Monos – Zwischen Himmel und Hölle (2019) | Filmkritik

Monos - Zwischen Himmel und Hölle

Das Standardwerk Herr der Fliegen erzählt von einer Robinsonade, in der eine Gruppe Jugendlicher schlagartig von dem Einfluss durch Erwachsene abgeschnitten wird. Kurzerhand kommt es zu gravierenden Konflikten. Mit Monos – Zwischen Himmel und Hölle hat der kolumbianisch-ecuadorianische Regie-Shootingstar Alejandro Landes nun eine eigene Interpretation dieser Grundlage realisiert.

Kolumbien ist eine tickende Zeitbombe: Trotz eines Friedensvertrages ist die Lage zwischen Guerilla-Kämpfern und der Regierung permanent angespannt.

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Abgeschnitten von der Zivilisation lebt die Rebellentruppe mit dem Codenamen Monos. In einer abgelegenen Bergregion in Lateinamerika absolviert die achtköpfige Gruppe von Teenagern militärische Übungen und erhält Aufträge von einer Guerillagruppe, die nur als „die Organisation“ auftritt.

Zum Alltag der jungen Kämpfer gehört auch die Bewachung einer amerikanischen Geisel, die von ihnen nur Doctora genannt wird. Als wäre dies nicht schon genug Verantwortung für die jungen Soldaten, wird ebenso die Milchkuh Shakira zum Versteck gebracht, auf welche Patagrande, Rambo, Leidi, Sueca, Pitufo, Perro, Bum Bum und ihr Anführer Lobo aufpassen sollen.

Doch als während eines Zwischenfalls Shakira erschossen wird und kurz darauf ein Angriff aus dem Hinterhalt die Basis erschüttert, ist die Gruppe gezwungen in den Dschungel zu fliehen.

Daraufhin beginnt das komplexe Beziehungsgeflecht der Truppe zu zerreißen und die Aggressionen der Jugendlichen nehmen zu.

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Monos – Zwischen Himmel und Hölle ist ein bildgewaltiges und hochgradig elektrisierendes Werk, das einem cineastischen Fieberrausch gleicht und die Angst der Kolumbianer einfängt. Die jungen Menschen fühlen sich vom Staat und der Familie verlassen.

Regisseur Alejandro Landes fängt die Unsicherheit der einzelnen Figuren gekonnt ein. Die jungen Darsteller bringen die Angst und Verzweiflung glaubhaft auf die Leinwand. Die Handlung entwickelt sich von einer eingeschworenen Gruppenmentalität hin zu einem Kampf ums eigene Überleben.

Ähnlich wie das Leben der Monos ist dieser Weg teils chaotisch und holprig. Monos – Zwischen Himmel und Hölle wechselt zwischen stillen und rasanten Momenten. Mal albern die acht Jugendlichen einfach herum, essen Pilze oder haben Sex, doch sobald die Eintracht zerbricht, ändert sich diese Stimmung.

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Was die Besetzung betrifft sind hier mit Sofia Buenaventura, Julián Giraldo, Karen Quintero, Laura Castrillón, Deiby Rueda, Paul Cubides, Sneider Castro und Moises Arias eher unbekannte Namen vor der Kamera. Die Chemie zwischen den Jungdarstellern ist allerdings glaubhaft vorhanden.

Eingefangen in teils starken Bildern schafft es Monos – Zwischen Himmel und Hölle leider nicht eine klare Linie in seiner Erzählstruktur zu finden. Schnell kann das Werk dadurch unkoordiniert oder gar langweilig wirken.

Alles in allem ist Monos – Zwischen Himmel und Hölle ein ambitioniertes Werk, mit viel Hintergrund und Tiefgang. Eine brutal Mischung aus Surrealismus und harter Realität. Eine Geschichte von acht Kindern in Kolumbien, die keine Kinder sein können.

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