Mortal Engines 2018

Mortal Engines – Krieg der Städte (2018) | Filmkritik

Bombastisches Sci-Fi-Abenteuer trotz erzählerischer Schwächen

von Mathias Grunwald

Wenn ganze Städte auf gigantischen Ketten durch eine verwüstete Zukunftswelt fahren, ist Spektakel garantiert – und Mortal Engines liefert genau das.

Ein filmisches Schwergewicht auf Rädern

Mortal Engines – Krieg der Städte entführt uns in eine dystopische Zukunft, in der mobile Städte kleinere Siedlungen jagen und verschlingen, um an lebenswichtige Ressourcen zu kommen. Basierend auf der Romanreihe von Philip Reeve, versuchte Universal Pictures 2018, ein neues großes Sci-Fi-Franchise zu etablieren – doch trotz beeindruckender Schauwerte blieb der ganz große Erfolg an den Kinokassen aus.

Und das völlig zu Unrecht, denn Mortal Engines bietet ein visuelles Feuerwerk, das sich hinter Peter Jacksons Der Herr der Ringe nicht verstecken muss. Auch wenn der Film erzählerisch schwächelt, bleibt das Erlebnis in vielerlei Hinsicht positiv in Erinnerung.

Mortal Engines Filmkritik

© Universal Pictures Germany GmbH


Etliche Jahre nach der Zerstörung der Zivilisation durch einen verheerenden Krieg ist die Erde kaum wiederzuerkennen. Riesige, auf Ketten fahrende Städte durchstreifen die Ödlande und verschlingen kleinere Siedlungen, um deren Ressourcen zu plündern.

Jagd auf Rädern: Der Kampf ums Überleben beginnt

An der Spitze steht London – eine gewaltige Metropole auf Rädern, die erbarmungslos Jagd auf alles macht, was sich ihr in den Weg stellt. Inmitten dieses gnadenlosen Überlebenskampfes trifft die mysteriöse Hester Shaw auf den jungen Historiker Tom Natsworthy – eine Begegnung, die beide in einen Strudel aus Verrat, Verschwörungen und Kämpfen zieht.

Während übermächtige Maschinen, gefallene Helden und unaufhaltsame Gegner die Bühne betreten, entbrennt ein Wettlauf gegen die Zeit. Hester und Tom müssen lernen, wem sie trauen können, während im Hintergrund eine übermächtige Bedrohung die friedliebende Bevölkerung an den Rand des Untergangs bringt.

Mortal Engines Filmkritik

© Universal Pictures Germany GmbH


Man muss kein Prophet sein, um festzustellen: Mortal Engines glänzt durch seine furiose Visualisierung der Zukunftswelt.

Gigantische Bilder, fantastische Zukunftswelten

Regisseur Christian Rivers, ein langjähriger Vertrauter von Peter Jackson, zaubert mit in seinem ersten Hollywood-Film eine atemberaubende Welt auf die Leinwand, in der London als kolossale Stadt auf Rädern durch das postapokalyptische Ödland rollt.

Die Kombination aus spektakulärem CGI und praktischem Setdesign schafft eine beeindruckende Immersion, die an die besten Momente von Mad Max: Fury Road (2015) erinnert. Dabei unterstützt der Soundtrack von Tom Holkenborg alias Junkie XL die bombastischen Bilder mit einer Mischung aus wuchtigen Synthesizer-Sounds und epischen Orchesterklängen.

Sixty minutes is all it took to bring humanity to the very brink of extinction. Mankind mobilized, a new age arose. The Age of the Great Predator Cities. Survival of the Fastest.

Chudleigh Pomeroy

Der große Fluch der Buchverfilmung

Leider stolpert Mortal Engines über ein altbekanntes Problem vieler Romanadaptionen: zu viel Handlung für einen einzigen Film. Die Vorlage von Philip Reeve ist reich an Charakteren, politischen Intrigen und komplexen Beziehungen – Dinge, die auf zwei Stunden Spielzeit gequetscht schnell untergehen.

Mortal Engines Filmkritik

© Universal Pictures Germany GmbH


Das führt dazu, dass viele Figuren trotz charismatischer Besetzung blass bleiben. Der Film macht zu viele Kompromisse, um alles unterzubringen, und verschenkt so sein eigentlich enormes erzählerisches Potenzial. Emotionale Bindungen entstehen kaum, weil der Plot gehetzt und oft verwirrend voranschreitet.

