Lovecut (2020) | Filmkritik

Lovecut

Die Jugendlichen der Generation Z sind im digitalen Zeitalter aufgewachsenen und können ohne Zweifel als Digital Natives bezeichnet werden. Nicht nur ist das Smartphone ihr ständiger Begleiter, auch der Drang zur Selbstdarstellung im Internet gehört zu ihrem Alltag.

Und auch wenn die Technik viele Probleme der Vergangenheit löst, bringt sie auch etliche neue in das Leben der aufwachsenden Gen Z.

Zwischen Tinder, Titten und Träumen

Iliana Estañol und Johanna Lietha haben mit ihrem Erstlingswerk Lovecut nun die Herausforderungen dieser Generation näher beleuchtet und erzählen authentisch über drei Schicksale digitaler Pärchen.

© Meteor Film GmbH

Die Beziehung von Jakob und seiner Freundin Anna läuft eigentlich problemlos. Nicht nur sind die beiden ineinander verliebt, auch das Sexleben könnte nicht besser sein. Immer wieder filmen sich die beiden auch bei diesem und halten ihre intimsten Momente mit der Handykamera fest. Ein Dämpfer des Glücks sind jedoch Annas Eltern, die nicht nur das 16-jährige Mädchen immer wieder kontrollieren, sondern auch Jakob für zu alt halten.

Pärchen im digitalen Zeitalter

Aus diesem Grund will das verliebte Pärchen schnellst möglich in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Doch diese Freiheit kostet Geld. Eine Lösung scheint gefunden, als Jakob und Anna entdecken wie viel Geld sie damit verdienen können, wenn sie ihre offenen und freizügigen Videos im Internet zum Kauf anbieten. Doch neben dem schnellen Geld zerbricht die Beziehung der beiden Stück für Stück bei diesem Vorhaben.

Auch der 18-jährigen Ben versucht auf eigenen Beinen im Leben zu stehen, gerät jedoch immer wieder ins Straucheln. Nach mehreren Diebstählen ist er mittlerweile auf Bewährung und darf sich eigentlich keinen weiteren Fehltritt mehr erlauben. Als er über Tinder auf die rebellische Luka trifft, gerät dieser Vorsatz jedoch in Gefahr.

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Die freiheitsliebende Aufreißerin, die einen Scheiß auf Gefühle gibt, sorgt dafür, dass Ben in alte Gewohnheiten verfällt. Eine Balance zwischen Liebe und Kriminalität zu finden, kann auf Dauer nicht gelingen.

Im Gegensatz zur eiskalten Luka ist ihre Freundin Momo eine hoffnungslose Romantikerin. Den richtigen Mann hat sie allerdings noch nicht gefunden. Mit Alex scheint sie jedoch den perfekten Freund kennengelernt zu haben, an den sie ihre Unschuld verlieren möchte. Das Problem ist aber, dass sich die beiden bisher nur im Videochat treffen. Und Alex scheint kein Interesse zu haben Momo endlich mal persönlich kennenzulernen. Und der Grund ist sein Geheimnis: Seit einem Unfall ist er an den Rollstuhl gefesselt.

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Bei dem Indie-Werk Lovecut handelt es sich um ein Episoden-Drama, das den Zuschauer umgehend in die Welt der sechs Jugendlichen hineinzieht und nach knapp 90 Minuten auch wieder herauswirft. Doch was wir auf der kurzen Reise erleben, sind ebenso intime wie ehrliche Einblicke in die Gedankenwelt einer Generation, die immer wieder auf der Suche nach sich selbst ist.

Baby-Boomer vs. Generation Z

Oft von der Generation der Baby-Boomer als faul und ziellos verspottet, zeigt Lovecut schonungslos, mit welchen Problemen die Jugendlichen heutzutage zu ringen haben: Liebe, Sex und Sehnsucht.

Die Probleme der digitalen Paare sind dabei keinesfalls neu, aber sie haben sich durch durch die moderne Technik angepasst. Während zum Beispiel Jakob und Anna kein Problem damit haben ihre Sex-Filmchen fremden Menschen im Internet zu zeigen, ist ihnen die Geschichte im Freundeskreis äußerst unangenehm. Die erhoffte Anonymität im Internet allerdings verleiht ihnen Mut.

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Und auch Alex fühlt sich hinter seiner Webcam sicher, wenn er mit Momo skypt und sie nicht sehen kann, dass er insgeheim auf seinen Rollstuhl angewiesen ist. Bei Ben und Luka finden die großen Probleme gar nicht allzu sehr im Internet statt.

Beide haben primär damit zu kämpfen, dass sie ihren Platz im Leben noch nicht gefunden haben. So wird Ben von seinem Vater gezwungen endlich eine Ausbildung zu beginnen und Luka wächst mit dauernd streitenden Eltern auf, so dass sie selbst nicht mehr an die wahre Liebe glaubt.

Probleme und Ängste der Gen Z

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Schauspielerisch bewegt sich Lovecut auf einem überschaubaren Niveau. Während manche Dialoge offen und ehrlich klingen, hört man bei manchen die vorgetragen Drehbuchzeilen deutlich heraus. Da es für viele Beteiligte der Besetzung, zu der Sara Toth, Karem Abdelhamed, Luca von Schrader, Max Kuess, Melissa Irowa und Valentin Gruber gehören, die erste größere Rolle ist, stört dies aber weniger und trägt auch zum Indie-Look bei. Äußerst positiv fällt zudem die Musik von Michael Sauter auf, die den Film sehr gelungen begleitet.

Lovecut verfrachtet die Probleme des Erwachsenwerdens in die aktuelle Zeit und erzählt über weite Strecken glaubhaft, mit welchen inneren Konflikten die Gen z zu kämpfen hat. Leider verliert der Film zum Ende hin seine Leichtigkeit und versucht mit aufgezwungenen Botschaften seine einzelnen Episoden zu einem Abschluss zu bringen.

Alles in allem aber ist Lovecut ein durchaus interessanter Erstling, der vor allem älteren Generationen aufzeigt, welche Problemen und Ängste die heutige Jugend bewältigen muss, um ihren Platz im Leben zu finden.

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