Midsommar (2019) | Filmkritik

Midsommar

Die junge Doktorandin Dani (Florence Pugh) muss einen schweren Schock verkraften: Ihre Schwester hat sich und ihre Eltern in einem erweiterten Suizid umgebracht. Durch dieses Trauma leidet auch die Beziehung zwischen Dani und ihrem Freund Christian (Jack Reynor).

Dieser beschließt daraufhin mit seinen Freunden zum Midsommar-Fest nach Hälsingland in Schweden zu reisen. Die Einladung zu diesem speziellen Ereignis kommt von einem Freund, der in Schweden Verwandte hat. Auch Dani kommt mit, nachdem sie von den Reiseplänen erfährt.

Allerdings weiß die Clique nicht, worauf sie sich da eingelassen haben. Denn das Midsommar-Fest scheint mehr als nur ein sechstägiges Fest zu sein. Vielmehr steckt eine lange Tradition hinter dem skandinavischen Sommerfest. Worauf lassen sich Dani und Christian da nur ein? Was als puritanisches Fest der Liebe und Glückseligkeit beginnt, nimmt eine unheimliche Wendung, die das sonnengeflutete Paradies bis in die Eingeweide erschüttert.

© Weltkino Filmverleih GmbH

Midsommar ist ein US-amerikanischer Horrorfilm aus dem Jahr 2019. Für die Regie und das Drehbuch zeichnete sich Ari Aster verantwortlich, für den dies erst sein zweiter Langspielfilm ist. Sein Regiedebüt war Hereditary – Das Vermächtnis aus dem Jahr 2018. Damals bekam das Horror-Genre frischen Wind durch die intensive Mischung aus Familien-Drama und Horror.

Der zweite Film von Ari Aster setzt diese Zielrichtung fort, lässt jedoch einiges an Biss liegen. Das neue Werk ist stilsicher und ruhig aber auch langatmig. Zuerst einmal ist es wirklich bemerkenswert einen jungen Regisseur zu sehen, der eine eigene Handschrift hat. Es gibt heutzutage, zu Zeiten des Überdrusses an Blockbustern, kaum noch Filmschaffende wie ihn. Jedes Bild, jede Kameraeinstellung, sitzt. So schön, wie auch brutal, schafft es heute eigentlich kaum jemand eine Horrorgeschichte zu erzählen.

Des Weiteren schreibt Aster die Drehbücher seiner Filme auch selbst. Mit perfekt choreografierten Szenen, Bildern und einem guten Gespür für Atmosphäre entwickelt sich ein greifbares Szenario. Die Sequenzen sind teilweise überragend gefilmt. Mit steigender Spannung und einer sehr starken Authentizität kann man der Handlung folgen. Allein das tägliche Mittagessen wirkt wie ein rhythmisches Kunststück.

© Weltkino Filmverleih GmbH

Auch die Wahl des Settings ist durch und durch gelungen. Das kleine skandinavische Örtchen bietet sich für eine derart mysteriöse Geschichte perfekt an. Allein die Vorstellung der beschriebenen Welt ist eine dramaturgische Wucht. Die Kamera schwenkt ruhig von Blockhaus zu Tempel, von Sitzbank zu Baumstamm oder von Schlafplatz zu Backstube. Es macht Spaß die Midsommar-Welt kennenzulernen.

Die Bilder sind strahlend hell und lebensfroh. Des Weiteren wirken die Figuren alle sehr unverbraucht. Der Vorteil: Die Handlung ist schwer einzuordnen, keiner ist sicher. Alles ist möglich, könnte man nach den ersten 60 Minuten meinen. Doch leider verpufft diese Erwartung im zweiten Filmabschnitt.

Plötzlich verliert die Geschichte ihren Reiz. Sie wird sehr ruhig und teilweise vorhersehbar. Die ansprechende Atmosphäre gerät mächtig ins Stocken. Handlungsfortschritt gibt es keinen mehr. Das drohende Szenario kommt, ohne Wenn und Aber. Es passiert unterm Strich nichts Überraschendes. Ausgenommen sind an dieser Stelle einige kurze Splatterszenen, in denen es eher um den visuellen Schock geht, den der Zuschauer erleiden könnte.

© Weltkino Filmverleih GmbH

Gemessen an dem starken Start ist der zweite Teil des Films eine Enttäuschung. Es wäre mehr möglich gewesen. Im letzten Drittel findet der Film dann seinen Abschluss, der okay ist. Leider ist im direkten Vergleich zu Hereditary – Das Vermächtnis eine fehlende Wendung festzuhalten.

Schauspielerisch sind alle Darsteller glaubwürdig. Die Hauptdarstellerin Florence Pugh ist an dieser Stelle besonders zu erwähnen. Sie treibt den Film voran und bleibt fokussiert in ihrer Rolle. Für ihr männliches Pendant (Jack Reynor) ist allerdings eine gewisse Zurückhaltung auffallend. Entweder gewollt oder ungewollt wirkt der Schauspieler etwas zu ruhig.

Positiv ist auch, dass die Statisten gut besetzt sind. Somit wirkt das schwedische Dorf noch glaubwürdiger. Außerdem ist der Soundtrack passend und trifft an den richtigen Stellen die korrekten, musikalischen Töne.

Insgesamt ist Midsommar nicht so stark wie sein Vorgänger, aber dennoch sortiert sich der Film im oberen Bereich der Horrorfilme ein. Das schöne sommerliche Skandinavien wird hier von einer ganz neuen Seite gezeigt und die tolle Kulisse lädt praktisch ein für einen Horrorfilm.

Ab dem 7. Februar 2020 gibt es das Horrorhighlight auf Blu-ray, DVD und digital. Zusätzlich erscheint eine limitierte Blu-ray Special Edition im hochwertigen Mediabook, die neben der Kinofassung exklusiv den 25 Minuten längeren Director’s Cut sowie ein 16-seitiges Booklet mit Zeichnungen aus dem Film enthält. Als besonderes Extra findet sich auf allen Discs ein umfangreiches Featurette.

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