How can a society so advanced, so scientific, be so stupid?

Katherine Valentine

Zwischen Flop und Faszination

Mortal Engines ereilte dasselbe Schicksal wie Filme wie John Carter – Zwischen zwei Welten (2012) oder Artemis Fowl (2020): hohe Erwartungen, gigantische Produktionskosten und am Ende eine schmerzhafte Bruchlandung an den Kinokassen. Universal Pictures hatte Großes vor, doch das Publikum blieb aus.

Und trotzdem – wie John Carter – verdient Mortal Engines eine Chance. Der Film macht schlichtweg Spaß, wenn man sich auf die waghalsigen Actionsequenzen, die kreative Welt und den audiovisuellen Overkill einlässt.

Peter Jacksons Handschrift bleibt spürbar

Auch wenn Peter Jackson hier „nur“ als Produzent fungiert, merkt man seine Handschrift deutlich. Die detaillierte Welterschaffung, die subtilen historischen und sozialen Kommentare – sie alle tragen seine unverkennbare DNA. Die Metaphern über Ressourcenknappheit, soziale Ungleichheit und imperialistische Gier wirken gerade in unserer heutigen Zeit relevanter denn je.

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Autor Philip Reeve selbst lobte die filmische Umsetzung und zeigte Verständnis für die zahlreichen Veränderungen. Er sah im Endprodukt „einen riesigen, visuell beeindruckenden Actionfilm mit echtem emotionalen Kern“. Und tatsächlich: Die Grundessenz der Vorlage bleibt erhalten, auch wenn viele Details angepasst wurden.

You are a dinosaur. And I am the meteor.

Thaddeus Valentine

Großartige Besetzung, verschenktes Potenzial

Die Darsteller machen ihre Sache gut – allen voran Hera Hilmar als entschlossene Hester Shaw und Robert Sheehan als der sympathische Tom Natsworthy. Hugo Weaving bringt als Antagonist Thaddeus Valentine die nötige Gravitas und erinnert stellenweise an seine legendäre Rolle als Agent Smith in Matrix (1999). Auch Stephen Lang überzeugt als unheimlicher Shrike mit einer Mischung aus Bedrohlichkeit und Tragik und verleiht der ansonsten effektlastigen Geschichte eine überraschende emotionale Tiefe.

Mortal Engines Filmkritik

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Und doch: Die Vielzahl an Charakteren lässt nur wenig Raum zur Entfaltung. Beziehungen bleiben oberflächlich, Motivationen werden angerissen, aber nie richtig erforscht. Gerade in emotional wichtigen Momenten verpufft dadurch die Wirkung, was besonders bei einer Geschichte, die stark auf persönlichen Verlusten und Idealen basiert, schmerzt.

Visuelle Meisterleistung trifft auf überladene Story

Unterm Strich bleibt Mortal Engines ein beeindruckendes, wenn auch erzählerisch unausgewogenes Spektakel. Die Welt ist faszinierend, die Effekte atemberaubend und der Soundtrack ein absoluter Ohrenschmaus. Doch die überfrachtete Story und die fehlende emotionale Tiefe verhindern, dass der Film den Sprung vom guten Sci-Fi-Abenteuer zum ganz großen Genreklassiker schafft.

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Für Sci-Fi-Fans, Weltenschwärmer und Freunde opulenter Bilder bleibt der Film aber eine klare Empfehlung – ein unterschätztes Highlight, das man auf der großen Leinwand oder im Heimkino genießen sollte.

Visuelles Brett mit einigen Macken

Mortal Engines – Krieg der Städte ist trotz erzählerischer Schwächen ein beeindruckendes Science-Fiction-Abenteuer. Die fantastische visuelle Umsetzung, der fette Soundtrack und das innovative Setting heben ihn von der breiten Masse ab. Wer sich nicht an der hektischen Erzählweise stört, bekommt hier eine postapokalyptische Welt geboten, die begeistert und zum Träumen einlädt. Ein Flop an den Kinokassen, aber definitiv kein Flop für Sci-Fi-Fans.

Bewertung

Bewertung_7

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Informationen
Mortal Engines - Krieg der Städte | 13. Dezember 2018 (Deutschland) 6.1

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Bildrechte: Universal Pictures

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