Der König der Löwen gilt nicht nur für viele Kinder der 90er Jahre als absoluter Lieblingszeichentrickfilm, sondern zählt auch zu den Klassikern schlechthin aus der Disney-Schmiede.
Die Geschichte von Mufasa und Scar
Lose basierend auf Shakespeares Hamlet erzählt der Film die Geschichte des Löwenjungen Simba, der als Thronfolger des Geweihten Lands in große Fußstapfen treten muss und bei einem vermeintlichen Unglück für den Tod seines Vaters Mufasa verantwortlich gemacht wird. Er flieht in den Dschungel, wächst dort auf und lernt letztendlich sich seiner Vergangenheit und seinem Onkel Scar, der das Königreich in Tyrannei regiert, zu stellen.
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Nun gibt es also erstmalig die Vorgeschichte von Simbas Vater in Bewegtbild zu sehen. Mufasa heißt der neue Film aus dem Hause Disney und ist ein Prequel zu dem Live-Action-Remake Der König der Löwen aus dem Jahr 2019.
Ein Prequel mit neuer Perspektive
Schon zu der Zeit stieß das Remake auf gemischte Kritiken, am Ende fehlte dem Neuaufguss trotz atemberaubender Animationen der Mut für etwas Neues. Viel zu sehr ruhte man sich auf dem Original aus, teilweise wurden sogar Dialoge eins zu eins übernommen. Eine Sache, an der leider viele Neuinterpretationen der Disney-Stoffe leiden und die dann im Vergleich zum Zeichentrick-Klassiker den Kürzeren ziehen.
Dabei hat es Jon Favreau eigentlich hervorragend vorgemacht. Sein Jungle Book (2016) war ein düstereres, eigenständiges Werk, das sich in vielen Teilen von dem Film aus den 60ern abheben konnte.
Rache, Verrat und der Kampf um das Schicksal
Bei The Lion King hat ihm Disney dann offenbar einige der kreativen Freiheiten vorbehalten, um vollends die Nostalgie-Keule zu schwingen bzw. das Original zugunsten des technischen Fortschritts upzudaten. Quasi wie eine neue iPhone-Version. Das kann man mögen, und dank der Bildgewalt zählt der Film sogar noch zu den besseren Disney-Adaptionen der Zeit, allerdings bleibt die Frage: Brauchen wir das?
Mufasa hat allein deshalb schon eine vielversprechendere Prämisse. Disney entscheidet sich diesmal nicht dafür die (ebenfalls sehenswerte) Fortsetzung Simbas Königreich neu zu interpretieren, sondern die Geschichte von Simbas Vater und dessen Adoptivbruder Taka, den wir heute als Scar kennen, zu erzählen. Mufasa ist damit eine eigene, neue Story, die nur sehr lose auf dem eher unbekannten Buch A Tale of Two Brothers basiert. Favreau übergab für den Film das Zepter an Moonlight-Regisseur Barry Jenkins.
Der Mandrill und alte Freund des Königs, Rafiki, erzählt Simbas Tochter Kiara die Geschichte ihres Großvaters und seiner Reise nach Milele, dem Geweihten Land.
Ein Kampf ums Überleben
Mufasa wird durch ein Unglück von seinen Eltern getrennt und findet schließlich im Löwenrudel des zwielichtigen Königs Obasi eine neue Heimat. Dort lernt er Obasis Sohn Taka kennen. Bald schon sind die beiden Brüder unzertrennlich. Als Mufasa und seine Ziehmutter Eshe eines Tages auf die Jagd gehen, werden sie von zwei weißen Löwen attackiert.
Mufasa verwundet im Kampf einen der Löwen tödlich, den Sohn des machthungrigen Kiros, Anführer der sogenannten Außenseiter. Als dieser vom Tod seines Sohnes erfährt, schwört er Rache. Und so werden Mufasa und Taka von Obasi fortgeschickt, um den Angreifern zu entgehen. Auf der Flucht vor Kiros‘ Rudel freunden sie sich mit der Löwin Sarabi und ihrem Begleiter, dem Rotschnabeltoko Zazu an, und lernen schließlich Rafiki kennen, der ihnen den Weg in das sagenumwobene Milele zeigen möchte. Doch Kiros und seine Löwinnen sind ihnen dicht auf den Fersen.
Schon die Laufzeit von 119 Minuten zeigt: Die Handlung von Mufasa ist komplexer als die von Der König der Löwen. Leider kommt der Film nicht ohne Verweise auf das Original aus, so erinnern einige Twists und dramaturgische Höhepunkte stark an Momente aus der Ursprungsgeschichte. Hier hätte Mut zur Eigenständigkeit definitiv gutgetan, dennoch schafft es Jenkins insgesamt die Reise des angehenden Löwenkönigs unterhaltsam und kurzweilig zu erzählen.
Ein Geist aus der Vergangenheit – Die Last der Herkunft
Am Ende steckt tatsächlich eine interessante Geschichte in dem Stoff, die aufgrund von einigen inhaltlichen Schwächen leider nie ihr komplettes Potential entfalten kann.
Zum einen ist da die Bürde des Vorgängers zu nennen, die das Schicksal der Brüder Mufasa und Taka bereits in Stein meißelt. Hier schafft es der Film leider nicht so richtig, die Ambivalenz der Beziehung zwischen den beiden wirklich authentisch in Szene zu setzen. Auch wirken manche Schlussfolgerungen übereilt, das Ende etwas gehetzt.
Ein anderes Problem ist ein Bekanntes bei Disney. Figuren, die gut funktionieren auszuschlachten, anstatt sie der Handlung unterzuordnen. Timon und Pumbaa, das Comic-relief-Gespann aus Der König der Löwen, sind für viele die heimlichen Stars des ersten Teils.
Timon und Pumbaa: Sidekicks am falschen Ort
In Mufasa werden sie in den Erzählsequenzen mit Rafiki und Kiara regelrecht übernutzt, nur um einen Gag nach dem anderen abzufeuern (Hakuna Mufasa…haha, naja…) und vor allem um die Nerven der älteren Kinogänger zu überstrapazieren. Denn die zahlreichen Brüche sind absolut überflüssig und lähmen den Erzählfluss.
Wirklich mutig wäre es gewesen, komplett auf sie zu verzichten. Auch weil mit Rafiki und Zazu bereits zwei Sidekicks aus Der König der Löwen zurückkehren, deren Präsenz für die Geschichte Sinn macht und die komplett ausgereicht hätten.
Die Songs von Lin-Manuel Miranda sind definitiv nicht schlecht, doch keiner von ihnen kommt an Elton Johns Circle of Life oder Can You Feel The Love Tonight heran.
Ein Lichtblick im Schatten der Disney-Remakes
Dafür ist die Musik leider nicht einprägsam genug, sodass nur in den Momenten, in denen der alte Score von Hans Zimmer ertönt, echtes König der Löwen-Feeling entsteht.
Doch wie schon erwähnt: In Mufasa steckt eine wirklich gute Geschichte, und es gibt diese Momente, in denen der Film dieses Potential zum Vorschein bringt. Und wenn man sieht, was Disney die letzten Jahre so verbrochen hat, mit blutleeren Neuaufgüssen wie bspw. Pinocchio oder Peter Pan & Wendy, dann ist dieser Film hier definitiv sehenswert und hat vielleicht sogar mehr Daseinsberechtigung als das 2019er Remake.
- Der König der Löwen (1994)
- Der König der Löwen 2: Simbas Königreich
- Mufasa
- Der König der Löwen (2019)
- Der König der Löwen 3
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