Mickey 17

Mickey 17 (2025) | Filmkritik

Bong Joon Ho bringt Robert Pattinson ins Sci-Fi-Universum

von Mathias Grunwald

Mit Mickey 17 wagt sich Regisseur Bong Joon Ho, bekannt für Meisterwerke wie Parasite (2019) und Mother (2009), erneut in das Science-Fiction-Genre.

Zu sterben ist sein Alltag.

Der Film erzählt die Geschichte von Mickey, einem Expendable, der geklont werden kann, sobald er stirbt – immer und immer wieder. Dieser moralische wie auch praktische Konflikt zwischen Identität, Seele und Wert des Lebens hätte das Fundament für ein innovatives Sci-Fi-Werk sein können.

Mickey 17 Kritik

© Warner Bros (Universal Pictures)

Der Film startet stark, originell und mit einem erfrischenden Mix aus Humor und sozialkritischen Untertönen. Doch schon nach der ersten Hälfte flacht die Handlung zunehmend ab, der Fokus entgleist und am Ende fühlt sich Mickey 17 wie ein hastig zusammengeschustertes Sci-Fi-Spektakel ohne bleibenden Eindruck an.

Robert Pattinsons Facettenreichtum

Robert Pattinson überzeugt in der Hauptrolle als Mickey, indem er verschiedene Persönlichkeiten seiner Klon-Varianten darstellt. Gerade diese Vielseitigkeit macht seinen Auftritt interessant und hebt ihn über das Mittelmaß hinaus. Sein Spiel bleibt solide und zeigt einmal mehr, dass er seit The Lighthouse (2019), Tenet (2020) und The Batman (2022) längst mehr als nur „der Twilight-Star“ ist.

Our entire life is a punishment.

Mickey Barnes

Weniger gelungen ist dagegen Mark Ruffalos Darstellung. Seine Figur, die als Anführer der Mission auftritt, driftet schnell in eine Art Donald-Trump-Parodie ab. Zwar versteht man den satirischen Ansatz, doch die Figur verliert dadurch jegliche eigene Identität und bleibt eher Karikatur als Charakter. Der Film verschenkt damit eine Chance auf eine ernstzunehmende Antagonistenfigur.

Mickey 17 Kritik

© Warner Bros (Universal Pictures)

Toni Collette hat nur wenige Szenen, doch diese gehören zu den intensivsten Schauspielleistungen des Films. Mit ihrer bestimmenden Präsenz und subtilen Schauspielkunst verleiht sie ihrer Figur Tiefe und Gewicht, was vielen anderen Charakteren im Ensemble fehlt.

Hey!… I’m still good meat! I’m perfectly good meat! I taste fine!

Mickey Barnes

Während Pattinson und Collette positiv hervorstechen, bleiben die restlichen Schauspielerinnen und Schauspieler eher blass. Sie fungieren meist als Beiwerk ohne klare Motivation oder Hintergrund, sodass man kaum eine emotionale Bindung zu ihnen aufbaut.

Moralische Fragen ohne Antworten

Besonders schade ist, dass Mickey 17 zwar spannende Fragen aufwirft – Was bedeutet Individualität, wenn Klonen Alltag ist? Hat ein „Expendable“ denselben Wert wie ein „echtes“ Leben? Ist dies wahre Wiedergeburt und ewiges Leben? – diese Themen aber kaum konsequent weiterverfolgt. Statt wie Duncan Jones’ Moon (2009) tief in die moralischen und psychologischen Abgründe einzutauchen, wechselt der Film nach der Hälfte zu einem generischeren Plot mit bekannten Sci-Fi-Mustern.

Mickey 17 Kritik

© Warner Bros (Universal Pictures)

Optisch macht Mickey 17 jedoch einiges her. Die futuristischen Sets, die detailreichen Kostüme und die stimmungsvollen Bilder tragen stark zur Immersion bei.

Visuelle Stärken in Kulissen und Effekten

Auch die visuellen Effekte sind hochwertig und vermitteln eine glaubwürdige, atmosphärische Welt.

Die anfänglich originelle Mischung aus Humor, Satire und Science-Fiction bricht im weiteren Verlauf zusammen. Der Ton wird ernster, aber nicht tiefgründiger, wodurch der Film an Leichtigkeit verliert, ohne im Gegenzug neue erzählerische Tiefe zu gewinnen. Das Ende wirkt überstürzt und uninspiriert – als wollte man die Handlung schnell zu Ende bringen, um überhaupt einen Abschluss zu liefern.

Mickey 17 Kritik

© Warner Bros (Universal Pictures)

Bong Joon Ho bleibt ein visionärer Regisseur, doch Mickey 17 erreicht nicht die Klasse seiner bisherigen Highlights.

Bong Joon Ho ohne Meisterleistung

Weder die bitterböse Gesellschaftskritik aus Parasite noch die kompromisslose Intensität aus Mother sind hier wirklich greifbar. Am ehesten erinnert der Film in seiner Uneinheitlichkeit an Snowpiercer (2013), der ebenfalls zwischen brillanten Ideen und erzählerischen Schwächen schwankte.

Mickey 17 präsentiert eine faszinierenden Ausgangsidee, gute Darsteller und starke visuelle Gestaltung. Doch die inkonsequente Fokussierung auf zentrale Themen, schwache Nebencharaktere und ein uninspiriertes Finale verhindern den ganz großen Wurf. Für Sci-Fi-Fans dennoch sehenswert – wenn auch nicht revolutionär.

Bewertung

Bewertung_7

Trailer
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Bildrechte: Warner Bros.

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