Wie weit würde eine Mutter für ihr Kind gehen? Wann sind die Grenzen des Ertragbaren erreicht?
Aus Liebe zu meiner Tochter: Pelikanblut
Pferdetrainerin Wiebke (Nina Hoss) hat beruflich und privat eine ungeahnte Ausdauer. Die gutmütigen Vierbeiner werden von ihr zu stressresistenten Polizeipferden ausgebildet, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen.
Selbst ein scheinbar hoffnungsloser Gaul, der seinen Reiter abwirft, wird von ihr nicht aufgegeben und mit einer engelsgleichen Geduld auf den richtigen Weg gebracht.
Kein Wunder also, dass Wiebke ihr zweites Kind adoptieren möchte, um dieses allein großzuziehen.
Probleme bei der Adoption
So tritt die kleine Raya aus einem bulgarischen Waisenhaus in ihr Leben und zeigt der motivierten Pflegemutter schon bald die Grenzen auf. Schnell wird klar, dass Raya unberechenbar und schwer zu bändigen ist. Sie zündelt im Haus, missbraucht Kinder im Kindergarten und schmiert mit Exkrementen im Bad herum.
Mehr und mehr wirkt Wiebke kraftlos, ausgelaugt und leer. Doch aufgeben möchte sie nicht. Selbst als ihr berufliches und privates Umfeld in Trümmern liegt, hält sie zum Waisenkind mit dem Teufel im Leib.
Für den Zuschauer wird die Reise der Mutter zunehmend unangenehmer. Schon recht früh fragt man sich, warum sich Wiebke das alles antut. Doch einer Löwin gleich, stemmt sie sich gegen den Zorn der Kleinen Tochter – selbst wenn es weh tut.
Genremix mit Nina Hoss
Als alle probaten Mittel aufgebraucht zu sein scheinen, wendet sich die verzweifelte Mutter schließlich an eine Wahrsagerin, die in einem Ritual endlich für Frieden sorgen soll.
Pelikanblut ist ein kalter und anstrengender Film, in dem Nina Hoss (Schwesterlein) bis an die Grenzen des Erträglichen geht und bildlich ausgesaugt und aufgezehrt wird. Fast spürt man, wie ihre eigene Kraft mit jeder Filmminute schwindet.
Ansehnlich ist dieser Kampf natürlich nicht. Zwar ist der Film recht gut inszeniert, doch ist der versprochene Horror eher ein pädagogischer Grusel, der fast schon wie eine Kampagne gegen Adoption wirkt.
Arthouse-Horror ohne Grusel
Wer schon Angst davor hat, dass er aus dem Tierheim einen gefährlichen Hund ins Haus holt, wird nach diesem Film lieber versuchen, leibliche Kinder in den Familienkreis zu bringen.
Sehenswert ist der Film von Katrin Gebbe (Tore tanzt) allemal. Ob man sich den Streifen jedoch mehr als einmal anschauen wird, ist dann angesichts der Anstrengungen, die man ertragen muss, fraglich.
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