krankenschwestern-Outfit einen Junggesellenabschied heimsucht, muss die Männerwelt den Atem anhalten.

Schauspielerin Carey Mulligan (Der große Gatsby) hat natürlich einen großen Anteil daran, dass der Film so hervorragend funktioniert, wie er eben funktioniert. Wandelbar wie ein Chamäleon ist nicht nur ihre Garderobe im Film, sondern auch ihr Schauspiel.

Mal gibt sie sich als knallharte Businessfrau, mal als verunsicherte Assistentin und im nächsten Moment steht sie als sexy Femme fatale vor der Kamera. Zu ihren Opfern zählen zu Beginn unter anderem Shazam!-Star Adam Brody und Superbads Fogell / McLovin aka Christopher Mintz-Plasse.

Doch was recht witzig beginnt, spitz sich im Laufe der Handlung immer weiter zu. In ihren Handlungen immer bedrohlich werdender gibt sich Cassie nicht mehr nur damit zufrieden eine verbale Lektion aufzuteilen.

Und ausgerechnet dann tritt der charismatische Kinderarzt Ryan in ihr Leben, der der jungen Frau wieder die Hoffnung an die Männerwelt zurückgibt. Bo Burnham (The Big Sick) übernimmt diesen Part und unterstreicht zusätzlich das ausgezeichnete Casting des Films.

Von Paris Hilton bis Britney Spears

Eine einfache Szene im Supermarkt wird dank der gelungenen Chemie zwischen den beiden Darstellern und einer amüsante Untermalung von Paris Hiltons Stars Are Blind zu der vielleicht erinnerungswürdigsten Szene aus Promising Young Woman.

Was den Soundtrack betrifft, bleibt dies aber nicht das letzte Highlight: Auch der Britney Spears-Klassiker Toxic wird als instrumentale Geigen-Variante stilvoll in Szene gesetzt.

Ausgezeichnet mit etlichen Awards und beliebt bei Kritikern und Zuschauern stellt Promising Young Woman mutig unter Beweis, wie stark Fraunpower auf der Leinwand sein kann.

Nach Werken wie Nur ein kleiner Gefallen (2018) und I Care a Lot (2020) ein weiterer Rachethriller, der dank eines ausgezeichneten Casts, einem wendundungsreichen Drehbuch und einem eingehenden Soundtrack bitterböse Freude bereitet.

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